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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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nen, die desselben National-Lebens theilhaftig
sind, zum Bindungs-, zum Befruchtungs-Mit-
tel dienen; es soll das Bedürfniß befriedigen,
und doch zugleich auch wieder die dauernde
Befriedigung des Bedürfnisses verbürgen und
garantiren. Kurz, es kommt alles darauf an,
daß es nur in gleichem Maße als National-Be-
darf und als National-Geld diene. --

Wir kennen kein höheres Gut, als ein wohl-
eingerichtetes, mit den Erzeugnissen aller Indien
versehenes, Privat-Leben; daher ist unser Bedarf
und unser Geld auf gleiche Weise unnational:
wie soll also bei uns eher eine Wechselwirkung
zwischen National-Bedarf und National-Geld
und daraus ein National-Capital entstehen, als
bis wir ein, alle Annehmlichkeit des Privatlebens
an Reitzen, an Macht und innerer Befriedigung
überlegenes, National-Leben kennen und lieben ge-
lernt haben! Dieses National-Leben ist conditio
sine qua non
der Dauer und der Sicherheit,
folglich alles wahren Credits. Wie kann also
von National-Credit eher die Rede seyn, als
bis das Leben der Europäischen Völker ganz andre,
geistigere, reinere Grundlagen bekommen hat, als
die jetzigen sind!

Nicht in den Sachen, nicht in dem Ueber-

nen, die deſſelben National-Lebens theilhaftig
ſind, zum Bindungs-, zum Befruchtungs-Mit-
tel dienen; es ſoll das Beduͤrfniß befriedigen,
und doch zugleich auch wieder die dauernde
Befriedigung des Beduͤrfniſſes verbuͤrgen und
garantiren. Kurz, es kommt alles darauf an,
daß es nur in gleichem Maße als National-Be-
darf und als National-Geld diene. —

Wir kennen kein hoͤheres Gut, als ein wohl-
eingerichtetes, mit den Erzeugniſſen aller Indien
verſehenes, Privat-Leben; daher iſt unſer Bedarf
und unſer Geld auf gleiche Weiſe unnational:
wie ſoll alſo bei uns eher eine Wechſelwirkung
zwiſchen National-Bedarf und National-Geld
und daraus ein National-Capital entſtehen, als
bis wir ein, alle Annehmlichkeit des Privatlebens
an Reitzen, an Macht und innerer Befriedigung
uͤberlegenes, National-Leben kennen und lieben ge-
lernt haben! Dieſes National-Leben iſt conditio
sine qua non
der Dauer und der Sicherheit,
folglich alles wahren Credits. Wie kann alſo
von National-Credit eher die Rede ſeyn, als
bis das Leben der Europaͤiſchen Voͤlker ganz andre,
geiſtigere, reinere Grundlagen bekommen hat, als
die jetzigen ſind!

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[374/0380] nen, die deſſelben National-Lebens theilhaftig ſind, zum Bindungs-, zum Befruchtungs-Mit- tel dienen; es ſoll das Beduͤrfniß befriedigen, und doch zugleich auch wieder die dauernde Befriedigung des Beduͤrfniſſes verbuͤrgen und garantiren. Kurz, es kommt alles darauf an, daß es nur in gleichem Maße als National-Be- darf und als National-Geld diene. — Wir kennen kein hoͤheres Gut, als ein wohl- eingerichtetes, mit den Erzeugniſſen aller Indien verſehenes, Privat-Leben; daher iſt unſer Bedarf und unſer Geld auf gleiche Weiſe unnational: wie ſoll alſo bei uns eher eine Wechſelwirkung zwiſchen National-Bedarf und National-Geld und daraus ein National-Capital entſtehen, als bis wir ein, alle Annehmlichkeit des Privatlebens an Reitzen, an Macht und innerer Befriedigung uͤberlegenes, National-Leben kennen und lieben ge- lernt haben! Dieſes National-Leben iſt conditio sine qua non der Dauer und der Sicherheit, folglich alles wahren Credits. Wie kann alſo von National-Credit eher die Rede ſeyn, als bis das Leben der Europaͤiſchen Voͤlker ganz andre, geiſtigere, reinere Grundlagen bekommen hat, als die jetzigen ſind! Nicht in den Sachen, nicht in dem Ueber-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/380>, abgerufen am 01.05.2024.