Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.aber bald, statt das Ansehn derer, die ihn gerufen, 12. In der Spartiatischen Colonie Knidos 1 Mit Justin vgl. vor andern Aeneas Poliork. 12. 2 Nach Polyän 2, 30, 2. ließ Klearch den gesammten Rath der 300 ermorden, der nach der Stelle ein stehendes Collegium war. 3 Von der Megarischen Colonie Astypaläa haben wir ziemlich
wohlerhaltene Volksbeschlüsse, aber erst aus den letzten Zeiten der Freiheit, wo die Verfassung der Attischen gleich erscheint. Eine Inschrift, schon citirt Bd. 2. S. 151, 8., beginnt: edoxe ta bou- la kai to damo phil -- -- eneus epestatei gnoma pru[tanion epei[de Arkesilas Moirageneus ai[releis] agoranomos epemele- the tou damou meta pasas philotimias u. s. w. Eine an- dere aus denselben Papieren enthält sunthekas des demos ton Astupalaieon und des demos ton Romaion; auch hier steht: edoxe to demo Eukhonidas Eukleus epestatei prutanion [gnoma]. aber bald, ſtatt das Anſehn derer, die ihn gerufen, 12. In der Spartiatiſchen Colonie Knidos 1 Mit Juſtin vgl. vor andern Aeneas Poliork. 12. 2 Nach Polyaͤn 2, 30, 2. ließ Klearch den geſammten Rath der 300 ermorden, der nach der Stelle ein ſtehendes Collegium war. 3 Von der Megariſchen Colonie Aſtypalaͤa haben wir ziemlich
wohlerhaltene Volksbeſchluͤſſe, aber erſt aus den letzten Zeiten der Freiheit, wo die Verfaſſung der Attiſchen gleich erſcheint. Eine Inſchrift, ſchon citirt Bd. 2. S. 151, 8., beginnt: εδοξε τᾳ βου- λᾳ και τῳ δαμῳ φιλ — — ενευς επεστατει γνωμα πϱυ[τανιων επει[δη Αϱκεσιλας Μοιϱαγενευς αἱ[ϱελεις] αγοϱανομος επεμελη- θη του δαμου μετα πασας φιλοτιμιας u. ſ. w. Eine an- dere aus denſelben Papieren enthaͤlt συνϑήκας des δῆμος τῶν Αστυπαλαιέων und des δῆμος τῶν Ρωμαὶων; auch hier ſteht: εδοξε τω δημω Ευχωνιδας Ευκλευς επεστατει πϱυτανιων [γνωμα]. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0178" n="172"/> aber bald, ſtatt das Anſehn derer, die ihn gerufen,<lb/> zu ſchuͤtzen, Fuͤhrer des Demos, und — was eigentlich<lb/> der ſchon iſt, der die blinde Gewalt und phyſiſche Kraft<lb/> der Maſſe gegen Recht und Ordnung in Bewegung ſetzt<lb/> — Tyrannos wurde <note place="foot" n="1">Mit Juſtin vgl. vor andern Aeneas Poliork. 12.</note>. Klearch toͤdtete von den Mit-<lb/> gliedern des Raths, die er habhaft wurde, ſechzig an<lb/> der Zahl <note place="foot" n="2">Nach<lb/> Polyaͤn 2, 30, 2. ließ Klearch den geſammten Rath der 300<lb/> ermorden, der nach der Stelle ein ſtehendes Collegium war.</note>; ließ ihre Knechte, die Mariandynen alſo,<lb/> frei, und zwang ihre Frauen und Toͤchter, ſolche zu<lb/> heirathen — ſicher das ſchnellſte Mittel, um alle Ge-<lb/> ſchlechterherrſchaft auszurotten; aber der Stolz edler<lb/> Abkunft war in den weiblichen Seelen ſo maͤchtig, daß<lb/> ſich die meiſten durch Selbſtmord der Schmach entzo-<lb/> gen. Es iſt anzunehmen, daß eine in ſolchem Sinne<lb/> verwaltete, durch viele Succeſſionen fortdauernde Ty-<lb/> rannis jede Spur der alten Verfaſſung vernichtete <note place="foot" n="3">Von der Megariſchen Colonie <hi rendition="#g">Aſtypalaͤa</hi> haben wir ziemlich<lb/> wohlerhaltene Volksbeſchluͤſſe, aber erſt aus den letzten Zeiten der<lb/> Freiheit, wo die Verfaſſung der Attiſchen gleich erſcheint. Eine<lb/> Inſchrift, ſchon citirt Bd. 2. S. 151, 8., beginnt: εδοξε τᾳ βου-<lb/> λᾳ και τῳ δαμῳ φιλ — — ενευς επεστατει γνωμα πϱυ[τανιων<lb/> επει[δη Αϱκεσιλας Μοιϱαγενευς αἱ[ϱελεις] αγοϱανομος επεμελη-<lb/> θη του δαμου μετα πασας φιλοτιμιας u. ſ. w. Eine an-<lb/> dere aus denſelben Papieren enthaͤlt συνϑήκας des δῆμος τῶν<lb/> Αστυπαλαιέων und des δῆμος τῶν Ρωμαὶων; auch hier ſteht:<lb/> εδοξε τω δημω Ευχωνιδας Ευκλευς επεστατει πϱυτανιων [γνωμα].</note>.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>12.</head><lb/> <p>In der Spartiatiſchen Colonie <hi rendition="#g">Knidos</hi><lb/> herrſchte eine ſtrenge Ariſtokratie. Der Regierung ſtand<lb/> ein Rath aus 60 Maͤnnern vor, die aus den Edlen er-<lb/> waͤhlt. Deſſen Amtsverwaltung war ganz die der<lb/> Spartaniſchen Geruſia, welcher er auch in der Zahl<lb/> nachgebildet iſt. Er berieth uͤber alle Angelegenheiten,<lb/> ehe ſie der Volksverſammlung vorgelegt wurden, und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0178]
aber bald, ſtatt das Anſehn derer, die ihn gerufen,
zu ſchuͤtzen, Fuͤhrer des Demos, und — was eigentlich
der ſchon iſt, der die blinde Gewalt und phyſiſche Kraft
der Maſſe gegen Recht und Ordnung in Bewegung ſetzt
— Tyrannos wurde 1. Klearch toͤdtete von den Mit-
gliedern des Raths, die er habhaft wurde, ſechzig an
der Zahl 2; ließ ihre Knechte, die Mariandynen alſo,
frei, und zwang ihre Frauen und Toͤchter, ſolche zu
heirathen — ſicher das ſchnellſte Mittel, um alle Ge-
ſchlechterherrſchaft auszurotten; aber der Stolz edler
Abkunft war in den weiblichen Seelen ſo maͤchtig, daß
ſich die meiſten durch Selbſtmord der Schmach entzo-
gen. Es iſt anzunehmen, daß eine in ſolchem Sinne
verwaltete, durch viele Succeſſionen fortdauernde Ty-
rannis jede Spur der alten Verfaſſung vernichtete 3.
12.
In der Spartiatiſchen Colonie Knidos
herrſchte eine ſtrenge Ariſtokratie. Der Regierung ſtand
ein Rath aus 60 Maͤnnern vor, die aus den Edlen er-
waͤhlt. Deſſen Amtsverwaltung war ganz die der
Spartaniſchen Geruſia, welcher er auch in der Zahl
nachgebildet iſt. Er berieth uͤber alle Angelegenheiten,
ehe ſie der Volksverſammlung vorgelegt wurden, und
1 Mit Juſtin vgl. vor andern Aeneas Poliork. 12.
2 Nach
Polyaͤn 2, 30, 2. ließ Klearch den geſammten Rath der 300
ermorden, der nach der Stelle ein ſtehendes Collegium war.
3 Von der Megariſchen Colonie Aſtypalaͤa haben wir ziemlich
wohlerhaltene Volksbeſchluͤſſe, aber erſt aus den letzten Zeiten der
Freiheit, wo die Verfaſſung der Attiſchen gleich erſcheint. Eine
Inſchrift, ſchon citirt Bd. 2. S. 151, 8., beginnt: εδοξε τᾳ βου-
λᾳ και τῳ δαμῳ φιλ — — ενευς επεστατει γνωμα πϱυ[τανιων
επει[δη Αϱκεσιλας Μοιϱαγενευς αἱ[ϱελεις] αγοϱανομος επεμελη-
θη του δαμου μετα πασας φιλοτιμιας u. ſ. w. Eine an-
dere aus denſelben Papieren enthaͤlt συνϑήκας des δῆμος τῶν
Αστυπαλαιέων und des δῆμος τῶν Ρωμαὶων; auch hier ſteht:
εδοξε τω δημω Ευχωνιδας Ευκλευς επεστατει πϱυτανιων [γνωμα].
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