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Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826.

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sentlich. Die Blendungsbilder in der beweglichen Extre-
mität der Sehsinnsubstanz ändern mit der Bewegung der
Augen ihr relatives Ortsverhältniß zu unserer eigenen Körper-
lichkeit; die phantastischen Bilder behaupten bei aller Bewe-
gung der geschlossenen Augen eine beständige Stelle im Ver-
hältniß zu unserer eigenen Räumlichkeit, wenn sie sich nicht
aus innern Gründen ihrer Erscheinung bewegen.

73.

Aus allem geht zugleich hervor, daß die inneren Theile
der Sehsinnsubstanz den äußeren der Netzhaut in Hinsicht
der Räumlichkeit des subjectiven Sehfeldes entsprechen, daß
gewisse Theile der innern Sehsinnsubstanz identische Fortse-
tzungen sind gewisser Theile der Netzhaut, und daß Afectio-
nen der einen und anderen in Hinsicht des Ortes im subjecti-
ven Sehfeld als identisch zusammenfallen, ebenso wie sich
in beiden Augen identische Theile entsprechen, deren gleich-
zeitige Affection eins ist in Hinsicht des subjectiven Ortes
des Gesehenen.

74.

Wenn daher a b die Retina als äußere Extremität
der Sehsinnsubstanz zur Aufnahme der äußeren Eindrücke
und zugleich der durch diese erregten Blendungsbilder, c d die
inneren Theile der Sehsinnsubstanz im Gehirn, in welchen
die Phantasiebilder aus Erscheinung kommen, so fallen die
Eindrücke auf x der Netzhaut oder den Mittelpunct der-
selben mit den Eindrücken auf y der inneren Theile zusam-
men in Hinsicht des Ortes im subjectiven Sehfelde. Wie
immer sich nun a, b, oder die äußere Extremität der Seh-
sinnsubstanz mit den Bewegungen des Auges bewegen mag,
alles was x, den Mittelpunct der Netzhaut, wechseld afficirt,
also m, n, o bei andern Stellungen des Auges, fällt jedes-
mal mit y der inneren unbeweglichen Theile sammen. Das

ſentlich. Die Blendungsbilder in der beweglichen Extre-
mitaͤt der Sehſinnſubſtanz aͤndern mit der Bewegung der
Augen ihr relatives Ortsverhaͤltniß zu unſerer eigenen Koͤrper-
lichkeit; die phantaſtiſchen Bilder behaupten bei aller Bewe-
gung der geſchloſſenen Augen eine beſtaͤndige Stelle im Ver-
haͤltniß zu unſerer eigenen Raͤumlichkeit, wenn ſie ſich nicht
aus innern Gruͤnden ihrer Erſcheinung bewegen.

73.

Aus allem geht zugleich hervor, daß die inneren Theile
der Sehſinnſubſtanz den aͤußeren der Netzhaut in Hinſicht
der Raͤumlichkeit des ſubjectiven Sehfeldes entſprechen, daß
gewiſſe Theile der innern Sehſinnſubſtanz identiſche Fortſe-
tzungen ſind gewiſſer Theile der Netzhaut, und daß Afectio-
nen der einen und anderen in Hinſicht des Ortes im ſubjecti-
ven Sehfeld als identiſch zuſammenfallen, ebenſo wie ſich
in beiden Augen identiſche Theile entſprechen, deren gleich-
zeitige Affection eins iſt in Hinſicht des ſubjectiven Ortes
des Geſehenen.

74.

Wenn daher a b die Retina als aͤußere Extremitaͤt
der Sehſinnſubſtanz zur Aufnahme der aͤußeren Eindruͤcke
und zugleich der durch dieſe erregten Blendungsbilder, c d die
inneren Theile der Sehſinnſubſtanz im Gehirn, in welchen
die Phantaſiebilder aus Erſcheinung kommen, ſo fallen die
Eindruͤcke auf x der Netzhaut oder den Mittelpunct der-
ſelben mit den Eindruͤcken auf y der inneren Theile zuſam-
men in Hinſicht des Ortes im ſubjectiven Sehfelde. Wie
immer ſich nun a, b, oder die aͤußere Extremitaͤt der Seh-
ſinnſubſtanz mit den Bewegungen des Auges bewegen mag,
alles was x, den Mittelpunct der Netzhaut, wechſeld afficirt,
alſo m, n, o bei andern Stellungen des Auges, faͤllt jedes-
mal mit y der inneren unbeweglichen Theile ſammen. Das

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[38/0054] ſentlich. Die Blendungsbilder in der beweglichen Extre- mitaͤt der Sehſinnſubſtanz aͤndern mit der Bewegung der Augen ihr relatives Ortsverhaͤltniß zu unſerer eigenen Koͤrper- lichkeit; die phantaſtiſchen Bilder behaupten bei aller Bewe- gung der geſchloſſenen Augen eine beſtaͤndige Stelle im Ver- haͤltniß zu unſerer eigenen Raͤumlichkeit, wenn ſie ſich nicht aus innern Gruͤnden ihrer Erſcheinung bewegen. 73. Aus allem geht zugleich hervor, daß die inneren Theile der Sehſinnſubſtanz den aͤußeren der Netzhaut in Hinſicht der Raͤumlichkeit des ſubjectiven Sehfeldes entſprechen, daß gewiſſe Theile der innern Sehſinnſubſtanz identiſche Fortſe- tzungen ſind gewiſſer Theile der Netzhaut, und daß Afectio- nen der einen und anderen in Hinſicht des Ortes im ſubjecti- ven Sehfeld als identiſch zuſammenfallen, ebenſo wie ſich in beiden Augen identiſche Theile entſprechen, deren gleich- zeitige Affection eins iſt in Hinſicht des ſubjectiven Ortes des Geſehenen. 74. Wenn daher a b die Retina als aͤußere Extremitaͤt der Sehſinnſubſtanz zur Aufnahme der aͤußeren Eindruͤcke und zugleich der durch dieſe erregten Blendungsbilder, c d die inneren Theile der Sehſinnſubſtanz im Gehirn, in welchen die Phantaſiebilder aus Erſcheinung kommen, ſo fallen die Eindruͤcke auf x der Netzhaut oder den Mittelpunct der- ſelben mit den Eindruͤcken auf y der inneren Theile zuſam- men in Hinſicht des Ortes im ſubjectiven Sehfelde. Wie immer ſich nun a, b, oder die aͤußere Extremitaͤt der Seh- ſinnſubſtanz mit den Bewegungen des Auges bewegen mag, alles was x, den Mittelpunct der Netzhaut, wechſeld afficirt, alſo m, n, o bei andern Stellungen des Auges, faͤllt jedes- mal mit y der inneren unbeweglichen Theile ſammen. Das

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Zitationshilfe: Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/54>, abgerufen am 03.12.2024.