Neuntes Kapitel. Vom Ueberfluß und vom Mangel des Geldes.
Seitdem die Europäischen Staaten wider ihren Willen mit Papier-Circulationen überschwemmt worden sind, hat man an sehr vielen Stellen die Klage über die unverhältnißmäßige Menge an Geldzeichen gehört, und da dieser Ueberfluß dem gemeinsten Verstande sehr nahe zusammen zu hängen schien mit der Depreciation der Geldzeichen, so war es wohl sehr natürlich, daß man alles Heil in die Verminderung derselben gesetzt hat. Wir haben indeß schon in dem vorstehenden Kapi- tel einigen Verdacht gegen alle die Schlüsse erregt, die man aus der arithmetischen Summe dieser Geldzeichen in einem gegebenen Staate, sehr voreilig zu ziehen für gut findet. Wir haben ferner bereits früher der sonderbaren Erscheinung er- wähnt, die in neueren Zeiten an sehr vielen Orten den Ueber- fluß der Geldzeichen begleitet hat, nähmlich des empfind- lichsten Geldmangels, so daß also das auf der einen Seite durch den Ueberfluß depreciirte und ungebührlich wohl- feil gewordene Geld, auf der anderen Seite wieder theurer war, als je.
Neuntes Kapitel. Vom Ueberfluß und vom Mangel des Geldes.
Seitdem die Europaͤiſchen Staaten wider ihren Willen mit Papier-Circulationen uͤberſchwemmt worden ſind, hat man an ſehr vielen Stellen die Klage uͤber die unverhaͤltnißmaͤßige Menge an Geldzeichen gehoͤrt, und da dieſer Ueberfluß dem gemeinſten Verſtande ſehr nahe zuſammen zu haͤngen ſchien mit der Depreciation der Geldzeichen, ſo war es wohl ſehr natuͤrlich, daß man alles Heil in die Verminderung derſelben geſetzt hat. Wir haben indeß ſchon in dem vorſtehenden Kapi- tel einigen Verdacht gegen alle die Schluͤſſe erregt, die man aus der arithmetiſchen Summe dieſer Geldzeichen in einem gegebenen Staate, ſehr voreilig zu ziehen fuͤr gut findet. Wir haben ferner bereits fruͤher der ſonderbaren Erſcheinung er- waͤhnt, die in neueren Zeiten an ſehr vielen Orten den Ueber- fluß der Geldzeichen begleitet hat, naͤhmlich des empfind- lichſten Geldmangels, ſo daß alſo das auf der einen Seite durch den Ueberfluß depreciirte und ungebuͤhrlich wohl- feil gewordene Geld, auf der anderen Seite wieder theurer war, als je.
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Neuntes Kapitel.
Vom Ueberfluß und vom Mangel des Geldes.
Seitdem die Europaͤiſchen Staaten wider ihren Willen mit
Papier-Circulationen uͤberſchwemmt worden ſind, hat man an
ſehr vielen Stellen die Klage uͤber die unverhaͤltnißmaͤßige
Menge an Geldzeichen gehoͤrt, und da dieſer Ueberfluß dem
gemeinſten Verſtande ſehr nahe zuſammen zu haͤngen ſchien
mit der Depreciation der Geldzeichen, ſo war es wohl ſehr
natuͤrlich, daß man alles Heil in die Verminderung derſelben
geſetzt hat. Wir haben indeß ſchon in dem vorſtehenden Kapi-
tel einigen Verdacht gegen alle die Schluͤſſe erregt, die man
aus der arithmetiſchen Summe dieſer Geldzeichen in einem
gegebenen Staate, ſehr voreilig zu ziehen fuͤr gut findet. Wir
haben ferner bereits fruͤher der ſonderbaren Erſcheinung er-
waͤhnt, die in neueren Zeiten an ſehr vielen Orten den Ueber-
fluß der Geldzeichen begleitet hat, naͤhmlich des empfind-
lichſten Geldmangels, ſo daß alſo das auf der einen
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feil gewordene Geld, auf der anderen Seite wieder theurer
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/307>, abgerufen am 21.11.2024.
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