Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.XV. Brief. Fräulein Amalia an ihren Bruder. den 26 Octob. Das Schauspiel hat sich geendiget, der Vorhang ist zugezogen, die Zuschauer, die ein Trauerspiel vermutheten, haben ein Lustspiel gesehen und sind nicht unzufrieden darüber, daß der Cothurn seinen hohen Absatz verlohren hat. Der Zwist unsers Oncles und des Majors ist ohne das Geräusche furchtbarer Waffen beigeleget worden. Alles wurde nach dem Geschmacke Grandisons ausgeführet, und jerdermann, selbst die rachsüchtige Frau v. W. ist beruhiget. Der Baron hat keinen Fleiß gesparet den Hauptpersonen ihre Rolle wohl einzuprägen, damit bey der Ausführung sich kein Fehler einschleichen möchte, der einen komischen Auftritt in einen tragischen hätte verwandeln können. Vorgestern, am 24sten, besuchte er Vormittage XV. Brief. Fräulein Amalia an ihren Bruder. den 26 Octob. Das Schauspiel hat sich geendiget, der Vorhang ist zugezogen, die Zuschauer, die ein Trauerspiel vermutheten, haben ein Lustspiel gesehen und sind nicht unzufrieden darüber, daß der Cothurn seinen hohen Absatz verlohren hat. Der Zwist unsers Oncles und des Majors ist ohne das Geräusche furchtbarer Waffen beigeleget worden. Alles wurde nach dem Geschmacke Grandisons ausgeführet, und jerdermann, selbst die rachsüchtige Frau v. W. ist beruhiget. Der Baron hat keinen Fleiß gesparet den Hauptpersonen ihre Rolle wohl einzuprägen, damit bey der Ausführung sich kein Fehler einschleichen möchte, der einen komischen Auftritt in einen tragischen hätte verwandeln können. Vorgestern, am 24sten, besuchte er Vormittage <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0085" n="83"/> <div type="letter" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">XV. Brief.</hi> </head> <head> <hi rendition="#fr">Fräulein Amalia an ihren Bruder.</hi> </head> <opener> <salute>den 26 Octob.</salute> </opener> <p>Das Schauspiel hat sich geendiget, der Vorhang ist zugezogen, die Zuschauer, die ein Trauerspiel vermutheten, haben ein Lustspiel gesehen und sind nicht unzufrieden darüber, daß der Cothurn seinen hohen Absatz verlohren hat. Der Zwist unsers Oncles und des Majors ist ohne das Geräusche furchtbarer Waffen beigeleget worden. Alles wurde nach dem Geschmacke Grandisons ausgeführet, und jerdermann, selbst die rachsüchtige Frau v. W. ist beruhiget. Der Baron hat keinen Fleiß gesparet den Hauptpersonen ihre Rolle wohl einzuprägen, damit bey der Ausführung sich kein Fehler einschleichen möchte, der einen komischen Auftritt in einen tragischen hätte verwandeln können. Vorgestern, am 24sten, besuchte er Vormittage </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0085]
XV. Brief. Fräulein Amalia an ihren Bruder. den 26 Octob. Das Schauspiel hat sich geendiget, der Vorhang ist zugezogen, die Zuschauer, die ein Trauerspiel vermutheten, haben ein Lustspiel gesehen und sind nicht unzufrieden darüber, daß der Cothurn seinen hohen Absatz verlohren hat. Der Zwist unsers Oncles und des Majors ist ohne das Geräusche furchtbarer Waffen beigeleget worden. Alles wurde nach dem Geschmacke Grandisons ausgeführet, und jerdermann, selbst die rachsüchtige Frau v. W. ist beruhiget. Der Baron hat keinen Fleiß gesparet den Hauptpersonen ihre Rolle wohl einzuprägen, damit bey der Ausführung sich kein Fehler einschleichen möchte, der einen komischen Auftritt in einen tragischen hätte verwandeln können. Vorgestern, am 24sten, besuchte er Vormittage
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