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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

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daß da die nächtliche Dämmerung so bald
verschwinden werde.



Mein' Antwort hierauf.

Wir wärmen uns, seh ich, an einem Feu-
er. -- Da nun Einem so sehr daran gelegen
ist als dem Andern, daß uns dies Flämm-
lein nicht verlösch', so ist's recht und billig,
daß ieder sein Büschel Holz herzutrag' ihm
Nahrung zu geben. An mir soll's nicht
fehlen, Jhnen in Jhrem Begehr nach Ver-
mögen förderlich zu seyn, werd alles nach
Jhrer Vorschrift verhandeln. Hab bereits
meinem Gerichtshalter aufgegeben, das was
Gerichtshalber dabey nöthig ist, bald mög-
lichst vor die Hand zu nehmen.

Der Bader Meffner, wie sich der ver-
dächtige Kauz hier nennt, ist über Feld ver-
reißt, steht gewöhnlich auf den Märkten
der umliegenden Städt', als Zahnarzt und
Wurmdoktor aus, derohalben muß es mit
seiner Silhouett' anstehn bis er wieder
kommt, hab sie nicht in meiner Sammlung,
sonst sollt' sie gleich mit folgen. Herr Urian
mag wohl kein rein Gewissen haben: ist
nicht nur vergangenen Winter ungehorsam-

lich

daß da die naͤchtliche Daͤmmerung ſo bald
verſchwinden werde.



Mein’ Antwort hierauf.

Wir waͤrmen uns, ſeh ich, an einem Feu-
er. — Da nun Einem ſo ſehr daran gelegen
iſt als dem Andern, daß uns dies Flaͤmm-
lein nicht verloͤſch’, ſo iſt’s recht und billig,
daß ieder ſein Buͤſchel Holz herzutrag’ ihm
Nahrung zu geben. An mir ſoll’s nicht
fehlen, Jhnen in Jhrem Begehr nach Ver-
moͤgen foͤrderlich zu ſeyn, werd alles nach
Jhrer Vorſchrift verhandeln. Hab bereits
meinem Gerichtshalter aufgegeben, das was
Gerichtshalber dabey noͤthig iſt, bald moͤg-
lichſt vor die Hand zu nehmen.

Der Bader Meffner, wie ſich der ver-
daͤchtige Kauz hier nennt, iſt uͤber Feld ver-
reißt, ſteht gewoͤhnlich auf den Maͤrkten
der umliegenden Staͤdt’, als Zahnarzt und
Wurmdoktor aus, derohalben muß es mit
ſeiner Silhouett’ anſtehn bis er wieder
kommt, hab ſie nicht in meiner Sammlung,
ſonſt ſollt’ ſie gleich mit folgen. Herr Urian
mag wohl kein rein Gewiſſen haben: iſt
nicht nur vergangenen Winter ungehorſam-

lich
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[47/0053] daß da die naͤchtliche Daͤmmerung ſo bald verſchwinden werde. Mein’ Antwort hierauf. Wir waͤrmen uns, ſeh ich, an einem Feu- er. — Da nun Einem ſo ſehr daran gelegen iſt als dem Andern, daß uns dies Flaͤmm- lein nicht verloͤſch’, ſo iſt’s recht und billig, daß ieder ſein Buͤſchel Holz herzutrag’ ihm Nahrung zu geben. An mir ſoll’s nicht fehlen, Jhnen in Jhrem Begehr nach Ver- moͤgen foͤrderlich zu ſeyn, werd alles nach Jhrer Vorſchrift verhandeln. Hab bereits meinem Gerichtshalter aufgegeben, das was Gerichtshalber dabey noͤthig iſt, bald moͤg- lichſt vor die Hand zu nehmen. Der Bader Meffner, wie ſich der ver- daͤchtige Kauz hier nennt, iſt uͤber Feld ver- reißt, ſteht gewoͤhnlich auf den Maͤrkten der umliegenden Staͤdt’, als Zahnarzt und Wurmdoktor aus, derohalben muß es mit ſeiner Silhouett’ anſtehn bis er wieder kommt, hab ſie nicht in meiner Sammlung, ſonſt ſollt’ ſie gleich mit folgen. Herr Urian mag wohl kein rein Gewiſſen haben: iſt nicht nur vergangenen Winter ungehorſam- lich

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/53>, abgerufen am 23.11.2024.