den Römern nicht durch Griechische Kunst und Mytholo- gie verdrängt werden.
1. Die säugende Hera (sie wird an der Stephane erkannt) bei Winck. M. I. 14. PCl. i, 4., kein sonderliches Kunstwerk. Der Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden. Die Statue scheint durch eine besondre geschichtliche Aufgabe veran- laßt zu sein.
2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi, 4. mit hoher Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewissen individuellen Ausdruck.
3. Ihr Costüm ist ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Gestalt war den Römern sehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i, 29. vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii, 21. G. M. 12, 50. Juno Moneta, mit den Instrumenten zum Münzprägen auf dem Re- vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni- gin, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen. Junoköpfe auf Gemmen sind es selten wirklich.
Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios, welches Z. u. Hera thronend, nebst einer dritten Figur, darstellt Ant. of Ionia T. i. p. iv. Mit Z. u. Athena §. 351, 5. Z. u. Aphrodite. M. Franc. ii, 1. Mythische Vorstellungen, s. Hephästos, Aphrodite.
Der Pfau ist wohl erst in späterer Zeit häufig neben die Hera gestellt worden; auf Röm. Kaisermünzen hebt er die Kaise- rinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiser.
3. Poseidon.
354. Poseidon war ursprünglich der Gott des Was-1 sers im Allgemeinen, insofern dasselbe als ein männlich wirksames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß, welches seit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be- ziehung zu den Quellen stand, sein Symbol. Diese2
29*
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
den Roͤmern nicht durch Griechiſche Kunſt und Mytholo- gie verdraͤngt werden.
1. Die ſäugende Hera (ſie wird an der Stephane erkannt) bei Winck. M. I. 14. PCl. i, 4., kein ſonderliches Kunſtwerk. Der Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden. Die Statue ſcheint durch eine beſondre geſchichtliche Aufgabe veran- laßt zu ſein.
2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi, 4. mit hoher Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewiſſen individuellen Ausdruck.
3. Ihr Coſtüm iſt ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Geſtalt war den Römern ſehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i, 29. vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii, 21. G. M. 12, 50. Juno Moneta, mit den Inſtrumenten zum Münzprägen auf dem Re- vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni- gin, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen. Junoköpfe auf Gemmen ſind es ſelten wirklich.
Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios, welches Z. u. Hera thronend, nebſt einer dritten Figur, darſtellt Ant. of Ionia T. i. p. iv. Mit Z. u. Athena §. 351, 5. Z. u. Aphrodite. M. Franç. ii, 1. Mythiſche Vorſtellungen, ſ. Hephäſtos, Aphrodite.
Der Pfau iſt wohl erſt in ſpäterer Zeit häufig neben die Hera geſtellt worden; auf Röm. Kaiſermünzen hebt er die Kaiſe- rinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiſer.
3. Poſeidon.
354. Poſeidon war urſpruͤnglich der Gott des Waſ-1 ſers im Allgemeinen, inſofern daſſelbe als ein maͤnnlich wirkſames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß, welches ſeit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be- ziehung zu den Quellen ſtand, ſein Symbol. Dieſe2
29*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0473"n="451"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi> Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.</fw><lb/>
den Roͤmern nicht durch Griechiſche Kunſt und Mytholo-<lb/>
gie verdraͤngt werden.</p><lb/><p>1. Die ſäugende Hera (ſie wird an der Stephane erkannt) bei<lb/>
Winck. <hirendition="#aq">M. I. 14. PCl. <hirendition="#k">i</hi>, 4.,</hi> kein ſonderliches Kunſtwerk. Der<lb/>
Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden.<lb/>
Die Statue ſcheint durch eine beſondre geſchichtliche Aufgabe veran-<lb/>
laßt zu ſein.</p><lb/><p>2. So erkläre ich z. B. die Bronze <hirendition="#aq">Ant. Erc. <hirendition="#k">vi</hi>,</hi> 4. mit hoher<lb/>
Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewiſſen individuellen<lb/>
Ausdruck.</p><lb/><p>3. Ihr Coſtüm iſt ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte<lb/><hirendition="#aq">tunica, calceoli repandi,</hi> Lanze und Schild. Die Geſtalt<lb/>
war den Römern ſehr bekannt und geläufig <hirendition="#aq">Cic. N. D. <hirendition="#k">i</hi>,</hi> 29.<lb/>
vgl. oben §. 196, 3. <hirendition="#aq">PCl. <hirendition="#k">ii</hi>, 21. G. M. 12,</hi> 50. Juno<lb/><hirendition="#g">Moneta</hi>, mit den Inſtrumenten zum Münzprägen auf dem Re-<lb/>
vers, auf Denaren der <hirendition="#aq">G. Carisia.</hi> H. als <hirendition="#g">Himmelsköni-<lb/>
gin</hi>, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i,</hi></hi> 25. Sogen.<lb/>
Junoköpfe auf Gemmen ſind es ſelten wirklich.</p><lb/><p><hirendition="#g">Gruppirungen</hi> der H. Schönes Relief von Chios,<lb/>
welches Z. u. Hera thronend, nebſt einer dritten Figur, darſtellt<lb/><hirendition="#aq">Ant. of Ionia T. <hirendition="#k">i</hi>. p. <hirendition="#k">iv</hi>.</hi> Mit Z. u. Athena §. 351, 5.<lb/>
Z. u. Aphrodite. <hirendition="#aq">M. Franç. <hirendition="#k">ii</hi>,</hi> 1. Mythiſche Vorſtellungen, ſ.<lb/>
Hephäſtos, Aphrodite.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Pfau</hi> iſt wohl erſt in ſpäterer Zeit häufig neben die<lb/>
Hera geſtellt worden; auf Röm. Kaiſermünzen hebt er die Kaiſe-<lb/>
rinnen (<hirendition="#aq">Juno Augustae</hi>) zum Himmel, wie der Adler die Kaiſer.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="7"><head>3. Poſeidon.</head><lb/><p>354. Poſeidon war urſpruͤnglich der Gott des Waſ-<noteplace="right">1</note><lb/>ſers im Allgemeinen, inſofern daſſelbe als ein maͤnnlich<lb/>
wirkſames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch<lb/>
Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß,<lb/>
welches ſeit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be-<lb/>
ziehung zu den Quellen ſtand, ſein Symbol. Dieſe<noteplace="right">2</note><lb/><fwplace="bottom"type="sig">29*</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[451/0473]
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
den Roͤmern nicht durch Griechiſche Kunſt und Mytholo-
gie verdraͤngt werden.
1. Die ſäugende Hera (ſie wird an der Stephane erkannt) bei
Winck. M. I. 14. PCl. i, 4., kein ſonderliches Kunſtwerk. Der
Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden.
Die Statue ſcheint durch eine beſondre geſchichtliche Aufgabe veran-
laßt zu ſein.
2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi, 4. mit hoher
Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewiſſen individuellen
Ausdruck.
3. Ihr Coſtüm iſt ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte
tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Geſtalt
war den Römern ſehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i, 29.
vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii, 21. G. M. 12, 50. Juno
Moneta, mit den Inſtrumenten zum Münzprägen auf dem Re-
vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni-
gin, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen.
Junoköpfe auf Gemmen ſind es ſelten wirklich.
Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios,
welches Z. u. Hera thronend, nebſt einer dritten Figur, darſtellt
Ant. of Ionia T. i. p. iv. Mit Z. u. Athena §. 351, 5.
Z. u. Aphrodite. M. Franç. ii, 1. Mythiſche Vorſtellungen, ſ.
Hephäſtos, Aphrodite.
Der Pfau iſt wohl erſt in ſpäterer Zeit häufig neben die
Hera geſtellt worden; auf Röm. Kaiſermünzen hebt er die Kaiſe-
rinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiſer.
3. Poſeidon.
354. Poſeidon war urſpruͤnglich der Gott des Waſ-
ſers im Allgemeinen, inſofern daſſelbe als ein maͤnnlich
wirkſames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch
Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß,
welches ſeit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be-
ziehung zu den Quellen ſtand, ſein Symbol. Dieſe
1
2
29*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/473>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.