Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Griechen. Fünfte Periode.
nach der Axnmitischen Inschr. der K. von Axum Akzanas dem Ares
eine goldne, eine silberne und drei eherne Bildsäulen, wahrscheinlich
im Griechischem Costüm, errichtet hatte.


4. Mahlerei.

208. Die Mahlerei erscheint in der Zeit des Cäsar1
in einer Nachblüthe, welche bald verblüht. Gegenstände2
des höchsten tragischen Pathos: ein rasender Aias unter
den ermordeten Heerden, eine die Kinder mordende Me-
deia, voll Wuth und Mitleid in den weinenden Augen,
schienen damals dem ausgezeichnetsten Geiste ein besonders
trefflicher Stoff. Daneben ist die Porträtmahlerei beliebt;3
Lala mahlt besonders Frauen, auch ihr eignes Spiegelbild.

1. Lala von Kyzikos -- damals ein Hauptsitz der Mahlerei --
g. 670 R. (et penicillo pinxit et cestro in ebore). So-
polis, Dionysios, Zeitgenossen. Timomachos von Byzanz g.
690. Arellius g. 710. Der stumme Knabe Pedius um
720. Der Griechische Mahler des Junotempels zu Ardea lebte
wohl um 650 -- 700. Vgl. Sillig C. A. p. 246 u. des Vf.
Etrusker ii S. 258.

2. Timomachos Aias u. Medea, berühmte viel in Epigrammen
gepriesene Bilder, von Cäsar für 80 Tal. gekauft und in den T.
der Venus Genitrix geweiht. Böttiger Vasengemählde ii. S. 188.
Sillig C. A. p. 450. Cäsar kaufte sie aber wahrscheinlich nicht von
Timomachos, sondern den Kyzikenern. Cic. Verr. iv, 60. Quid Cy-
zicenos (arbitramini merere velle) ut Aiacem aut Medeam
(amittant).
Nach Plin. xxxv, 9. kaufte auch Agrippa von
den Kyzikenern einen Aias und eine Aphrodite; Timomachos hatte
wohl viel für diese blühende Stadt gemahlt. Vgl. Petersen Einl.
S. 315. Orestes et Iphigenia in Tauris ist wohl bei Plin.
xxxv, 40, 30. zu verbinden.


209. In der Kaiserzeit finden wir die Staffelei-1
Mahlerei, welche allein als wahre Kunst, wenigstens

Griechen. Fuͤnfte Periode.
nach der Axnmitiſchen Inſchr. der K. von Axum Akzanas dem Ares
eine goldne, eine ſilberne und drei eherne Bildſäulen, wahrſcheinlich
im Griechiſchem Coſtüm, errichtet hatte.


4. Mahlerei.

208. Die Mahlerei erſcheint in der Zeit des Caͤſar1
in einer Nachbluͤthe, welche bald verbluͤht. Gegenſtaͤnde2
des hoͤchſten tragiſchen Pathos: ein raſender Aias unter
den ermordeten Heerden, eine die Kinder mordende Me-
deia, voll Wuth und Mitleid in den weinenden Augen,
ſchienen damals dem ausgezeichnetſten Geiſte ein beſonders
trefflicher Stoff. Daneben iſt die Portraͤtmahlerei beliebt;3
Lala mahlt beſonders Frauen, auch ihr eignes Spiegelbild.

1. Lala von Kyzikos — damals ein Hauptſitz der Mahlerei —
g. 670 R. (et penicillo pinxit et cestro in ebore). So-
polis, Dionyſios, Zeitgenoſſen. Timomachos von Byzanz g.
690. Arellius g. 710. Der ſtumme Knabe Pedius um
720. Der Griechiſche Mahler des Junotempels zu Ardea lebte
wohl um 650 — 700. Vgl. Sillig C. A. p. 246 u. des Vf.
Etrusker ii S. 258.

2. Timomachos Aias u. Medea, berühmte viel in Epigrammen
geprieſene Bilder, von Cäſar für 80 Tal. gekauft und in den T.
der Venus Genitrix geweiht. Böttiger Vaſengemählde ii. S. 188.
Sillig C. A. p. 450. Cäſar kaufte ſie aber wahrſcheinlich nicht von
Timomachos, ſondern den Kyzikenern. Cic. Verr. iv, 60. Quid Cy-
zicenos (arbitramini merere velle) ut Aiacem aut Medeam
(amittant).
Nach Plin. xxxv, 9. kaufte auch Agrippa von
den Kyzikenern einen Aias und eine Aphrodite; Timomachos hatte
wohl viel für dieſe blühende Stadt gemahlt. Vgl. Peterſen Einl.
S. 315. Orestes et Iphigenia in Tauris iſt wohl bei Plin.
xxxv, 40, 30. zu verbinden.


209. In der Kaiſerzeit finden wir die Staffelei-1
Mahlerei, welche allein als wahre Kunſt, wenigſtens

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0229" n="207"/><fw place="top" type="header">Griechen. Fu&#x0364;nfte Periode.</fw><lb/>
nach der Axnmiti&#x017F;chen In&#x017F;chr. der K. von Axum Akzanas dem Ares<lb/>
eine goldne, eine &#x017F;ilberne und drei eherne Bild&#x017F;äulen, wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
im Griechi&#x017F;chem Co&#x017F;tüm, errichtet hatte.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>4. <hi rendition="#g">Mahlerei</hi>.</head><lb/>
            <p>208. Die Mahlerei er&#x017F;cheint in der Zeit des Ca&#x0364;&#x017F;ar<note place="right">1</note><lb/>
in einer Nachblu&#x0364;the, welche bald verblu&#x0364;ht. Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde<note place="right">2</note><lb/>
des ho&#x0364;ch&#x017F;ten tragi&#x017F;chen Pathos: ein ra&#x017F;ender Aias unter<lb/>
den ermordeten Heerden, eine die Kinder mordende Me-<lb/>
deia, voll Wuth und Mitleid in den weinenden Augen,<lb/>
&#x017F;chienen damals dem ausgezeichnet&#x017F;ten Gei&#x017F;te ein be&#x017F;onders<lb/>
trefflicher Stoff. Daneben i&#x017F;t die Portra&#x0364;tmahlerei beliebt;<note place="right">3</note><lb/>
Lala mahlt be&#x017F;onders Frauen, auch ihr eignes Spiegelbild.</p><lb/>
            <p>1. <hi rendition="#g">Lala</hi> von Kyzikos &#x2014; damals ein Haupt&#x017F;itz der Mahlerei &#x2014;<lb/>
g. 670 R. (<hi rendition="#aq">et penicillo pinxit et cestro in ebore</hi>). So-<lb/>
polis, Diony&#x017F;ios, Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#g">Timomachos</hi> von Byzanz g.<lb/>
690. Arellius g. 710. Der &#x017F;tumme Knabe Pedius um<lb/>
720. Der Griechi&#x017F;che Mahler des Junotempels zu Ardea lebte<lb/>
wohl um 650 &#x2014; 700. Vgl. Sillig <hi rendition="#aq">C. A. p.</hi> 246 u. des Vf.<lb/>
Etrusker <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii</hi></hi> S. 258.</p><lb/>
            <p>2. Timomachos Aias u. Medea, berühmte viel in Epigrammen<lb/>
geprie&#x017F;ene Bilder, von Cä&#x017F;ar für 80 Tal. gekauft und in den T.<lb/>
der Venus Genitrix geweiht. Böttiger Va&#x017F;engemählde <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii.</hi></hi> S. 188.<lb/>
Sillig <hi rendition="#aq">C. A. p.</hi> 450. Cä&#x017F;ar kaufte &#x017F;ie aber wahr&#x017F;cheinlich nicht von<lb/>
Timomachos, &#x017F;ondern den Kyzikenern. Cic. <hi rendition="#aq">Verr. <hi rendition="#k">iv,</hi> 60. Quid Cy-<lb/>
zicenos (arbitramini merere velle) ut Aiacem aut Medeam<lb/>
(amittant).</hi> Nach Plin. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">xxxv,</hi></hi> 9. kaufte auch Agrippa von<lb/>
den Kyzikenern einen Aias und eine Aphrodite; Timomachos hatte<lb/>
wohl viel für die&#x017F;e blühende Stadt gemahlt. Vgl. Peter&#x017F;en Einl.<lb/>
S. 315. <hi rendition="#aq">Orestes <hi rendition="#g">et</hi> Iphigenia in Tauris</hi> i&#x017F;t wohl bei Plin.<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">xxxv,</hi></hi> 40, 30. zu verbinden.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>209. In der Kai&#x017F;erzeit finden wir die Staffelei-<note place="right">1</note><lb/>
Mahlerei, welche allein als wahre Kun&#x017F;t, wenig&#x017F;tens<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0229] Griechen. Fuͤnfte Periode. nach der Axnmitiſchen Inſchr. der K. von Axum Akzanas dem Ares eine goldne, eine ſilberne und drei eherne Bildſäulen, wahrſcheinlich im Griechiſchem Coſtüm, errichtet hatte. 4. Mahlerei. 208. Die Mahlerei erſcheint in der Zeit des Caͤſar in einer Nachbluͤthe, welche bald verbluͤht. Gegenſtaͤnde des hoͤchſten tragiſchen Pathos: ein raſender Aias unter den ermordeten Heerden, eine die Kinder mordende Me- deia, voll Wuth und Mitleid in den weinenden Augen, ſchienen damals dem ausgezeichnetſten Geiſte ein beſonders trefflicher Stoff. Daneben iſt die Portraͤtmahlerei beliebt; Lala mahlt beſonders Frauen, auch ihr eignes Spiegelbild. 1 2 3 1. Lala von Kyzikos — damals ein Hauptſitz der Mahlerei — g. 670 R. (et penicillo pinxit et cestro in ebore). So- polis, Dionyſios, Zeitgenoſſen. Timomachos von Byzanz g. 690. Arellius g. 710. Der ſtumme Knabe Pedius um 720. Der Griechiſche Mahler des Junotempels zu Ardea lebte wohl um 650 — 700. Vgl. Sillig C. A. p. 246 u. des Vf. Etrusker ii S. 258. 2. Timomachos Aias u. Medea, berühmte viel in Epigrammen geprieſene Bilder, von Cäſar für 80 Tal. gekauft und in den T. der Venus Genitrix geweiht. Böttiger Vaſengemählde ii. S. 188. Sillig C. A. p. 450. Cäſar kaufte ſie aber wahrſcheinlich nicht von Timomachos, ſondern den Kyzikenern. Cic. Verr. iv, 60. Quid Cy- zicenos (arbitramini merere velle) ut Aiacem aut Medeam (amittant). Nach Plin. xxxv, 9. kaufte auch Agrippa von den Kyzikenern einen Aias und eine Aphrodite; Timomachos hatte wohl viel für dieſe blühende Stadt gemahlt. Vgl. Peterſen Einl. S. 315. Orestes et Iphigenia in Tauris iſt wohl bei Plin. xxxv, 40, 30. zu verbinden. 209. In der Kaiſerzeit finden wir die Staffelei- Mahlerei, welche allein als wahre Kunſt, wenigſtens 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/229
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/229>, abgerufen am 18.11.2024.