Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.October. Vom alten Rhein siehst du daher mich schweben, Auf einem kühlen, klaren Mondenstrahl, Mit einem vollen, schäumenden Pokal, Die heiße Stirn umweht von frischen Reben. Es wogt ein unergründlich tiefes Leben In meiner Beere güldenem Krystall: Willst du's entfesseln, laß in hellem Schall Zwei Bruderbecher an einander beben. Und unterthänig diesem Zauberklange, Schwingt flugs ein unzählbares Elfenchor Aus Silberperlen sprudelnd sich empor. Den Rand umhüpfen sie in buntem Drange, Mit Spieß und Degen, Saitenspiel und Kranz, Bockshorn und Eulenohr und Drachenschwanz. October. Vom alten Rhein ſiehſt du daher mich ſchweben, Auf einem kuͤhlen, klaren Mondenſtrahl, Mit einem vollen, ſchaͤumenden Pokal, Die heiße Stirn umweht von friſchen Reben. Es wogt ein unergruͤndlich tiefes Leben In meiner Beere guͤldenem Kryſtall: Willſt du's entfeſſeln, laß in hellem Schall Zwei Bruderbecher an einander beben. Und unterthaͤnig dieſem Zauberklange, Schwingt flugs ein unzaͤhlbares Elfenchor Aus Silberperlen ſprudelnd ſich empor. Den Rand umhuͤpfen ſie in buntem Drange, Mit Spieß und Degen, Saitenſpiel und Kranz, Bockshorn und Eulenohr und Drachenſchwanz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0129" n="117"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">October.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>om alten Rhein ſiehſt du daher mich ſchweben,</l><lb/> <l>Auf einem kuͤhlen, klaren Mondenſtrahl,</l><lb/> <l>Mit einem vollen, ſchaͤumenden Pokal,</l><lb/> <l>Die heiße Stirn umweht von friſchen Reben.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Es wogt ein unergruͤndlich tiefes Leben</l><lb/> <l>In meiner Beere guͤldenem Kryſtall:</l><lb/> <l>Willſt du's entfeſſeln, laß in hellem Schall</l><lb/> <l>Zwei Bruderbecher an einander beben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und unterthaͤnig dieſem Zauberklange,</l><lb/> <l>Schwingt flugs ein unzaͤhlbares Elfenchor</l><lb/> <l>Aus Silberperlen ſprudelnd ſich empor.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Den Rand umhuͤpfen ſie in buntem Drange,</l><lb/> <l>Mit Spieß und Degen, Saitenſpiel und Kranz,</l><lb/> <l>Bockshorn und Eulenohr und Drachenſchwanz.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0129]
October.
Vom alten Rhein ſiehſt du daher mich ſchweben,
Auf einem kuͤhlen, klaren Mondenſtrahl,
Mit einem vollen, ſchaͤumenden Pokal,
Die heiße Stirn umweht von friſchen Reben.
Es wogt ein unergruͤndlich tiefes Leben
In meiner Beere guͤldenem Kryſtall:
Willſt du's entfeſſeln, laß in hellem Schall
Zwei Bruderbecher an einander beben.
Und unterthaͤnig dieſem Zauberklange,
Schwingt flugs ein unzaͤhlbares Elfenchor
Aus Silberperlen ſprudelnd ſich empor.
Den Rand umhuͤpfen ſie in buntem Drange,
Mit Spieß und Degen, Saitenſpiel und Kranz,
Bockshorn und Eulenohr und Drachenſchwanz.
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/129>, abgerufen am 27.07.2024. |