Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Der Neugierige. Ich frage keine Blume, Ich frage keinen Stern, Sie können mir alle nicht sagen, Was ich erführ' so gern. Ich bin ja auch kein Gärtner, Die Sterne stehn zu hoch; Mein Bächlein will ich fragen, Ob mich mein Herz belog. O Bächlein meiner Liebe, Wie bist du heut so stumm! Will ja nur Eines wissen, Ein Wörtchen um und um. Ja, heißt das eine Wörtchen,
Das andre heißet Nein, Die beiden Wörtchen schließen Die ganze Welt mir ein. Der Neugierige. Ich frage keine Blume, Ich frage keinen Stern, Sie koͤnnen mir alle nicht ſagen, Was ich erfuͤhr' ſo gern. Ich bin ja auch kein Gaͤrtner, Die Sterne ſtehn zu hoch; Mein Baͤchlein will ich fragen, Ob mich mein Herz belog. O Baͤchlein meiner Liebe, Wie biſt du heut ſo ſtumm! Will ja nur Eines wiſſen, Ein Woͤrtchen um und um. Ja, heißt das eine Woͤrtchen,
Das andre heißet Nein, Die beiden Woͤrtchen ſchließen Die ganze Welt mir ein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0027" n="15"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Der Neugierige.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch frage keine Blume,</l><lb/> <l>Ich frage keinen Stern,</l><lb/> <l>Sie koͤnnen mir alle nicht ſagen,</l><lb/> <l>Was ich erfuͤhr' ſo gern.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich bin ja auch kein Gaͤrtner,</l><lb/> <l>Die Sterne ſtehn zu hoch;</l><lb/> <l>Mein Baͤchlein will ich fragen,</l><lb/> <l>Ob mich mein Herz belog.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O Baͤchlein meiner Liebe,</l><lb/> <l>Wie biſt du heut ſo ſtumm!</l><lb/> <l>Will ja nur Eines wiſſen,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ein</hi> Woͤrtchen um und um.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ja, heißt das eine Woͤrtchen,</l><lb/> <l>Das andre heißet Nein,</l><lb/> <l>Die beiden Woͤrtchen ſchließen</l><lb/> <l>Die ganze Welt mir ein.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0027]
Der Neugierige.
Ich frage keine Blume,
Ich frage keinen Stern,
Sie koͤnnen mir alle nicht ſagen,
Was ich erfuͤhr' ſo gern.
Ich bin ja auch kein Gaͤrtner,
Die Sterne ſtehn zu hoch;
Mein Baͤchlein will ich fragen,
Ob mich mein Herz belog.
O Baͤchlein meiner Liebe,
Wie biſt du heut ſo ſtumm!
Will ja nur Eines wiſſen,
Ein Woͤrtchen um und um.
Ja, heißt das eine Woͤrtchen,
Das andre heißet Nein,
Die beiden Woͤrtchen ſchließen
Die ganze Welt mir ein.
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