Gränzen zurückkehrte, aber innerhalb seiner Symmachie freie Hand behielt. Denn als die Athener bald dar- auf das abgefallene Samos bekriegten, fragten sich zwar die Peloponnesier, ob sie es schützen sollten, aber Korinths Vortrag bewirkte, daß man Athen mit sei- nen Bundesgenossen nach Gutdünken schalten ließ 1.
12.
Faßt man die eilig angedeuteten Ereignisse zu- sammen, so findet man völlig durchherrschend bei den Lakedämoniern ein durchaus nur abwehrendes, herstel- lendes, erhaltendes, bei den Athenern dagegen ein stets angreifendes, umwerfendes, neugestaltendes Ver- fahren. Wenn jene in dieser Periode auch nach den größten Siegen keinen Fußbreit Land eroberten, keine autonome Stadt unterwarfen, kein bestehendes Ver- hältniß lösten, unterwarfen sich jene, für kurze oder längere Zeit, bedeutende Länderstrecken, dehnten ihre sog. Symmachie nach allen Seiten aus, und achteten keine durch Natur, Stammeinheit, Alterthum gegebene Ver- bindung im Conflikt mit ihren Herrschaftsplänen. Aber durch die staunenswerthe Energie des Attischen Volkes, welches auf eine früher unerhörte Weise von einem Punkte aus das ganze Griechenland in steter Vibra- tion erhielt, war Sparta wie paralysirt; seine natür- liche Schwerfälligkeit trat durch die passive Stellung noch mehr ans Licht; wie in eine ganz fremdartige Umgebung mit Gewalt versetzt, lernte es erst nach und nach Athens Pläne verstehen.
lung ein Ort in Megaris. Vgl. die freilich sehr verwirrte Darstel- lung des Andok. vom Frieden und die daraus entlehnte des Aeschi- nes. -- In diesen spondais standen die beiderseitigen Bundesge- nossen; die Symmachieen waren als Corpora constituirt, denen außerhalb Anschiießung gestattet, wo sie wollten. Th. 1, 31. 35.
1 Th. 1, 40.
II. 13
Graͤnzen zuruͤckkehrte, aber innerhalb ſeiner Symmachie freie Hand behielt. Denn als die Athener bald dar- auf das abgefallene Samos bekriegten, fragten ſich zwar die Peloponneſier, ob ſie es ſchuͤtzen ſollten, aber Korinths Vortrag bewirkte, daß man Athen mit ſei- nen Bundesgenoſſen nach Gutduͤnken ſchalten ließ 1.
12.
Faßt man die eilig angedeuteten Ereigniſſe zu- ſammen, ſo findet man voͤllig durchherrſchend bei den Lakedaͤmoniern ein durchaus nur abwehrendes, herſtel- lendes, erhaltendes, bei den Athenern dagegen ein ſtets angreifendes, umwerfendes, neugeſtaltendes Ver- fahren. Wenn jene in dieſer Periode auch nach den groͤßten Siegen keinen Fußbreit Land eroberten, keine autonome Stadt unterwarfen, kein beſtehendes Ver- haͤltniß loͤsten, unterwarfen ſich jene, fuͤr kurze oder laͤngere Zeit, bedeutende Laͤnderſtrecken, dehnten ihre ſog. Symmachie nach allen Seiten aus, und achteten keine durch Natur, Stammeinheit, Alterthum gegebene Ver- bindung im Conflikt mit ihren Herrſchaftsplaͤnen. Aber durch die ſtaunenswerthe Energie des Attiſchen Volkes, welches auf eine fruͤher unerhoͤrte Weiſe von einem Punkte aus das ganze Griechenland in ſteter Vibra- tion erhielt, war Sparta wie paralyſirt; ſeine natuͤr- liche Schwerfaͤlligkeit trat durch die paſſive Stellung noch mehr ans Licht; wie in eine ganz fremdartige Umgebung mit Gewalt verſetzt, lernte es erſt nach und nach Athens Plaͤne verſtehen.
lung ein Ort in Megaris. Vgl. die freilich ſehr verwirrte Darſtel- lung des Andok. vom Frieden und die daraus entlehnte des Aeſchi- nes. — In dieſen σπονδαῖς ſtanden die beiderſeitigen Bundesge- noſſen; die Symmachieen waren als Corpora conſtituirt, denen außerhalb Anſchiießung geſtattet, wo ſie wollten. Th. 1, 31. 35.
1 Th. 1, 40.
II. 13
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Graͤnzen zuruͤckkehrte, aber innerhalb ſeiner Symmachie
freie Hand behielt. Denn als die Athener bald dar-
auf das abgefallene Samos bekriegten, fragten ſich
zwar die Peloponneſier, ob ſie es ſchuͤtzen ſollten, aber
Korinths Vortrag bewirkte, daß man Athen mit ſei-
nen Bundesgenoſſen nach Gutduͤnken ſchalten ließ 1.
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Faßt man die eilig angedeuteten Ereigniſſe zu-
ſammen, ſo findet man voͤllig durchherrſchend bei den
Lakedaͤmoniern ein durchaus nur abwehrendes, herſtel-
lendes, erhaltendes, bei den Athenern dagegen ein
ſtets angreifendes, umwerfendes, neugeſtaltendes Ver-
fahren. Wenn jene in dieſer Periode auch nach den
groͤßten Siegen keinen Fußbreit Land eroberten, keine
autonome Stadt unterwarfen, kein beſtehendes Ver-
haͤltniß loͤsten, unterwarfen ſich jene, fuͤr kurze oder
laͤngere Zeit, bedeutende Laͤnderſtrecken, dehnten ihre ſog.
Symmachie nach allen Seiten aus, und achteten keine
durch Natur, Stammeinheit, Alterthum gegebene Ver-
bindung im Conflikt mit ihren Herrſchaftsplaͤnen. Aber
durch die ſtaunenswerthe Energie des Attiſchen Volkes,
welches auf eine fruͤher unerhoͤrte Weiſe von einem
Punkte aus das ganze Griechenland in ſteter Vibra-
tion erhielt, war Sparta wie paralyſirt; ſeine natuͤr-
liche Schwerfaͤlligkeit trat durch die paſſive Stellung
noch mehr ans Licht; wie in eine ganz fremdartige
Umgebung mit Gewalt verſetzt, lernte es erſt nach
und nach Athens Plaͤne verſtehen.
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4 lung ein Ort in Megaris. Vgl. die freilich ſehr verwirrte Darſtel-
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nes. — In dieſen σπονδαῖς ſtanden die beiderſeitigen Bundesge-
noſſen; die Symmachieen waren als Corpora conſtituirt, denen
außerhalb Anſchiießung geſtattet, wo ſie wollten. Th. 1, 31. 35.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/223>, abgerufen am 22.02.2025.
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