und Ehre bey ihnen einlegen wollen, so sehe ich nicht ein, daß das unrecht ist. Aber ich hoffe, die Religion soll Jhnen bessern und zuverlässigern Trost und so viel Muth geben, als Sie dann nöthig haben werden."
Er las itzt die Briefe Pauli an die Corinthier, und sagte, er fände in Paulo einen großen Geist, viele Klugheit und wahre Philosophie. Unter andern habe ihm dieses Apostels Entscheidung der streitigen Frage, ob es erlaubt sey Götzenopfer zu essen, die Klugheit dessel- ben sehr sichtbar gemacht. Er sagte darüber vieles, das ich wünschte angemerkt zu haben. -- Jch gab ihm zur Unterhaltung seiner Lectüre beyde Theile von Spaldings Predigten, die er voll Hochachtung und Dankbarkeit gegen ihren Verfasser annahm.
Zwey und zwanzigste Unterredung, den 6ten April.
Die Bemühungen, sagte ich, welche Sie angewendet haben, vom Evangelio Erkenntniß und Ueberzeu- gung zu erlangen, der Beyfall, womit Sie die Lehren desselben angenommen haben, sind gut und Gott wohlge- fällig: aber das ist noch nicht alles, was Sie zu thun haben, wenn Sie an den Begnadigungen, die Gott Jh- nen in demselben darbietet, Theil haben wollen. Der Glaube, den Gott von uns fordert, soll lebendig oder fruchtbar seyn. Er muß unsre Gesinnungen auf eine heilsame Art verändern. Er muß unsre Handlungen dey Absichten Gottes und unsers Erlösers gemäß bestimmen. Unsre moralische Verbesserung muß die Folge desselben seyn, nach welcher wir das Böse, das wir vorher geliebt haben, nun hassen und meiden, das Gute aber, gegen welches wir vorher feindseelig oder gleichgültig gesinnt waren, nun lieben und thun. Daß dieß billige Forde-
rungen
und Ehre bey ihnen einlegen wollen, ſo ſehe ich nicht ein, daß das unrecht iſt. Aber ich hoffe, die Religion ſoll Jhnen beſſern und zuverlaͤſſigern Troſt und ſo viel Muth geben, als Sie dann noͤthig haben werden.„
Er las itzt die Briefe Pauli an die Corinthier, und ſagte, er faͤnde in Paulo einen großen Geiſt, viele Klugheit und wahre Philoſophie. Unter andern habe ihm dieſes Apoſtels Entſcheidung der ſtreitigen Frage, ob es erlaubt ſey Goͤtzenopfer zu eſſen, die Klugheit deſſel- ben ſehr ſichtbar gemacht. Er ſagte daruͤber vieles, das ich wuͤnſchte angemerkt zu haben. — Jch gab ihm zur Unterhaltung ſeiner Lectuͤre beyde Theile von Spaldings Predigten, die er voll Hochachtung und Dankbarkeit gegen ihren Verfaſſer annahm.
Zwey und zwanzigſte Unterredung, den 6ten April.
Die Bemuͤhungen, ſagte ich, welche Sie angewendet haben, vom Evangelio Erkenntniß und Ueberzeu- gung zu erlangen, der Beyfall, womit Sie die Lehren deſſelben angenommen haben, ſind gut und Gott wohlge- faͤllig: aber das iſt noch nicht alles, was Sie zu thun haben, wenn Sie an den Begnadigungen, die Gott Jh- nen in demſelben darbietet, Theil haben wollen. Der Glaube, den Gott von uns fordert, ſoll lebendig oder fruchtbar ſeyn. Er muß unſre Geſinnungen auf eine heilſame Art veraͤndern. Er muß unſre Handlungen dey Abſichten Gottes und unſers Erloͤſers gemaͤß beſtimmen. Unſre moraliſche Verbeſſerung muß die Folge deſſelben ſeyn, nach welcher wir das Boͤſe, das wir vorher geliebt haben, nun haſſen und meiden, das Gute aber, gegen welches wir vorher feindſeelig oder gleichguͤltig geſinnt waren, nun lieben und thun. Daß dieß billige Forde-
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und Ehre bey ihnen einlegen wollen, ſo ſehe ich nicht ein,
daß das unrecht iſt. Aber ich hoffe, die Religion ſoll
Jhnen beſſern und zuverlaͤſſigern Troſt und ſo viel Muth
geben, als Sie dann noͤthig haben werden.„
Er las itzt die Briefe Pauli an die Corinthier,
und ſagte, er faͤnde in Paulo einen großen Geiſt, viele
Klugheit und wahre Philoſophie. Unter andern habe
ihm dieſes Apoſtels Entſcheidung der ſtreitigen Frage,
ob es erlaubt ſey Goͤtzenopfer zu eſſen, die Klugheit deſſel-
ben ſehr ſichtbar gemacht. Er ſagte daruͤber vieles, das
ich wuͤnſchte angemerkt zu haben. — Jch gab ihm zur
Unterhaltung ſeiner Lectuͤre beyde Theile von Spaldings
Predigten, die er voll Hochachtung und Dankbarkeit
gegen ihren Verfaſſer annahm.
Zwey und zwanzigſte Unterredung, den
6ten April.
Die Bemuͤhungen, ſagte ich, welche Sie angewendet
haben, vom Evangelio Erkenntniß und Ueberzeu-
gung zu erlangen, der Beyfall, womit Sie die Lehren
deſſelben angenommen haben, ſind gut und Gott wohlge-
faͤllig: aber das iſt noch nicht alles, was Sie zu thun
haben, wenn Sie an den Begnadigungen, die Gott Jh-
nen in demſelben darbietet, Theil haben wollen. Der
Glaube, den Gott von uns fordert, ſoll lebendig oder
fruchtbar ſeyn. Er muß unſre Geſinnungen auf eine
heilſame Art veraͤndern. Er muß unſre Handlungen dey
Abſichten Gottes und unſers Erloͤſers gemaͤß beſtimmen.
Unſre moraliſche Verbeſſerung muß die Folge deſſelben
ſeyn, nach welcher wir das Boͤſe, das wir vorher geliebt
haben, nun haſſen und meiden, das Gute aber, gegen
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/194>, abgerufen am 03.03.2025.
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