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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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im Zustande des Gleichgewichtes mit der persön-
lichen Kraft des Menschen, gerade so viel Zeit
braucht, um ein neues Capital von gleicher Größe
zu erzeugen, als der Mensch, um einen neuen
Menschen hervorzubringen. Ein Capital braucht
dann 20 bis 25 Jahre zu seiner vollständigen
Wiedererzeugung; mit andern Worten: es bildet
sich ein mittlerer, landesüblicher Zinsfuß von
jährlichen 4 bis 5 Procent, die in 20 bis 25
Jahren den Werth des Capitals ausmachen,
welcher Zeitraum in den meisten Gesetzgebungen
als derjenige angenommen wird, der zur Re-
production des Menschen oder zu seiner Majo-
rennität erforderlich ist. Je thätiger eine Nation
wird, um so mehr fängt nun die Kraft des Ar-
beiters an, die Kraft des Capitals zu übertreffen:
der Zinsfuß fällt unter 4 pCt, wie es in Groß-
brittanien der Fall ist. --

Im gemeinen Leben nun pflegen wir uns
unter Capital immer eine bestimmte Summe
Metallgeldes zu denken, d. h. wir pflegen den
Maßstab des Capitals für das Capital selbst zu
setzen. Da aber jeder Arbeiter im Staate, der
ein Capital aufnimmt, dasselbe in die producti-
ven Kräfte zu verwandeln strebt, welche das
Metall repräsentirt; da er überhaupt nur ver-
mittelst dieser Verwandlung das Capital zur

im Zuſtande des Gleichgewichtes mit der perſoͤn-
lichen Kraft des Menſchen, gerade ſo viel Zeit
braucht, um ein neues Capital von gleicher Groͤße
zu erzeugen, als der Menſch, um einen neuen
Menſchen hervorzubringen. Ein Capital braucht
dann 20 bis 25 Jahre zu ſeiner vollſtaͤndigen
Wiedererzeugung; mit andern Worten: es bildet
ſich ein mittlerer, landesuͤblicher Zinsfuß von
jaͤhrlichen 4 bis 5 Procent, die in 20 bis 25
Jahren den Werth des Capitals ausmachen,
welcher Zeitraum in den meiſten Geſetzgebungen
als derjenige angenommen wird, der zur Re-
production des Menſchen oder zu ſeiner Majo-
rennitaͤt erforderlich iſt. Je thaͤtiger eine Nation
wird, um ſo mehr faͤngt nun die Kraft des Ar-
beiters an, die Kraft des Capitals zu uͤbertreffen:
der Zinsfuß faͤllt unter 4 pCt, wie es in Groß-
brittanien der Fall iſt. —

Im gemeinen Leben nun pflegen wir uns
unter Capital immer eine beſtimmte Summe
Metallgeldes zu denken, d. h. wir pflegen den
Maßſtab des Capitals fuͤr das Capital ſelbſt zu
ſetzen. Da aber jeder Arbeiter im Staate, der
ein Capital aufnimmt, daſſelbe in die producti-
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mittelſt dieſer Verwandlung das Capital zur

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[349/0357] im Zuſtande des Gleichgewichtes mit der perſoͤn- lichen Kraft des Menſchen, gerade ſo viel Zeit braucht, um ein neues Capital von gleicher Groͤße zu erzeugen, als der Menſch, um einen neuen Menſchen hervorzubringen. Ein Capital braucht dann 20 bis 25 Jahre zu ſeiner vollſtaͤndigen Wiedererzeugung; mit andern Worten: es bildet ſich ein mittlerer, landesuͤblicher Zinsfuß von jaͤhrlichen 4 bis 5 Procent, die in 20 bis 25 Jahren den Werth des Capitals ausmachen, welcher Zeitraum in den meiſten Geſetzgebungen als derjenige angenommen wird, der zur Re- production des Menſchen oder zu ſeiner Majo- rennitaͤt erforderlich iſt. Je thaͤtiger eine Nation wird, um ſo mehr faͤngt nun die Kraft des Ar- beiters an, die Kraft des Capitals zu uͤbertreffen: der Zinsfuß faͤllt unter 4 pCt, wie es in Groß- brittanien der Fall iſt. — Im gemeinen Leben nun pflegen wir uns unter Capital immer eine beſtimmte Summe Metallgeldes zu denken, d. h. wir pflegen den Maßſtab des Capitals fuͤr das Capital ſelbſt zu ſetzen. Da aber jeder Arbeiter im Staate, der ein Capital aufnimmt, daſſelbe in die producti- ven Kraͤfte zu verwandeln ſtrebt, welche das Metall repraͤſentirt; da er uͤberhaupt nur ver- mittelſt dieſer Verwandlung das Capital zur

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/357>, abgerufen am 26.04.2024.