Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.XXIV. Brief. Einschluß des vorigen. An das Fräulein v. W. den 1 November. Gnädiges Fräulein, Sie mögen es nun billigen oder nicht, so wage ich es doch, Ihnen mein Herz zu entdecken. Einem Soldaten ist eine kleine Freiheit anständig, die ein andres ungestraft sich nicht heraus nehmen darf. Ich verehre Sie. Dieses haben Sie aus meinem Bezeigen gegen Dero vortrefliche Person bereits schließen können: ich fand aber nöthig, Ihnen dieses Geständnis auch einmal deutlicher zu thun. Mündlich würde es mir unendliche Mühe gekostet haben, ich bin in gewissen Fällen sehr zaghaft, wenn ich gleich ein Soldat bin, und ich fand auch hierzu keine günstige Gelegenheit; verschweigen XXIV. Brief. Einschluß des vorigen. An das Fräulein v. W. den 1 November. Gnädiges Fräulein, Sie mögen es nun billigen oder nicht, so wage ich es doch, Ihnen mein Herz zu entdecken. Einem Soldaten ist eine kleine Freiheit anständig, die ein andres ungestraft sich nicht heraus nehmen darf. Ich verehre Sie. Dieses haben Sie aus meinem Bezeigen gegen Dero vortrefliche Person bereits schließen können: ich fand aber nöthig, Ihnen dieses Geständnis auch einmal deutlicher zu thun. Mündlich würde es mir unendliche Mühe gekostet haben, ich bin in gewissen Fällen sehr zaghaft, wenn ich gleich ein Soldat bin, und ich fand auch hierzu keine günstige Gelegenheit; verschweigen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0260" n="258"/> <div type="letter" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">XXIV. Brief.</hi> </head> <head> <hi rendition="#fr">Einschluß des vorigen.</hi> </head> <head> <hi rendition="#fr">An das Fräulein v. W.</hi> </head> <opener> <dateline>den 1 November.</dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#fr">Gnädiges Fräulein,</hi> </salute> </opener> <p>Sie mögen es nun billigen oder nicht, so wage ich es doch, Ihnen mein Herz zu entdecken. Einem Soldaten ist eine kleine Freiheit anständig, die ein andres ungestraft sich nicht heraus nehmen darf. Ich verehre Sie. Dieses haben Sie aus meinem Bezeigen gegen Dero vortrefliche Person bereits schließen können: ich fand aber nöthig, Ihnen dieses Geständnis auch einmal deutlicher zu thun. Mündlich würde es mir unendliche Mühe gekostet haben, ich bin in gewissen Fällen sehr zaghaft, wenn ich gleich ein Soldat bin, und ich fand auch hierzu keine günstige Gelegenheit; verschweigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0260]
XXIV. Brief. Einschluß des vorigen. An das Fräulein v. W. den 1 November.
Gnädiges Fräulein, Sie mögen es nun billigen oder nicht, so wage ich es doch, Ihnen mein Herz zu entdecken. Einem Soldaten ist eine kleine Freiheit anständig, die ein andres ungestraft sich nicht heraus nehmen darf. Ich verehre Sie. Dieses haben Sie aus meinem Bezeigen gegen Dero vortrefliche Person bereits schließen können: ich fand aber nöthig, Ihnen dieses Geständnis auch einmal deutlicher zu thun. Mündlich würde es mir unendliche Mühe gekostet haben, ich bin in gewissen Fällen sehr zaghaft, wenn ich gleich ein Soldat bin, und ich fand auch hierzu keine günstige Gelegenheit; verschweigen
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