Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826.Grenze des Lebenden reagirt das Organische gegen das che- II. Die Energieen der Sehsinnsubstanz. 7. Wir wollen diese Wahrheit hier nur festhalten, in Grenze des Lebenden reagirt das Organiſche gegen das che- II. Die Energieen der Sehſinnſubſtanz. 7. Wir wollen dieſe Wahrheit hier nur feſthalten, in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0022" n="6"/> Grenze des Lebenden reagirt das Organiſche gegen das che-<lb/> miſche Agens durch organiſche Wirkſamkeit, durch Entzuͤn-<lb/> dung. Mit allen Erklaͤrungen der Wirkungsart der Nerven<lb/> durch electriſche Stroͤmung iſt daher in der That gar nichts<lb/> gewonnen, vielmehr werden hierbei die weſentlichen Ener-<lb/> gieen der Organe uͤberſehen. Der Sinnesnerve auf jedwe-<lb/> den Reiz, was immer einer Art, reagirend, hat die ihm<lb/> immanente Energie; Druck, Friction, Galvanismus und<lb/> innere organiſche Reizung, alle dieſe Dinge bewirken in<lb/> dem Lichtnerven, was ſein iſt, Lichtempfindung, in dem<lb/> Hoͤrnerven, was deſſen iſt, Tonempfindung, Gefuͤhl in<lb/> dem Gefuͤhlsnerven. Anderſeits bewirkt Alles, was auf ein<lb/> Abſonderungsorgan wirken kann, Veraͤnderung der Abſon-<lb/> derung, was auf den Muskel wirken kann, Bewegung.<lb/> Der Galvanismus iſt hier um nichts vornehmer als alles An-<lb/> dere, was nur, gleichviel welcher Art, afficiren, reizen kann.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Die Energieen der Sehſinnſubſtanz</hi>.</head><lb/> <div n="3"> <head>7.</head><lb/> <p>Wir wollen dieſe Wahrheit hier nur feſthalten, in<lb/> wiefern ſie von dem Lichtnerven gillt. Dunkelkeit iſt ſeine<lb/> Ruhe, Licht und Farbe ſeine Affection. Auch die Dunkel-<lb/> keit iſt etwas Poſitives, und wird nur da empfunden, wo<lb/> ein Lichtnerve iſt. Das Auge ſieht Licht und Farben auf<lb/> den mechaniſchen Stoß, auf den galvaniſchen Einfluß, es<lb/> empfindet die ihm aus andern Organen mitgetheilten Rei-<lb/> zungen leuchtend, es ſieht Blitze, wenn das Gehirn ge-<lb/> druͤckt wird, wenn das Gehirn mit Blut uͤberfuͤllt wird,<lb/> wie bei den Erhenkten, es ſieht Nebel in Affectionen der<lb/> Unterleibsorgane, die ihm ſympathiſch mitgetheilt werden;<lb/> alle krankhaften Zuſtaͤnde der Sehſinnſubſtanz aͤußern ſich<lb/> durch ſubjective Licht- und Farbenerſcheinungen.</p> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0022]
Grenze des Lebenden reagirt das Organiſche gegen das che-
miſche Agens durch organiſche Wirkſamkeit, durch Entzuͤn-
dung. Mit allen Erklaͤrungen der Wirkungsart der Nerven
durch electriſche Stroͤmung iſt daher in der That gar nichts
gewonnen, vielmehr werden hierbei die weſentlichen Ener-
gieen der Organe uͤberſehen. Der Sinnesnerve auf jedwe-
den Reiz, was immer einer Art, reagirend, hat die ihm
immanente Energie; Druck, Friction, Galvanismus und
innere organiſche Reizung, alle dieſe Dinge bewirken in
dem Lichtnerven, was ſein iſt, Lichtempfindung, in dem
Hoͤrnerven, was deſſen iſt, Tonempfindung, Gefuͤhl in
dem Gefuͤhlsnerven. Anderſeits bewirkt Alles, was auf ein
Abſonderungsorgan wirken kann, Veraͤnderung der Abſon-
derung, was auf den Muskel wirken kann, Bewegung.
Der Galvanismus iſt hier um nichts vornehmer als alles An-
dere, was nur, gleichviel welcher Art, afficiren, reizen kann.
II. Die Energieen der Sehſinnſubſtanz.
7.
Wir wollen dieſe Wahrheit hier nur feſthalten, in
wiefern ſie von dem Lichtnerven gillt. Dunkelkeit iſt ſeine
Ruhe, Licht und Farbe ſeine Affection. Auch die Dunkel-
keit iſt etwas Poſitives, und wird nur da empfunden, wo
ein Lichtnerve iſt. Das Auge ſieht Licht und Farben auf
den mechaniſchen Stoß, auf den galvaniſchen Einfluß, es
empfindet die ihm aus andern Organen mitgetheilten Rei-
zungen leuchtend, es ſieht Blitze, wenn das Gehirn ge-
druͤckt wird, wenn das Gehirn mit Blut uͤberfuͤllt wird,
wie bei den Erhenkten, es ſieht Nebel in Affectionen der
Unterleibsorgane, die ihm ſympathiſch mitgetheilt werden;
alle krankhaften Zuſtaͤnde der Sehſinnſubſtanz aͤußern ſich
durch ſubjective Licht- und Farbenerſcheinungen.
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Zitationshilfe: | Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/22>, abgerufen am 03.07.2024. |