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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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ganze Teukrische Nation her. Für das letztere könnte
der alte Schriftsteller Kephalon aus der Teukrischen
Stadt Gergis angeführt werden 1, wenn seine Troika
nicht das Werk eines Alexandriner Hegesianax gewesen
wären 2. Aber die Kreter in der Gegend von Troja
kamen oft genug in alten Sagen vor, so daß selbst von
ihrer strengen Rechtspflege daselbst eine seltsame Ge-
schichte übrig ist 3. Wenn wir mehr von den lokalen
Cultus-Sagen wüßten, als durch den täuschenden
Spiegel der Dichter: würden wir auch darin manche
Uebertragungen entdecken, die jene historische Spuren
bestätigten. Auch so ist einzusehen, daß Apollons
Dienstbarkeit bei Laomedon 4 derselbe Mythos ist, nur
anders lokalisirt, der sonst in Pherä bei Admetos spielt.

4.

Man entdeckt eine überraschende Consequenz
der alten Tradition, wenn man auf Homers Erwäh-
nungen des Apollocultus in den Trojanischen Familien
merkt. Erstens eignet er ihn besonders den Panthoi-
den
zn. Panthus (nach dem eine Phyle in Neu-Ilion
den Namen Panthois führte) 5, ist Priester des Got-
tes 6, und seine Söhne werden daher im Kampfe von
Apollon auf alle Weise behütet 7. Das ist nun auch
der Grund, warum der Panthoide Euphorbos gewählt
wird um Patroklos zu tödten, der so wie alle Aeaki-
den in der heroischen Mythologie dem Apollon feindlich

1 bei Steph. Arisbe. Eustath. Il. 12. S. 894. Lyko-
phron V. 1302. nennt Teukros, Skamandros und Arisbe Kreter.
2 Athen. 9, 393 b.
3 In den Fragm. Nikol. Damask.
4 Wovon schon Il. 1, 452. 21, 442., welche Stellen nicht im
Einklang. Hesiod in den Her. Geneal. bei Schol. Lyk. 393. Ety-
mol. Gud. 277, 40. vgl. Ruhnken epist. crit. Hellanikos bei
Schol. Il. 20, 145. S. 145. St. Koluthos V. 309.
5 Inschr.
in Walpole Memoirs p. 104.
6 Virgil. Aen. 2, 430.
7 Il. 15, 522.

ganze Teukriſche Nation her. Fuͤr das letztere koͤnnte
der alte Schriftſteller Kephalon aus der Teukriſchen
Stadt Gergis angefuͤhrt werden 1, wenn ſeine Troika
nicht das Werk eines Alexandriner Hegeſianax geweſen
waͤren 2. Aber die Kreter in der Gegend von Troja
kamen oft genug in alten Sagen vor, ſo daß ſelbſt von
ihrer ſtrengen Rechtspflege daſelbſt eine ſeltſame Ge-
ſchichte uͤbrig iſt 3. Wenn wir mehr von den lokalen
Cultus-Sagen wuͤßten, als durch den taͤuſchenden
Spiegel der Dichter: wuͤrden wir auch darin manche
Uebertragungen entdecken, die jene hiſtoriſche Spuren
beſtaͤtigten. Auch ſo iſt einzuſehen, daß Apollons
Dienſtbarkeit bei Laomedon 4 derſelbe Mythos iſt, nur
anders lokaliſirt, der ſonſt in Pheraͤ bei Admetos ſpielt.

4.

Man entdeckt eine uͤberraſchende Conſequenz
der alten Tradition, wenn man auf Homers Erwaͤh-
nungen des Apollocultus in den Trojaniſchen Familien
merkt. Erſtens eignet er ihn beſonders den Panthoi-
den
zn. Panthus (nach dem eine Phyle in Neu-Ilion
den Namen Πανϑωΐς fuͤhrte) 5, iſt Prieſter des Got-
tes 6, und ſeine Soͤhne werden daher im Kampfe von
Apollon auf alle Weiſe behuͤtet 7. Das iſt nun auch
der Grund, warum der Panthoide Euphorbos gewaͤhlt
wird um Patroklos zu toͤdten, der ſo wie alle Aeaki-
den in der heroiſchen Mythologie dem Apollon feindlich

1 bei Steph. Ἀϱίσβη. Euſtath. Il. 12. S. 894. Lyko-
phron V. 1302. nennt Teukros, Skamandros und Arisbe Kreter.
2 Athen. 9, 393 b.
3 In den Fragm. Nikol. Damask.
4 Wovon ſchon Il. 1, 452. 21, 442., welche Stellen nicht im
Einklang. Heſiod in den Her. Geneal. bei Schol. Lyk. 393. Ety-
mol. Gud. 277, 40. vgl. Ruhnken epist. crit. Hellanikos bei
Schol. Il. 20, 145. S. 145. St. Koluthos V. 309.
5 Inſchr.
in Walpole Memoirs p. 104.
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[220/0250] ganze Teukriſche Nation her. Fuͤr das letztere koͤnnte der alte Schriftſteller Kephalon aus der Teukriſchen Stadt Gergis angefuͤhrt werden 1, wenn ſeine Troika nicht das Werk eines Alexandriner Hegeſianax geweſen waͤren 2. Aber die Kreter in der Gegend von Troja kamen oft genug in alten Sagen vor, ſo daß ſelbſt von ihrer ſtrengen Rechtspflege daſelbſt eine ſeltſame Ge- ſchichte uͤbrig iſt 3. Wenn wir mehr von den lokalen Cultus-Sagen wuͤßten, als durch den taͤuſchenden Spiegel der Dichter: wuͤrden wir auch darin manche Uebertragungen entdecken, die jene hiſtoriſche Spuren beſtaͤtigten. Auch ſo iſt einzuſehen, daß Apollons Dienſtbarkeit bei Laomedon 4 derſelbe Mythos iſt, nur anders lokaliſirt, der ſonſt in Pheraͤ bei Admetos ſpielt. 4. Man entdeckt eine uͤberraſchende Conſequenz der alten Tradition, wenn man auf Homers Erwaͤh- nungen des Apollocultus in den Trojaniſchen Familien merkt. Erſtens eignet er ihn beſonders den Panthoi- den zn. Panthus (nach dem eine Phyle in Neu-Ilion den Namen Πανϑωΐς fuͤhrte) 5, iſt Prieſter des Got- tes 6, und ſeine Soͤhne werden daher im Kampfe von Apollon auf alle Weiſe behuͤtet 7. Das iſt nun auch der Grund, warum der Panthoide Euphorbos gewaͤhlt wird um Patroklos zu toͤdten, der ſo wie alle Aeaki- den in der heroiſchen Mythologie dem Apollon feindlich 1 bei Steph. Ἀϱίσβη. Euſtath. Il. 12. S. 894. Lyko- phron V. 1302. nennt Teukros, Skamandros und Arisbe Kreter. 2 Athen. 9, 393 b. 3 In den Fragm. Nikol. Damask. 4 Wovon ſchon Il. 1, 452. 21, 442., welche Stellen nicht im Einklang. Heſiod in den Her. Geneal. bei Schol. Lyk. 393. Ety- mol. Gud. 277, 40. vgl. Ruhnken epist. crit. Hellanikos bei Schol. Il. 20, 145. S. 145. St. Koluthos V. 309. 5 Inſchr. in Walpole Memoirs p. 104. 6 Virgil. Aen. 2, 430. 7 Il. 15, 522.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/250>, abgerufen am 21.11.2024.