Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.November. Zu rechter Zeit hab' ich dir's angesehen, Daß du, auf Tanz und Jagd und Becherklingen, Verlangen fühlst nach würdigeren Dingen, Womit ich gleich dir kann zu Diensten stehen. Durch Leipzigs volle Laden ging ich spähen, Was uns die deutschen Pressen Neues bringen: Die Bogen, die noch auf den Seilen hingen, Sie mußten ungetrocknet mit mir gehen. Sparöfen kauft' ich auch und Sorgenstühle, Kaffee und Knaster, von der besten Sorte, Und lange runde Bernsteinpfeifenspitzen. Entreiß dich, Freund, dem eitlen Weltgewühle: Ich führe zu der Weisheit heil'gen Pforte Die Jünger, ohne sehr sie zu erhitzen. November. Zu rechter Zeit hab' ich dir's angeſehen, Daß du, auf Tanz und Jagd und Becherklingen, Verlangen fuͤhlſt nach wuͤrdigeren Dingen, Womit ich gleich dir kann zu Dienſten ſtehen. Durch Leipzigs volle Laden ging ich ſpaͤhen, Was uns die deutſchen Preſſen Neues bringen: Die Bogen, die noch auf den Seilen hingen, Sie mußten ungetrocknet mit mir gehen. Sparoͤfen kauft' ich auch und Sorgenſtuͤhle, Kaffee und Knaſter, von der beſten Sorte, Und lange runde Bernſteinpfeifenſpitzen. Entreiß dich, Freund, dem eitlen Weltgewuͤhle: Ich fuͤhre zu der Weisheit heil'gen Pforte Die Juͤnger, ohne ſehr ſie zu erhitzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0130" n="118"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">November.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>u rechter Zeit hab' ich dir's angeſehen,</l><lb/> <l>Daß du, auf Tanz und Jagd und Becherklingen,</l><lb/> <l>Verlangen fuͤhlſt nach wuͤrdigeren Dingen,</l><lb/> <l>Womit ich gleich dir kann zu Dienſten ſtehen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Durch Leipzigs volle Laden ging ich ſpaͤhen,</l><lb/> <l>Was uns die deutſchen Preſſen Neues bringen:</l><lb/> <l>Die Bogen, die noch auf den Seilen hingen,</l><lb/> <l>Sie mußten ungetrocknet mit mir gehen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Sparoͤfen kauft' ich auch und Sorgenſtuͤhle,</l><lb/> <l>Kaffee und Knaſter, von der beſten Sorte,</l><lb/> <l>Und lange runde Bernſteinpfeifenſpitzen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Entreiß dich, Freund, dem eitlen Weltgewuͤhle:</l><lb/> <l>Ich fuͤhre zu der Weisheit heil'gen Pforte</l><lb/> <l>Die Juͤnger, ohne ſehr ſie zu erhitzen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0130]
November.
Zu rechter Zeit hab' ich dir's angeſehen,
Daß du, auf Tanz und Jagd und Becherklingen,
Verlangen fuͤhlſt nach wuͤrdigeren Dingen,
Womit ich gleich dir kann zu Dienſten ſtehen.
Durch Leipzigs volle Laden ging ich ſpaͤhen,
Was uns die deutſchen Preſſen Neues bringen:
Die Bogen, die noch auf den Seilen hingen,
Sie mußten ungetrocknet mit mir gehen.
Sparoͤfen kauft' ich auch und Sorgenſtuͤhle,
Kaffee und Knaſter, von der beſten Sorte,
Und lange runde Bernſteinpfeifenſpitzen.
Entreiß dich, Freund, dem eitlen Weltgewuͤhle:
Ich fuͤhre zu der Weisheit heil'gen Pforte
Die Juͤnger, ohne ſehr ſie zu erhitzen.
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