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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Vermischung der Fabeln von Theiomenes und Hylas
(Bd. 2. S. 451.) kund thut. Kin. ließ den H. wohl
unmittelbar von Trachis aus nach Kios ziehn. Daß
er auch Heraklidische Genealogieen aufnahm, sahen
wir oben aus Paus. 4, 2, 1.; dabei konnte auch Ore-
stes Geschlechtstafel vorkommen (2, 18, 5. Sch. Il.
3, 175.).

11.

Wir kommen zu den Hesiodischen Ge-
dichten über die Heraklesfabel. Schon in der Theo-
gonie sind folgende Hauptzüge: die Geburt in Theben
(Thebaigenes V. 530.) 944. die sonoentes aethloi, 951.
der Kampf mit dem Löwen, 327. der Hydra, 313. dem
Geryoneus, 288. 979. die Befreiung des Prometheus,
529. die Vermählung mit der Hebe, 950. -- An die
Theogonie wurden der erhaltenen Clausel zufolge ge-
wöhnlich die Eöen angesungen, welche auch Herakles
Zeugung von einem Gott mit einer sterblichen Frau
erzählen mußten. Daß schon vor Hesiod Katalogoi
gunaikon existirten, welche Alkmene als Mutter des
Helden priesen, sieht man aus Od. 11, 265. nach der
Bemerkung Heinrichs Proll. ad Scutum p. 52.; aus
den Hesiodischen aber ist, wie jetzt wohl allgemein
anerkannt wird, der Anfang der Aspis ein Stück
Vers 1--56. Schol. Ald. p. 40. Heinr. Daß von
der Erzählung in diesem Eöenfragment die Pherekydei-
sche wenig abweicht, ist oben bemerkt. Dagegen er-
zählen die Sch. vg. ad Apoll. 1, 747. den Tod des
Elektryon ganz anders, als dieses Fragment. Hier
tödtet Amphitryon den Elektryon, dort die Teleboer;
hier hat Amphitryon die Alkmene schon vorher zur
Ehe, dort heirathet er sie erst hernach: so daß man
annehmen muß, daß diese Sage noch in einem andern
Hesiodischen Gedichte behandelt wurde, wenn jene
Schol. ein genaues Excerpt geben. Nun erzählten aber
die Eöen weiter die Thaten und Kämpfe des Helden,
möglichst wie es scheint die Mutter einmischend, wie
das schöne Bruchstück bei Aspasios zu Aristot. Eth.
Nikom. 3, 5. besagt:


Vermiſchung der Fabeln von Theiomenes und Hylas
(Bd. 2. S. 451.) kund thut. Kin. ließ den H. wohl
unmittelbar von Trachis aus nach Kios ziehn. Daß
er auch Heraklidiſche Genealogieen aufnahm, ſahen
wir oben aus Pauſ. 4, 2, 1.; dabei konnte auch Ore-
ſtes Geſchlechtstafel vorkommen (2, 18, 5. Sch. Il.
3, 175.).

11.

Wir kommen zu den Heſiodiſchen Ge-
dichten uͤber die Heraklesfabel. Schon in der Theo-
gonie ſind folgende Hauptzuͤge: die Geburt in Theben
(Θηβαιγενὴς V. 530.) 944. die ςονόεντες ἄεϑλοι, 951.
der Kampf mit dem Loͤwen, 327. der Hydra, 313. dem
Geryoneus, 288. 979. die Befreiung des Prometheus,
529. die Vermaͤhlung mit der Hebe, 950. — An die
Theogonie wurden der erhaltenen Clauſel zufolge ge-
woͤhnlich die Eoͤen angeſungen, welche auch Herakles
Zeugung von einem Gott mit einer ſterblichen Frau
erzaͤhlen mußten. Daß ſchon vor Heſiod Κατάλογοι
γυναικῶν exiſtirten, welche Alkmene als Mutter des
Helden prieſen, ſieht man aus Od. 11, 265. nach der
Bemerkung Heinrichs Proll. ad Scutum p. 52.; aus
den Heſiodiſchen aber iſt, wie jetzt wohl allgemein
anerkannt wird, der Anfang der Ἀσπὶς ein Stuͤck
Vers 1—56. Schol. Ald. p. 40. Heinr. Daß von
der Erzaͤhlung in dieſem Eoͤenfragment die Pherekydei-
ſche wenig abweicht, iſt oben bemerkt. Dagegen er-
zaͤhlen die Sch. vg. ad Apoll. 1, 747. den Tod des
Elektryon ganz anders, als dieſes Fragment. Hier
toͤdtet Amphitryon den Elektryon, dort die Teleboer;
hier hat Amphitryon die Alkmene ſchon vorher zur
Ehe, dort heirathet er ſie erſt hernach: ſo daß man
annehmen muß, daß dieſe Sage noch in einem andern
Heſiodiſchen Gedichte behandelt wurde, wenn jene
Schol. ein genaues Excerpt geben. Nun erzaͤhlten aber
die Eoͤen weiter die Thaten und Kaͤmpfe des Helden,
moͤglichſt wie es ſcheint die Mutter einmiſchend, wie
das ſchoͤne Bruchſtuͤck bei Aſpaſios zu Ariſtot. Eth.
Nikom. 3, 5. beſagt:


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[478/0484] Vermiſchung der Fabeln von Theiomenes und Hylas (Bd. 2. S. 451.) kund thut. Kin. ließ den H. wohl unmittelbar von Trachis aus nach Kios ziehn. Daß er auch Heraklidiſche Genealogieen aufnahm, ſahen wir oben aus Pauſ. 4, 2, 1.; dabei konnte auch Ore- ſtes Geſchlechtstafel vorkommen (2, 18, 5. Sch. Il. 3, 175.). 11. Wir kommen zu den Heſiodiſchen Ge- dichten uͤber die Heraklesfabel. Schon in der Theo- gonie ſind folgende Hauptzuͤge: die Geburt in Theben (Θηβαιγενὴς V. 530.) 944. die ςονόεντες ἄεϑλοι, 951. der Kampf mit dem Loͤwen, 327. der Hydra, 313. dem Geryoneus, 288. 979. die Befreiung des Prometheus, 529. die Vermaͤhlung mit der Hebe, 950. — An die Theogonie wurden der erhaltenen Clauſel zufolge ge- woͤhnlich die Eoͤen angeſungen, welche auch Herakles Zeugung von einem Gott mit einer ſterblichen Frau erzaͤhlen mußten. Daß ſchon vor Heſiod Κατάλογοι γυναικῶν exiſtirten, welche Alkmene als Mutter des Helden prieſen, ſieht man aus Od. 11, 265. nach der Bemerkung Heinrichs Proll. ad Scutum p. 52.; aus den Heſiodiſchen aber iſt, wie jetzt wohl allgemein anerkannt wird, der Anfang der Ἀσπὶς ein Stuͤck Vers 1—56. Schol. Ald. p. 40. Heinr. Daß von der Erzaͤhlung in dieſem Eoͤenfragment die Pherekydei- ſche wenig abweicht, iſt oben bemerkt. Dagegen er- zaͤhlen die Sch. vg. ad Apoll. 1, 747. den Tod des Elektryon ganz anders, als dieſes Fragment. Hier toͤdtet Amphitryon den Elektryon, dort die Teleboer; hier hat Amphitryon die Alkmene ſchon vorher zur Ehe, dort heirathet er ſie erſt hernach: ſo daß man annehmen muß, daß dieſe Sage noch in einem andern Heſiodiſchen Gedichte behandelt wurde, wenn jene Schol. ein genaues Excerpt geben. Nun erzaͤhlten aber die Eoͤen weiter die Thaten und Kaͤmpfe des Helden, moͤglichſt wie es ſcheint die Mutter einmiſchend, wie das ſchoͤne Bruchſtuͤck bei Aſpaſios zu Ariſtot. Eth. Nikom. 3, 5. beſagt:

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/484>, abgerufen am 21.11.2024.