Beispiele dieses Lakonismus aus Alkman (Asanai, eseke, sallen, salassomedoisan), der Lysistrate (en- se, else, sigein, mousiddein etc.), den Lexikographen (wie sin, kaseudei, kasaireon für kathaireson nach Koen, kasareuein für kathareuein nach Valck.) sind bekannt, am meisten das seios aner, vgl. Valck. p. 277 sqq., der dieses Thema mit ungemeinem Scharf- sinn abgehandelt. Auch bei Hes. s. v. sumbouadei, upermakhei, ist wohl sumbouasei zu schreiben (anders Hemsterh.), und kaselatisai, kathisai, bei dems. ist von ella, ela, kathedra, sella, davon elatizein, sitzen lassen, abzuleiten. Sparta's Colonisten in Tarent folg- ten hierin dem Gebrauch der Mutterstadt nicht, sie sagten thulakizein für betteln (thaulakizein, Blomfield Class. Journ. V. 4. p. 387.), die Rhodier behielten das ursprüngliche Th auch in eruthibe, Str. 13, 613. Eust. ad Il. 1, 34., im Kretischen kommt dies S nur in seinai für theinai bei Hesych, und in sios im Bund der Olontier vor; für Korinth kann man Sisuphos an- führen als theosophos nach Phavor. p. 403. Dind., für Sikyon vielleicht seiron theristron Hesych, vielleicht thut auch stiai für thriai Schol. Apoll. 2, 1172. zur Sache; daß endlich auch die Eleer den Gebrauch kann- ten, habe ich oben gezeigt.
8.
Ueberhaupt hatten die Dorier eine geringere Neigung zu Hauchbuchstaben als andre Stämme der Griechen, und blieben darum in manchen Stücken der alten Sprache näher. So hatten Lakonen und Kreter ampi für amphi, Koen p. 344., diese in dem abgeleite- ten ampetix, jene in ampesai, oben S. 326, 2., in am- pittar S. 38., ampithuron bei Hesych; ampharmene, dikella nach Hes., utrinque aptata, macht eine Aus- nahme. So nannten auch die Thessaler den Fluß AmphiRRusos AmbiRRusos, Schol. Apoll. 1, 51., das- selbe muß -- nach der allgemeinen Regel -- Makedo- nisch, wie Lateinisch, gewesen sein. Einige Beispiele von K für Kh im Kretischen, Lakonischen, Sikulischen Dialekt siehe bei Koen p. 340 sqq., auch Pindars dekesthai ist wohl Dorismus, wie auf den tab. Heracl. Die Körb- chen für die oulokhutai nannten die Dorier nach Hes.
Beiſpiele dieſes Lakonismus aus Alkman (Ἀσᾶναι, ἔσηκε, σάλλεν, σαλασσομέδοισαν), der Lyſiſtrate (ἦν- σε, ἔλση, σιγεῖν, μουσίδδειν etc.), den Lexikographen (wie σὶν, κασεύδει, κασαίρηὁν fuͤr καθαίϱησον nach Koen, κασαρεύειν fuͤr καθαϱεύειν nach Valck.) ſind bekannt, am meiſten das σεῖος ἀνήρ, vgl. Valck. p. 277 sqq., der dieſes Thema mit ungemeinem Scharf- ſinn abgehandelt. Auch bei Heſ. s. v. συμβουαδεῖ, ὐπερμαχεῖ, iſt wohl συμβουασεῖ zu ſchreiben (anders Hemſterh.), und κασελατίσαι, καθίσαι, bei demſ. iſt von ἕλλα, ἕλα, κάθεδϱα, sella, davon ἑλατίζειν, ſitzen laſſen, abzuleiten. Sparta’s Coloniſten in Tarent folg- ten hierin dem Gebrauch der Mutterſtadt nicht, ſie ſagten θυλακίζειν fuͤr betteln (θαυλακίζειν, Blomfield Class. Journ. V. 4. p. 387.), die Rhodier behielten das urſpruͤngliche Θ auch in ἐρυϑίβη, Str. 13, 613. Euſt. ad Il. 1, 34., im Kretiſchen kommt dies Σ nur in σεῖναι fuͤr ϑεῖναι bei Heſych, und in σιὸς im Bund der Olontier vor; fuͤr Korinth kann man Σίσυϕος an- fuͤhren als ϑεόσοφος nach Phavor. p. 403. Dind., fuͤr Sikyon vielleicht σειϱὸν ϑέριστϱον Heſych, vielleicht thut auch στίαι fuͤr ϑριαὶ Schol. Apoll. 2, 1172. zur Sache; daß endlich auch die Eleer den Gebrauch kann- ten, habe ich oben gezeigt.
8.
Ueberhaupt hatten die Dorier eine geringere Neigung zu Hauchbuchſtaben als andre Staͤmme der Griechen, und blieben darum in manchen Stuͤcken der alten Sprache naͤher. So hatten Lakonen und Kreter ἀμπὶ fuͤr ἀμφὶ, Koen p. 344., dieſe in dem abgeleite- ten ἀμπέτιξ, jene in ἀμπέσαι, oben S. 326, 2., in ἀμ- πίτταϱ S. 38., ἀμπίϑυρον bei Heſych; ἀμφαρμένη, δίκελλα nach Heſ., utrinque aptata, macht eine Aus- nahme. So nannten auch die Theſſaler den Fluß Ἀμφίῤῥυσος Ἀμβίῤῥυσος, Schol. Apoll. 1, 51., daſ- ſelbe muß — nach der allgemeinen Regel — Makedo- niſch, wie Lateiniſch, geweſen ſein. Einige Beiſpiele von Κ fuͤr Χ im Kretiſchen, Lakoniſchen, Sikuliſchen Dialekt ſiehe bei Koen p. 340 sqq., auch Pindars δέκεσϑαι iſt wohl Dorismus, wie auf den tab. Heracl. Die Koͤrb- chen fuͤr die οὐλοχύται nannten die Dorier nach Heſ.
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Beiſpiele dieſes Lakonismus aus Alkman (Ἀσᾶναι,
ἔσηκε, σάλλεν, σαλασσομέδοισαν), der Lyſiſtrate (ἦν-
σε, ἔλση, σιγεῖν, μουσίδδειν etc.), den Lexikographen
(wie σὶν, κασεύδει, κασαίρηὁν fuͤr καθαίϱησον nach
Koen, κασαρεύειν fuͤr καθαϱεύειν nach Valck.) ſind
bekannt, am meiſten das σεῖος ἀνήρ, vgl. Valck. p.
277 sqq., der dieſes Thema mit ungemeinem Scharf-
ſinn abgehandelt. Auch bei Heſ. s. v. συμβουαδεῖ,
ὐπερμαχεῖ, iſt wohl συμβουασεῖ zu ſchreiben (anders
Hemſterh.), und κασελατίσαι, καθίσαι, bei demſ. iſt
von ἕλλα, ἕλα, κάθεδϱα, sella, davon ἑλατίζειν, ſitzen
laſſen, abzuleiten. Sparta’s Coloniſten in Tarent folg-
ten hierin dem Gebrauch der Mutterſtadt nicht, ſie
ſagten θυλακίζειν fuͤr betteln (θαυλακίζειν, Blomfield
Class. Journ. V. 4. p. 387.), die Rhodier behielten
das urſpruͤngliche Θ auch in ἐρυϑίβη, Str. 13, 613.
Euſt. ad Il. 1, 34., im Kretiſchen kommt dies Σ nur in
σεῖναι fuͤr ϑεῖναι bei Heſych, und in σιὸς im Bund
der Olontier vor; fuͤr Korinth kann man Σίσυϕος an-
fuͤhren als ϑεόσοφος nach Phavor. p. 403. Dind., fuͤr
Sikyon vielleicht σειϱὸν ϑέριστϱον Heſych, vielleicht
thut auch στίαι fuͤr ϑριαὶ Schol. Apoll. 2, 1172. zur
Sache; daß endlich auch die Eleer den Gebrauch kann-
ten, habe ich oben gezeigt.
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Ueberhaupt hatten die Dorier eine geringere
Neigung zu Hauchbuchſtaben als andre Staͤmme der
Griechen, und blieben darum in manchen Stuͤcken der
alten Sprache naͤher. So hatten Lakonen und Kreter
ἀμπὶ fuͤr ἀμφὶ, Koen p. 344., dieſe in dem abgeleite-
ten ἀμπέτιξ, jene in ἀμπέσαι, oben S. 326, 2., in ἀμ-
πίτταϱ S. 38., ἀμπίϑυρον bei Heſych; ἀμφαρμένη,
δίκελλα nach Heſ., utrinque aptata, macht eine Aus-
nahme. So nannten auch die Theſſaler den Fluß
Ἀμφίῤῥυσος Ἀμβίῤῥυσος, Schol. Apoll. 1, 51., daſ-
ſelbe muß — nach der allgemeinen Regel — Makedo-
niſch, wie Lateiniſch, geweſen ſein. Einige Beiſpiele von
Κ fuͤr Χ im Kretiſchen, Lakoniſchen, Sikuliſchen Dialekt
ſiehe bei Koen p. 340 sqq., auch Pindars δέκεσϑαι iſt
wohl Dorismus, wie auf den tab. Heracl. Die Koͤrb-
chen fuͤr die οὐλοχύται nannten die Dorier nach Heſ.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/530>, abgerufen am 22.12.2024.
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