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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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dazu, um uns werkthätig zu beweisen, was die
wahre Staatswissenschaft voraus gesagt hat, daß
sich jener absolute Friede in absoluten Krieg,
das absolute Recht in absolutes Unrecht, die ab-
solute Sicherheit in absolute Unsicherheit verkeh-
ren muß, um so mehr, da dies alles von Hause
aus gleich-bedeutende Dinge waren. Aber es
geschieht auch alles, um aus der absoluten Ein-
seitigkeit wahre Gegenseitigkeit aller Verhältnisse
des Lebens, und um aus den Trümmern unsrer
großen politischen Assecuranz-Anstalten, mit den
aus der Vorzeit herbeigerufenen, hier beschriebe-
nen Gefühlen, wahre Staaten zu bauen, denen
es an äußeren und inneren, erhaltenden und be-
fruchtenden Kriegen nicht fehlen kann, um so
weniger als es die unnachläßliche Bedingung
aller Gesetzgebung seyn wird, den Krieg, den
wahren, christlichen Krieg, allenthalben in den
Frieden und in die Gesetze hinein zu weben, und
als wir vielleicht den äußeren Grund, der die
Nationalität der Städte im Mittelalter verinni-
gen half, mit Bewußtseyn und Freiheit selbst
herbei führen werden.

Immer wird die Hauptsache die seyn, daß
jede wahre Spur des Mittelalters und jedes
Monument in Gesetzen, Sprache, Sitten und
Kunst aus jener reichen, ahndungsvollen Zeit

dazu, um uns werkthaͤtig zu beweiſen, was die
wahre Staatswiſſenſchaft voraus geſagt hat, daß
ſich jener abſolute Friede in abſoluten Krieg,
das abſolute Recht in abſolutes Unrecht, die ab-
ſolute Sicherheit in abſolute Unſicherheit verkeh-
ren muß, um ſo mehr, da dies alles von Hauſe
aus gleich-bedeutende Dinge waren. Aber es
geſchieht auch alles, um aus der abſoluten Ein-
ſeitigkeit wahre Gegenſeitigkeit aller Verhaͤltniſſe
des Lebens, und um aus den Truͤmmern unſrer
großen politiſchen Aſſecuranz-Anſtalten, mit den
aus der Vorzeit herbeigerufenen, hier beſchriebe-
nen Gefuͤhlen, wahre Staaten zu bauen, denen
es an aͤußeren und inneren, erhaltenden und be-
fruchtenden Kriegen nicht fehlen kann, um ſo
weniger als es die unnachlaͤßliche Bedingung
aller Geſetzgebung ſeyn wird, den Krieg, den
wahren, chriſtlichen Krieg, allenthalben in den
Frieden und in die Geſetze hinein zu weben, und
als wir vielleicht den aͤußeren Grund, der die
Nationalitaͤt der Staͤdte im Mittelalter verinni-
gen half, mit Bewußtſeyn und Freiheit ſelbſt
herbei fuͤhren werden.

Immer wird die Hauptſache die ſeyn, daß
jede wahre Spur des Mittelalters und jedes
Monument in Geſetzen, Sprache, Sitten und
Kunſt aus jener reichen, ahndungsvollen Zeit

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[147/0155] dazu, um uns werkthaͤtig zu beweiſen, was die wahre Staatswiſſenſchaft voraus geſagt hat, daß ſich jener abſolute Friede in abſoluten Krieg, das abſolute Recht in abſolutes Unrecht, die ab- ſolute Sicherheit in abſolute Unſicherheit verkeh- ren muß, um ſo mehr, da dies alles von Hauſe aus gleich-bedeutende Dinge waren. Aber es geſchieht auch alles, um aus der abſoluten Ein- ſeitigkeit wahre Gegenſeitigkeit aller Verhaͤltniſſe des Lebens, und um aus den Truͤmmern unſrer großen politiſchen Aſſecuranz-Anſtalten, mit den aus der Vorzeit herbeigerufenen, hier beſchriebe- nen Gefuͤhlen, wahre Staaten zu bauen, denen es an aͤußeren und inneren, erhaltenden und be- fruchtenden Kriegen nicht fehlen kann, um ſo weniger als es die unnachlaͤßliche Bedingung aller Geſetzgebung ſeyn wird, den Krieg, den wahren, chriſtlichen Krieg, allenthalben in den Frieden und in die Geſetze hinein zu weben, und als wir vielleicht den aͤußeren Grund, der die Nationalitaͤt der Staͤdte im Mittelalter verinni- gen half, mit Bewußtſeyn und Freiheit ſelbſt herbei fuͤhren werden. Immer wird die Hauptſache die ſeyn, daß jede wahre Spur des Mittelalters und jedes Monument in Geſetzen, Sprache, Sitten und Kunſt aus jener reichen, ahndungsvollen Zeit

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/155>, abgerufen am 26.04.2024.