an, daß es die Argiver mit sich vereinigt hätten. In- daß finden wir doch im Persischen Kriege Mykenä und Tiryns als für sich bestehende Städte, und es wird zweifelhaft, ob sie je Argos vorher dauernd angehört. -- Daß wenigstens in den Gebirgen oberhalb Argos noch alte Einwohner sich erhielten, zeigen die Ornea- ten. Die Einwohner von Orneä in den Gränzgebir- gen von Mantinea, lange den Doriern feindlich und mit denen von Sikyon im Kriege 1 wurden endlich von Argos überwunden und zu einer Art Periöken herab- gesetzt 2. Dies konnte doch wohl nach Dorischem Völ- kerrechte nur gegen Leute eines fremden Stammes ge- schehen; so erhellt, daß die Orneaten bis dahin Achäer oder Arkader waren.
3.
Obgleich es nach den gegebenen Nachrichten scheint, daß Argos die von da aus den Doriern unter- worfenen Städte meist ganz aus seiner Gewalt verlo- ren habe, bestanden doch in frühern Zeiten gewiß Ver- bindlichkeiten dieser gegen jenes, die aber später mehr bloße Formen wurden. Es gab in Argos auf der La- rissa einen Tempel des Apollon Pythaeus, welcher wahr- scheinlich bald nach der Einwanderung von den Doriern als ein Heiligthum des Nationalgottes, der sie in das Land geführt, errichtet worden war. Es war ein gemeinsames Heiligthum der Umgegend, doch den Ar- geiern besonders eigen 3. Die Epidaurier waren ver- pflichtet, zu bestimmten Zeiten Opfer dahin zu sen- den 4. Die Dryoper, ehemals, und noch später als Kraugalliden, Unterthanen des Delphischen Gottes, hat-
1 Plut. de def. or. S. 620. Paus. 10, 18, 4.
2 S. Buch 3, 4.
3 Dies geht hervor aus Thukyd. 5, 53. kurio- tatoi tou ierou esan Argeioi.
4 Ebd. Nach Diod. 12, 18. waren die Lakedämonier zu Opfersendungen an Apollon Pythaeus (Puthios) verpflichtet: aber Diod. ist confus.
6 *
an, daß es die Argiver mit ſich vereinigt haͤtten. In- daß finden wir doch im Perſiſchen Kriege Mykenaͤ und Tiryns als fuͤr ſich beſtehende Staͤdte, und es wird zweifelhaft, ob ſie je Argos vorher dauernd angehoͤrt. — Daß wenigſtens in den Gebirgen oberhalb Argos noch alte Einwohner ſich erhielten, zeigen die Ornea- ten. Die Einwohner von Orneaͤ in den Graͤnzgebir- gen von Mantinea, lange den Doriern feindlich und mit denen von Sikyon im Kriege 1 wurden endlich von Argos uͤberwunden und zu einer Art Perioͤken herab- geſetzt 2. Dies konnte doch wohl nach Doriſchem Voͤl- kerrechte nur gegen Leute eines fremden Stammes ge- ſchehen; ſo erhellt, daß die Orneaten bis dahin Achaͤer oder Arkader waren.
3.
Obgleich es nach den gegebenen Nachrichten ſcheint, daß Argos die von da aus den Doriern unter- worfenen Staͤdte meiſt ganz aus ſeiner Gewalt verlo- ren habe, beſtanden doch in fruͤhern Zeiten gewiß Ver- bindlichkeiten dieſer gegen jenes, die aber ſpaͤter mehr bloße Formen wurden. Es gab in Argos auf der La- riſſa einen Tempel des Apollon Pythaeus, welcher wahr- ſcheinlich bald nach der Einwanderung von den Doriern als ein Heiligthum des Nationalgottes, der ſie in das Land gefuͤhrt, errichtet worden war. Es war ein gemeinſames Heiligthum der Umgegend, doch den Ar- geiern beſonders eigen 3. Die Epidaurier waren ver- pflichtet, zu beſtimmten Zeiten Opfer dahin zu ſen- den 4. Die Dryoper, ehemals, und noch ſpaͤter als Kraugalliden, Unterthanen des Delphiſchen Gottes, hat-
1 Plut. de def. or. S. 620. Pauſ. 10, 18, 4.
2 S. Buch 3, 4.
3 Dies geht hervor aus Thukyd. 5, 53. κυϱιώ- τατοι τοῦ ἱεϱοῦ ἠσαν Ἀϱγεῖοι.
4 Ebd. Nach Diod. 12, 18. waren die Lakedaͤmonier zu Opferſendungen an Apollon Pythaeus (Πύϑιος) verpflichtet: aber Diod. iſt confus.
6 *
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[83/0113]
an, daß es die Argiver mit ſich vereinigt haͤtten. In-
daß finden wir doch im Perſiſchen Kriege Mykenaͤ und
Tiryns als fuͤr ſich beſtehende Staͤdte, und es wird
zweifelhaft, ob ſie je Argos vorher dauernd angehoͤrt.
— Daß wenigſtens in den Gebirgen oberhalb Argos
noch alte Einwohner ſich erhielten, zeigen die Ornea-
ten. Die Einwohner von Orneaͤ in den Graͤnzgebir-
gen von Mantinea, lange den Doriern feindlich und
mit denen von Sikyon im Kriege 1 wurden endlich von
Argos uͤberwunden und zu einer Art Perioͤken herab-
geſetzt 2. Dies konnte doch wohl nach Doriſchem Voͤl-
kerrechte nur gegen Leute eines fremden Stammes ge-
ſchehen; ſo erhellt, daß die Orneaten bis dahin Achaͤer
oder Arkader waren.
3.
Obgleich es nach den gegebenen Nachrichten
ſcheint, daß Argos die von da aus den Doriern unter-
worfenen Staͤdte meiſt ganz aus ſeiner Gewalt verlo-
ren habe, beſtanden doch in fruͤhern Zeiten gewiß Ver-
bindlichkeiten dieſer gegen jenes, die aber ſpaͤter mehr
bloße Formen wurden. Es gab in Argos auf der La-
riſſa einen Tempel des Apollon Pythaeus, welcher wahr-
ſcheinlich bald nach der Einwanderung von den Doriern
als ein Heiligthum des Nationalgottes, der ſie in das
Land gefuͤhrt, errichtet worden war. Es war ein
gemeinſames Heiligthum der Umgegend, doch den Ar-
geiern beſonders eigen 3. Die Epidaurier waren ver-
pflichtet, zu beſtimmten Zeiten Opfer dahin zu ſen-
den 4. Die Dryoper, ehemals, und noch ſpaͤter als
Kraugalliden, Unterthanen des Delphiſchen Gottes, hat-
1 Plut. de def. or. S. 620. Pauſ. 10, 18, 4.
2 S.
Buch 3, 4.
3 Dies geht hervor aus Thukyd. 5, 53. κυϱιώ-
τατοι τοῦ ἱεϱοῦ ἠσαν Ἀϱγεῖοι.
4 Ebd. Nach Diod. 12, 18.
waren die Lakedaͤmonier zu Opferſendungen an Apollon Pythaeus
(Πύϑιος) verpflichtet: aber Diod. iſt confus.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/113>, abgerufen am 21.11.2024.
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