was der edlen und schönen Ausbildung des Körpers fromme, von dem jenseits gelegnen unterschied, zeigt insonderheit das gänzliche Verbot der roheren Uebun- gen, des Faustkampfs und Pankrations 1. Als Grund desselben wird angegeben, daß nur in diesen ein aus- drückliches Geständniß des Besiegten, das Aufheben der Hand, zur Beendigung des Kampfes gehörte, und Lykurg ein solches seinen Spartiaten nicht habe gestat- ten wollen; der wahre liegt in jener Grundansicht. Auf der andern Seite war eben so den Hoplomachen, die sich öffentlich in geschickter Behandlung der Waffen zeigten, Lakonika verschlossen 2 -- obgleich die Kolonie Kyrene die Hoplomachie von ihrem Gesetzgeber Demo- nax aus dem Arkadischen Mantinea 3 angenommen hatte 4 -- wahrscheinlich weil das Geschäft der Waf- fenführung zu ernst schien, um zur Ostentation und zum Spiele zu dienen.
5.
Dem Dorischen Stamme ist dagegen wahr- scheinlich, wie überhaupt die Ausbildung gymnischer Agonen zu großen Nationalfesten, so besonders die Ein- führung der Kränze an die Stelle andrer Preise zu- zuschreiben. Denn Homers gymnische Kämpfer haben noch die Aussicht reellerer Belohnungen, aber es war ganz der Stufe althellenischer Humanität, auf der wir
Lakone bei Plut. Lak. Ap. p. 246. über den Unterschied von kreis- son und kabbalikoteros (ein bessrer Ringer) sagt.
1 Plut. Lyk. 19. reg. ap. p. 125. Lac. ap. p. 225. Se- neca de benef. 5, 3. Was Xen. Staat 4, 6. von den Faust- kämpfen der ebontes sagt, geht nicht auf gymnastische.
2 Pla- ton Laches 183.
3 Wo sie gewiß mit dem Söldnerdienst zusammenhing und epideixis der Virtuosität im Waffengebrauch war.
4 Athen. 4, 154 d. Auch gab es eine eigenthümliche Mantinike oplisis.
was der edlen und ſchoͤnen Ausbildung des Koͤrpers fromme, von dem jenſeits gelegnen unterſchied, zeigt inſonderheit das gaͤnzliche Verbot der roheren Uebun- gen, des Fauſtkampfs und Pankrations 1. Als Grund deſſelben wird angegeben, daß nur in dieſen ein aus- druͤckliches Geſtaͤndniß des Beſiegten, das Aufheben der Hand, zur Beendigung des Kampfes gehoͤrte, und Lykurg ein ſolches ſeinen Spartiaten nicht habe geſtat- ten wollen; der wahre liegt in jener Grundanſicht. Auf der andern Seite war eben ſo den Hoplomachen, die ſich oͤffentlich in geſchickter Behandlung der Waffen zeigten, Lakonika verſchloſſen 2 — obgleich die Kolonie Kyrene die Hoplomachie von ihrem Geſetzgeber Demo- nax aus dem Arkadiſchen Mantinea 3 angenommen hatte 4 — wahrſcheinlich weil das Geſchaͤft der Waf- fenfuͤhrung zu ernſt ſchien, um zur Oſtentation und zum Spiele zu dienen.
5.
Dem Doriſchen Stamme iſt dagegen wahr- ſcheinlich, wie uͤberhaupt die Ausbildung gymniſcher Agonen zu großen Nationalfeſten, ſo beſonders die Ein- fuͤhrung der Kraͤnze an die Stelle andrer Preiſe zu- zuſchreiben. Denn Homers gymniſche Kaͤmpfer haben noch die Ausſicht reellerer Belohnungen, aber es war ganz der Stufe althelleniſcher Humanitaͤt, auf der wir
Lakone bei Plut. Lak. Ap. p. 246. uͤber den Unterſchied von κϱείσ- σων und καββαλικώτεϱος (ein beſſrer Ringer) ſagt.
1 Plut. Lyk. 19. reg. ap. p. 125. Lac. ap. p. 225. Se- neca de benef. 5, 3. Was Xen. Staat 4, 6. von den Fauſt- kaͤmpfen der ἡβῶντες ſagt, geht nicht auf gymnaſtiſche.
2 Pla- ton Laches 183.
3 Wo ſie gewiß mit dem Soͤldnerdienſt zuſammenhing und ἐπἱδειξις der Virtuoſitaͤt im Waffengebrauch war.
4 Athen. 4, 154 d. Auch gab es eine eigenthuͤmliche Μαντινικὴ ὅπλισις.
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gen, des Fauſtkampfs und Pankrations 1. Als Grund
deſſelben wird angegeben, daß nur in dieſen ein aus-
druͤckliches Geſtaͤndniß des Beſiegten, das Aufheben
der Hand, zur Beendigung des Kampfes gehoͤrte, und
Lykurg ein ſolches ſeinen Spartiaten nicht habe geſtat-
ten wollen; der wahre liegt in jener Grundanſicht.
Auf der andern Seite war eben ſo den Hoplomachen,
die ſich oͤffentlich in geſchickter Behandlung der Waffen
zeigten, Lakonika verſchloſſen 2 — obgleich die Kolonie
Kyrene die Hoplomachie von ihrem Geſetzgeber Demo-
nax aus dem Arkadiſchen Mantinea 3 angenommen
hatte 4 — wahrſcheinlich weil das Geſchaͤft der Waf-
fenfuͤhrung zu ernſt ſchien, um zur Oſtentation und zum
Spiele zu dienen.
5.
Dem Doriſchen Stamme iſt dagegen wahr-
ſcheinlich, wie uͤberhaupt die Ausbildung gymniſcher
Agonen zu großen Nationalfeſten, ſo beſonders die Ein-
fuͤhrung der Kraͤnze an die Stelle andrer Preiſe zu-
zuſchreiben. Denn Homers gymniſche Kaͤmpfer haben
noch die Ausſicht reellerer Belohnungen, aber es war
ganz der Stufe althelleniſcher Humanitaͤt, auf der wir
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1 Plut. Lyk. 19. reg. ap. p. 125. Lac. ap. p. 225. Se-
neca de benef. 5, 3. Was Xen. Staat 4, 6. von den Fauſt-
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2 Pla-
ton Laches 183.
3 Wo ſie gewiß mit dem Soͤldnerdienſt
zuſammenhing und ἐπἱδειξις der Virtuoſitaͤt im Waffengebrauch
war.
4 Athen. 4, 154 d. Auch gab es eine eigenthuͤmliche
Μαντινικὴ ὅπλισις.
3 Lakone bei Plut. Lak. Ap. p. 246. uͤber den Unterſchied von κϱείσ-
σων und καββαλικώτεϱος (ein beſſrer Ringer) ſagt.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/312>, abgerufen am 03.03.2025.
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