Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.4. Brüderschaft. Im Krug zum grünen Kranze Da kehrt' ich durstig ein: Da saß ein Wandrer drinnen Am Tisch bei kühlem Wein. Ein Glas war eingegossen, Das wurde nimmer leer; Sein Haupt ruht' auf dem Bündel, Als wär's ihm viel zu schwer. Ich thät mich zu ihm setzen, Ich sah ihm in's Gesicht, Das schien mir gar befreundet, Und dennoch kannt' ich's nicht. Da sah auch mir in's Auge
Der fremde Wandersmann, Und füllte meinen Becher, Und sah mich wieder an. 4. Bruͤderſchaft. Im Krug zum gruͤnen Kranze Da kehrt' ich durſtig ein: Da ſaß ein Wandrer drinnen Am Tiſch bei kuͤhlem Wein. Ein Glas war eingegoſſen, Das wurde nimmer leer; Sein Haupt ruht' auf dem Buͤndel, Als waͤr's ihm viel zu ſchwer. Ich thaͤt mich zu ihm ſetzen, Ich ſah ihm in's Geſicht, Das ſchien mir gar befreundet, Und dennoch kannt' ich's nicht. Da ſah auch mir in's Auge
Der fremde Wandersmann, Und fuͤllte meinen Becher, Und ſah mich wieder an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0091" n="79"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">4. Bruͤderſchaft.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>m Krug zum gruͤnen Kranze</l><lb/> <l>Da kehrt' ich durſtig ein:</l><lb/> <l>Da ſaß ein Wandrer drinnen</l><lb/> <l>Am Tiſch bei kuͤhlem Wein.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ein Glas war eingegoſſen,</l><lb/> <l>Das wurde nimmer leer;</l><lb/> <l>Sein Haupt ruht' auf dem Buͤndel,</l><lb/> <l>Als waͤr's ihm viel zu ſchwer.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich thaͤt mich zu ihm ſetzen,</l><lb/> <l>Ich ſah ihm in's Geſicht,</l><lb/> <l>Das ſchien mir gar befreundet,</l><lb/> <l>Und dennoch kannt' ich's nicht.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Da ſah auch mir in's Auge</l><lb/> <l>Der fremde Wandersmann,</l><lb/> <l>Und fuͤllte meinen Becher,</l><lb/> <l>Und ſah mich wieder an.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
4. Bruͤderſchaft.
Im Krug zum gruͤnen Kranze
Da kehrt' ich durſtig ein:
Da ſaß ein Wandrer drinnen
Am Tiſch bei kuͤhlem Wein.
Ein Glas war eingegoſſen,
Das wurde nimmer leer;
Sein Haupt ruht' auf dem Buͤndel,
Als waͤr's ihm viel zu ſchwer.
Ich thaͤt mich zu ihm ſetzen,
Ich ſah ihm in's Geſicht,
Das ſchien mir gar befreundet,
Und dennoch kannt' ich's nicht.
Da ſah auch mir in's Auge
Der fremde Wandersmann,
Und fuͤllte meinen Becher,
Und ſah mich wieder an.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |