Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

und also durch sein Stilleschweigen die Sache billiget, denn qui tacet consentire videtur II.) Weil er es selbst veranlasset hat, daß die Bürger in Königsberg sich besoffen haben wie die Bürstenbinder, oder eigentlich zu reden, daß die Bürger in Königsberg den größern Becher der Frölichkeit versucht haben. III.) Weil er sich kein Bedenken macht, einen Traum zu erzählen, der eine Aufmunterung zum Gebrauche desselben enthält. Er würde diesen Traum gewiß verschwiegen haben, wann er befürchtet hätte, dadurch eine Aergerniß anzurichten, da er aber dieses nicht gethan hat; so ist es außer allem Streit, daß er nichts darwider einzuwenden hatte. Welches zu erweisen war.

Anmerkung.

Wenn es also die Moralisten verstatten, dann und wann so tief in das Glas zu gucken, daß man den Fuchsen schießt und über eilfe wirft; so ist es klar, daß es erlaubt sey, den größern Becher der Frölichkeit zur Ergötzung des Gemüths zu gebrauchen.

und also durch sein Stilleschweigen die Sache billiget, denn qui tacet consentire videtur II.) Weil er es selbst veranlasset hat, daß die Bürger in Königsberg sich besoffen haben wie die Bürstenbinder, oder eigentlich zu reden, daß die Bürger in Königsberg den größern Becher der Frölichkeit versucht haben. III.) Weil er sich kein Bedenken macht, einen Traum zu erzählen, der eine Aufmunterung zum Gebrauche desselben enthält. Er würde diesen Traum gewiß verschwiegen haben, wann er befürchtet hätte, dadurch eine Aergerniß anzurichten, da er aber dieses nicht gethan hat; so ist es außer allem Streit, daß er nichts darwider einzuwenden hatte. Welches zu erweisen war.

Anmerkung.

Wenn es also die Moralisten verstatten, dann und wann so tief in das Glas zu gucken, daß man den Fuchsen schießt und über eilfe wirft; so ist es klar, daß es erlaubt sey, den größern Becher der Frölichkeit zur Ergötzung des Gemüths zu gebrauchen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0324" n="309"/>
und also durch sein Stilleschweigen die Sache billiget, denn <hi rendition="#aq">qui tacet consentire videtur</hi> II.) Weil er es selbst veranlasset hat, daß die Bürger in Königsberg sich besoffen haben wie die Bürstenbinder, oder eigentlich zu reden, daß die Bürger in Königsberg den größern Becher der Frölichkeit versucht haben. III.) Weil er sich kein Bedenken macht, einen Traum zu erzählen, der eine Aufmunterung zum Gebrauche desselben enthält. Er würde diesen Traum gewiß verschwiegen haben, wann er befürchtet hätte, dadurch eine Aergerniß anzurichten, da er aber dieses nicht gethan hat; so ist es außer allem Streit, daß er nichts darwider einzuwenden hatte. Welches zu erweisen war.</p>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Anmerkung.</hi><lb/>
            </head>
            <p>Wenn es also die Moralisten verstatten, dann und wann so tief in das Glas zu gucken, daß man den Fuchsen schießt und über eilfe wirft; so ist es klar, daß es erlaubt sey, den größern Becher der Frölichkeit zur Ergötzung des Gemüths zu gebrauchen.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0324] und also durch sein Stilleschweigen die Sache billiget, denn qui tacet consentire videtur II.) Weil er es selbst veranlasset hat, daß die Bürger in Königsberg sich besoffen haben wie die Bürstenbinder, oder eigentlich zu reden, daß die Bürger in Königsberg den größern Becher der Frölichkeit versucht haben. III.) Weil er sich kein Bedenken macht, einen Traum zu erzählen, der eine Aufmunterung zum Gebrauche desselben enthält. Er würde diesen Traum gewiß verschwiegen haben, wann er befürchtet hätte, dadurch eine Aergerniß anzurichten, da er aber dieses nicht gethan hat; so ist es außer allem Streit, daß er nichts darwider einzuwenden hatte. Welches zu erweisen war. Anmerkung. Wenn es also die Moralisten verstatten, dann und wann so tief in das Glas zu gucken, daß man den Fuchsen schießt und über eilfe wirft; so ist es klar, daß es erlaubt sey, den größern Becher der Frölichkeit zur Ergötzung des Gemüths zu gebrauchen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/324
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/324>, abgerufen am 21.12.2024.