Jch bin weit davon entfernt, die Bekehrung des Grafen Struensee für einen beträchtlichen Sieg der Religion auszugeben, der ihre Wahrheit beweise und auf den ihre Bekenner stolz zu seyn Ursache haben. Sie ist zu sehr bewiesen, als daß sie eines solchen Beweises bedürfe, und jeder Christ, der seine Religion versteht, findet in ihr selbst wichtigere Grün- de zu einer edlen Zufriedenheit mit sich selbst über die Glückseeligkeit und Weisheit ihr Bekenner zu seyn. Jnzwischen scheint es mir doch gewiß zu seyn, daß in der Seele dieses Mannes, dessen Bekehrungsgeschichte ich hier beschreibe, der Jrrthum auf eine merkwür- dige Art von der Wahrheit besiegt worden ist, und zwar durch solche Waffen, die keinen Zweifel daran übrig lassen, daß der Sieg ganz entschieden sey. Freu- de muß das jedem Christen verursachen, den diese meine Schrift davon überzeugen kann: denn es ist ja Freude im Himmel über jeden Sünder, der Buße thut.
Jch habe viele Ursachen gefunden, die Ge- schichte dieser heilsamen Veränderung des unglücklichen Mannes zu erzählen. -- Warum sollte ich die Freude, die ich darüber empfunden habe, nicht auch andern mittheilen, die über die Errettung einer Seele froh
seyn
)( 2
Vorrede.
Jch bin weit davon entfernt, die Bekehrung des Grafen Struenſee fuͤr einen betraͤchtlichen Sieg der Religion auszugeben, der ihre Wahrheit beweiſe und auf den ihre Bekenner ſtolz zu ſeyn Urſache haben. Sie iſt zu ſehr bewieſen, als daß ſie eines ſolchen Beweiſes beduͤrfe, und jeder Chriſt, der ſeine Religion verſteht, findet in ihr ſelbſt wichtigere Gruͤn- de zu einer edlen Zufriedenheit mit ſich ſelbſt uͤber die Gluͤckſeeligkeit und Weisheit ihr Bekenner zu ſeyn. Jnzwiſchen ſcheint es mir doch gewiß zu ſeyn, daß in der Seele dieſes Mannes, deſſen Bekehrungsgeſchichte ich hier beſchreibe, der Jrrthum auf eine merkwuͤr- dige Art von der Wahrheit beſiegt worden iſt, und zwar durch ſolche Waffen, die keinen Zweifel daran uͤbrig laſſen, daß der Sieg ganz entſchieden ſey. Freu- de muß das jedem Chriſten verurſachen, den dieſe meine Schrift davon uͤberzeugen kann: denn es iſt ja Freude im Himmel uͤber jeden Suͤnder, der Buße thut.
Jch habe viele Urſachen gefunden, die Ge- ſchichte dieſer heilſamen Veraͤnderung des ungluͤcklichen Mannes zu erzaͤhlen. — Warum ſollte ich die Freude, die ich daruͤber empfunden habe, nicht auch andern mittheilen, die uͤber die Errettung einer Seele froh
ſeyn
)( 2
<TEI><text><body><pbfacs="#f0007"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vorrede.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch bin weit davon entfernt, die Bekehrung des<lb/>
Grafen Struenſee fuͤr einen betraͤchtlichen Sieg<lb/>
der Religion auszugeben, der ihre Wahrheit<lb/>
beweiſe und auf den ihre Bekenner ſtolz zu ſeyn Urſache<lb/>
haben. Sie iſt zu ſehr bewieſen, als daß ſie eines<lb/>ſolchen Beweiſes beduͤrfe, und jeder Chriſt, der ſeine<lb/>
Religion verſteht, findet in ihr ſelbſt wichtigere Gruͤn-<lb/>
de zu einer edlen Zufriedenheit mit ſich ſelbſt uͤber die<lb/>
Gluͤckſeeligkeit und Weisheit ihr Bekenner zu ſeyn.<lb/>
Jnzwiſchen ſcheint es mir doch gewiß zu ſeyn, daß in<lb/>
der Seele dieſes Mannes, deſſen Bekehrungsgeſchichte<lb/>
ich hier beſchreibe, der Jrrthum auf eine merkwuͤr-<lb/>
dige Art von der Wahrheit beſiegt worden iſt, und<lb/>
zwar durch ſolche Waffen, die keinen Zweifel daran<lb/>
uͤbrig laſſen, daß der Sieg ganz entſchieden ſey. Freu-<lb/>
de muß das jedem Chriſten verurſachen, den dieſe<lb/>
meine Schrift davon uͤberzeugen kann: denn es iſt ja<lb/>
Freude im Himmel uͤber jeden Suͤnder, der Buße thut.</p><lb/><p>Jch habe viele Urſachen gefunden, die Ge-<lb/>ſchichte dieſer heilſamen Veraͤnderung des ungluͤcklichen<lb/>
Mannes zu erzaͤhlen. — Warum ſollte ich die Freude,<lb/>
die ich daruͤber empfunden habe, nicht auch andern<lb/>
mittheilen, die uͤber die Errettung einer Seele froh<lb/><fwplace="bottom"type="sig">)( 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſeyn</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[0007]
Vorrede.
Jch bin weit davon entfernt, die Bekehrung des
Grafen Struenſee fuͤr einen betraͤchtlichen Sieg
der Religion auszugeben, der ihre Wahrheit
beweiſe und auf den ihre Bekenner ſtolz zu ſeyn Urſache
haben. Sie iſt zu ſehr bewieſen, als daß ſie eines
ſolchen Beweiſes beduͤrfe, und jeder Chriſt, der ſeine
Religion verſteht, findet in ihr ſelbſt wichtigere Gruͤn-
de zu einer edlen Zufriedenheit mit ſich ſelbſt uͤber die
Gluͤckſeeligkeit und Weisheit ihr Bekenner zu ſeyn.
Jnzwiſchen ſcheint es mir doch gewiß zu ſeyn, daß in
der Seele dieſes Mannes, deſſen Bekehrungsgeſchichte
ich hier beſchreibe, der Jrrthum auf eine merkwuͤr-
dige Art von der Wahrheit beſiegt worden iſt, und
zwar durch ſolche Waffen, die keinen Zweifel daran
uͤbrig laſſen, daß der Sieg ganz entſchieden ſey. Freu-
de muß das jedem Chriſten verurſachen, den dieſe
meine Schrift davon uͤberzeugen kann: denn es iſt ja
Freude im Himmel uͤber jeden Suͤnder, der Buße thut.
Jch habe viele Urſachen gefunden, die Ge-
ſchichte dieſer heilſamen Veraͤnderung des ungluͤcklichen
Mannes zu erzaͤhlen. — Warum ſollte ich die Freude,
die ich daruͤber empfunden habe, nicht auch andern
mittheilen, die uͤber die Errettung einer Seele froh
ſeyn
)( 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/7>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.