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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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war aber gerechter, als seine Richter. Er hätte
sich auch gegen die Königliche Höfe noch lan-
ge mit allerhand Ausflüchten behelfen können;
sein Gewissen sprach aber stärker, lauter mit
ihm, als der Reichshofrath; er entliess, ohne
von jener Clausul Gebrauch machen zu wollen,
den Unschuldigen, und vergütete in den nach-
folgenden 20. Jahren seines langen Lebens die
ehemalige Härte durch hundertfache Beweise
von Reue, Güte, Vertrauen, Achtung, und Ihm,
und seinen im Würtembergischen angesessenen
Kindern und Kinds-Kindern, bewiesene Wohl-
thaten.

2.
Gott behüte uns vor dem Original!
Sey König! brich dem Volke deinen Eid;
Du wirst bewundert, wärst du noch so klein!
Führ' ungerechten Krieg, und werde reich
Durch Kirchenraub: Dein Pöbel staunt dich an.
Nicht lange! die gerechte Nachwelt nimmt
Den Prüfstein in die Hand; sie prägt das Gold
Mit edlem Stempel; falscher Münze drückt
Ihr sichrer Arm ein daurend Brandmaal auf *).
*) Graf Friedr. Leop. von Stolberg in dem Gedichte: Der
Prüfstein, im Deutschen Museum 1783. Nov. S. 388.

war aber gerechter, als seine Richter. Er hätte
sich auch gegen die Königliche Höfe noch lan-
ge mit allerhand Ausflüchten behelfen können;
sein Gewissen sprach aber stärker, lauter mit
ihm, als der Reichshofrath; er entlieſs, ohne
von jener Clausul Gebrauch machen zu wollen,
den Unschuldigen, und vergütete in den nach-
folgenden 20. Jahren seines langen Lebens die
ehemalige Härte durch hundertfache Beweise
von Reue, Güte, Vertrauen, Achtung, und Ihm,
und seinen im Würtembergischen angesessenen
Kindern und Kinds-Kindern, bewiesene Wohl-
thaten.

2.
Gott behüte uns vor dem Original!
Sey König! brich dem Volke deinen Eid;
Du wirst bewundert, wärst du noch so klein!
Führ’ ungerechten Krieg, und werde reich
Durch Kirchenraub: Dein Pöbel staunt dich an.
Nicht lange! die gerechte Nachwelt nimmt
Den Prüfstein in die Hand; sie prägt das Gold
Mit edlem Stempel; falscher Münze drückt
Ihr sichrer Arm ein daurend Brandmaal auf *).
*) Graf Friedr. Leop. von Stolberg in dem Gedichte: Der
Prüfstein, im Deutschen Museum 1783. Nov. S. 388.
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[218/0224] war aber gerechter, als seine Richter. Er hätte sich auch gegen die Königliche Höfe noch lan- ge mit allerhand Ausflüchten behelfen können; sein Gewissen sprach aber stärker, lauter mit ihm, als der Reichshofrath; er entlieſs, ohne von jener Clausul Gebrauch machen zu wollen, den Unschuldigen, und vergütete in den nach- folgenden 20. Jahren seines langen Lebens die ehemalige Härte durch hundertfache Beweise von Reue, Güte, Vertrauen, Achtung, und Ihm, und seinen im Würtembergischen angesessenen Kindern und Kinds-Kindern, bewiesene Wohl- thaten. 2. Gott behüte uns vor dem Original! Sey König! brich dem Volke deinen Eid; Du wirst bewundert, wärst du noch so klein! Führ’ ungerechten Krieg, und werde reich Durch Kirchenraub: Dein Pöbel staunt dich an. Nicht lange! die gerechte Nachwelt nimmt Den Prüfstein in die Hand; sie prägt das Gold Mit edlem Stempel; falscher Münze drückt Ihr sichrer Arm ein daurend Brandmaal auf *). *) Graf Friedr. Leop. von Stolberg in dem Gedichte: Der Prüfstein, im Deutschen Museum 1783. Nov. S. 388.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/224>, abgerufen am 21.11.2024.