Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.6. Morgen. In die grüne Welt hinein Zieh' ich mit dem Morgenschein, Abendlust und Abendleid Hinter mir so weit, so weit! Ei, wie roth deine Wangen sind, Morgen, Morgen, süßes Kind! Blümlein weinten die ganze Nacht, Weil man dich zu Bett gebracht; Mittag kam, der stolze Ritter, Abend kam, der müde Schnitter, Keinen haben sie angeschaut, Haben still auf dich vertraut. Und nun bist du wieder da, Bist so freundlich, bist so nah! Und sie richten sich empor, Schütteln ab der Träume Flor: Wie sie wanken, wie sie beben, Scheu die trunknen Blicke heben! 6*
6. Morgen. In die gruͤne Welt hinein Zieh' ich mit dem Morgenſchein, Abendluſt und Abendleid Hinter mir ſo weit, ſo weit! Ei, wie roth deine Wangen ſind, Morgen, Morgen, ſuͤßes Kind! Bluͤmlein weinten die ganze Nacht, Weil man dich zu Bett gebracht; Mittag kam, der ſtolze Ritter, Abend kam, der muͤde Schnitter, Keinen haben ſie angeſchaut, Haben ſtill auf dich vertraut. Und nun biſt du wieder da, Biſt ſo freundlich, biſt ſo nah! Und ſie richten ſich empor, Schuͤtteln ab der Traͤume Flor: Wie ſie wanken, wie ſie beben, Scheu die trunknen Blicke heben! 6*
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6. Morgen.
In die gruͤne Welt hinein
Zieh' ich mit dem Morgenſchein,
Abendluſt und Abendleid
Hinter mir ſo weit, ſo weit!
Ei, wie roth deine Wangen ſind,
Morgen, Morgen, ſuͤßes Kind!
Bluͤmlein weinten die ganze Nacht,
Weil man dich zu Bett gebracht;
Mittag kam, der ſtolze Ritter,
Abend kam, der muͤde Schnitter,
Keinen haben ſie angeſchaut,
Haben ſtill auf dich vertraut.
Und nun biſt du wieder da,
Biſt ſo freundlich, biſt ſo nah!
Und ſie richten ſich empor,
Schuͤtteln ab der Traͤume Flor:
Wie ſie wanken, wie ſie beben,
Scheu die trunknen Blicke heben!
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