Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
2. Capitel.


Project einer Europäischen Republic.
§. 13.

König Heinrich IV. in Franckreich hatte
zwar den Einfall, alle christliche Staaten von
Europa in eine nähere Verbindung und in ei-
nen gemeinschafftlichen einigen Staatscörper zu
bringen: Es bliebe aber ein blosser Gedancke;
der schwerlich jemalen zur Würcklichkeit gedeyhen
wird.

*) von Vattel 3, 61. Schmaussens
Staatswissensch. 1. Theil, S. 53.


Unabhängigkeit und Souverainite.
§. 14.

Ein unabhängiger Herr oder Staat ist der,
welcher keinen anderen Herrn oder Staat zum
wahren und würcklichen Oberherrn hat.

§. 15.

Souverain, und: Souverainete, seynd
in eigentlichem und ordentlicher Weise gewohn-
lichem Verstand einerley mit: Unabhängig,
oder: Unabhängigkeit:

§. 16.

In weiterem und abusivem Verstand aber
legt man disen Titul mehrmalen auch denen
halbsouverainen Herrn bey.

Doch will der Röm. Kayser nicht leiden,
daß ein Reichsstand selbst sich dises Prädicats
bediene; wiewohl bey dem Reichsconvent seit

vilen
2. Capitel.


Project einer Europaͤiſchen Republic.
§. 13.

Koͤnig Heinrich IV. in Franckreich hatte
zwar den Einfall, alle chriſtliche Staaten von
Europa in eine naͤhere Verbindung und in ei-
nen gemeinſchafftlichen einigen Staatscoͤrper zu
bringen: Es bliebe aber ein bloſſer Gedancke;
der ſchwerlich jemalen zur Wuͤrcklichkeit gedeyhen
wird.

*) von Vattel 3, 61. Schmaussens
Staatswiſſenſch. 1. Theil, S. 53.


Unabhaͤngigkeit und Souverainite.
§. 14.

Ein unabhaͤngiger Herr oder Staat iſt der,
welcher keinen anderen Herrn oder Staat zum
wahren und wuͤrcklichen Oberherrn hat.

§. 15.

Souverain, und: Souverainete, ſeynd
in eigentlichem und ordentlicher Weiſe gewohn-
lichem Verſtand einerley mit: Unabhaͤngig,
oder: Unabhaͤngigkeit:

§. 16.

In weiterem und abuſivem Verſtand aber
legt man diſen Titul mehrmalen auch denen
halbſouverainen Herrn bey.

Doch will der Roͤm. Kayſer nicht leiden,
daß ein Reichsſtand ſelbſt ſich diſes Praͤdicats
bediene; wiewohl bey dem Reichsconvent ſeit

vilen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0034" n="22"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">2. Capitel.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Project einer Europa&#x0364;i&#x017F;chen Republic</hi>.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.</head><lb/>
            <p>Ko&#x0364;nig Heinrich <hi rendition="#aq">IV.</hi> in Franckreich hatte<lb/>
zwar den Einfall, alle chri&#x017F;tliche Staaten von<lb/>
Europa in eine na&#x0364;here Verbindung und in ei-<lb/>
nen gemein&#x017F;chafftlichen einigen Staatsco&#x0364;rper zu<lb/>
bringen: Es bliebe aber ein blo&#x017F;&#x017F;er Gedancke;<lb/>
der &#x017F;chwerlich jemalen zur Wu&#x0364;rcklichkeit gedeyhen<lb/>
wird.</p><lb/>
            <note place="end" n="*)">von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Vattel</hi></hi> 3, 61. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Schmaussens</hi></hi><lb/>
Staatswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ch. 1. Theil, S. 53.</note>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Unabha&#x0364;ngigkeit und Souverainite</hi>.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head><lb/>
            <p>Ein unabha&#x0364;ngiger Herr oder Staat i&#x017F;t der,<lb/>
welcher keinen anderen Herrn oder Staat zum<lb/>
wahren und wu&#x0364;rcklichen Oberherrn hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Souverain</hi>, und: <hi rendition="#fr">Souverainete</hi>, &#x017F;eynd<lb/>
in eigentlichem und ordentlicher Wei&#x017F;e gewohn-<lb/>
lichem Ver&#x017F;tand einerley mit: <hi rendition="#fr">Unabha&#x0364;ngig</hi>,<lb/>
oder: <hi rendition="#fr">Unabha&#x0364;ngigkeit</hi>:</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.</head><lb/>
            <p>In weiterem und abu&#x017F;ivem Ver&#x017F;tand aber<lb/>
legt man di&#x017F;en Titul mehrmalen auch denen<lb/>
halb&#x017F;ouverainen Herrn bey.</p><lb/>
            <p>Doch will der Ro&#x0364;m. Kay&#x017F;er nicht leiden,<lb/>
daß ein Reichs&#x017F;tand &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich di&#x017F;es Pra&#x0364;dicats<lb/>
bediene; wiewohl bey dem Reichsconvent &#x017F;eit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vilen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0034] 2. Capitel. Project einer Europaͤiſchen Republic. §. 13. Koͤnig Heinrich IV. in Franckreich hatte zwar den Einfall, alle chriſtliche Staaten von Europa in eine naͤhere Verbindung und in ei- nen gemeinſchafftlichen einigen Staatscoͤrper zu bringen: Es bliebe aber ein bloſſer Gedancke; der ſchwerlich jemalen zur Wuͤrcklichkeit gedeyhen wird. *⁾ von Vattel 3, 61. Schmaussens Staatswiſſenſch. 1. Theil, S. 53. Unabhaͤngigkeit und Souverainite. §. 14. Ein unabhaͤngiger Herr oder Staat iſt der, welcher keinen anderen Herrn oder Staat zum wahren und wuͤrcklichen Oberherrn hat. §. 15. Souverain, und: Souverainete, ſeynd in eigentlichem und ordentlicher Weiſe gewohn- lichem Verſtand einerley mit: Unabhaͤngig, oder: Unabhaͤngigkeit: §. 16. In weiterem und abuſivem Verſtand aber legt man diſen Titul mehrmalen auch denen halbſouverainen Herrn bey. Doch will der Roͤm. Kayſer nicht leiden, daß ein Reichsſtand ſelbſt ſich diſes Praͤdicats bediene; wiewohl bey dem Reichsconvent ſeit vilen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/34
Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/34>, abgerufen am 30.12.2024.