Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Selbsthülff, Repressalien, etc.
das Recht, an welches er eine gerechte Ansprach
zu haben glaubt, in Besiz nimmt, und sich mit
seiner Macht bey solchem ergriffenen Besiz so
lang selbst handhabt, biß der Streit etwa durch
einen Vergleich beygeleget wird.

§. 5.

3. Dahin kan auch gezählet werden, wann
ein Souverain einen ihme beschehenen Affront,
oder andere Beleidigung, selbst rächet.

*) Vattel 2, 30.
§. 6.

Weil unabhängige Staaten keinen Richter
über sich haben, und zu einem Compromiß nicht
genöthiget werden können; so ist auch die Selbst-
hülffe an und für sich nicht ungerecht.

§. 7.

Doch sollte man billig auch zu der Selbst-
hülffe nicht eher schreiten, als biß die gütliche
Mittel zuvor vergeblich versucht worden seynd.

§. 8.

Es geschiehet mehrmalen, daß der andere
Theil sich dabey beruhiget; mithin die Sache
keine weitere Folgen hat.

§. 9.

Eben so leicht kan aber auch daraus ein
Krieg entstehen; dessen Gerecht- oder Ungerech-
tigkeit man meistens an seinen Ort gestellt seyn
lassen muß.

Retor-

Von der Selbſthuͤlff, Repreſſalien, ꝛc.
das Recht, an welches er eine gerechte Anſprach
zu haben glaubt, in Beſiz nimmt, und ſich mit
ſeiner Macht bey ſolchem ergriffenen Beſiz ſo
lang ſelbſt handhabt, biß der Streit etwa durch
einen Vergleich beygeleget wird.

§. 5.

3. Dahin kan auch gezaͤhlet werden, wann
ein Souverain einen ihme beſchehenen Affront,
oder andere Beleidigung, ſelbſt raͤchet.

*) Vattel 2, 30.
§. 6.

Weil unabhaͤngige Staaten keinen Richter
uͤber ſich haben, und zu einem Compromiß nicht
genoͤthiget werden koͤnnen; ſo iſt auch die Selbſt-
huͤlffe an und fuͤr ſich nicht ungerecht.

§. 7.

Doch ſollte man billig auch zu der Selbſt-
huͤlffe nicht eher ſchreiten, als biß die guͤtliche
Mittel zuvor vergeblich verſucht worden ſeynd.

§. 8.

Es geſchiehet mehrmalen, daß der andere
Theil ſich dabey beruhiget; mithin die Sache
keine weitere Folgen hat.

§. 9.

Eben ſo leicht kan aber auch daraus ein
Krieg entſtehen; deſſen Gerecht- oder Ungerech-
tigkeit man meiſtens an ſeinen Ort geſtellt ſeyn
laſſen muß.

Retor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0231" n="219"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Selb&#x017F;thu&#x0364;lff, Repre&#x017F;&#x017F;alien, &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
das Recht, an welches er eine gerechte An&#x017F;prach<lb/>
zu haben glaubt, in Be&#x017F;iz nimmt, und &#x017F;ich mit<lb/>
&#x017F;einer Macht bey &#x017F;olchem ergriffenen Be&#x017F;iz &#x017F;o<lb/>
lang &#x017F;elb&#x017F;t handhabt, biß der Streit etwa durch<lb/>
einen Vergleich beygeleget wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head><lb/>
            <p>3. Dahin kan auch geza&#x0364;hlet werden, wann<lb/>
ein Souverain einen ihme be&#x017F;chehenen Affront,<lb/>
oder andere Beleidigung, &#x017F;elb&#x017F;t ra&#x0364;chet.</p><lb/>
            <note place="end" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Vattel</hi></hi> 2, 30.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head><lb/>
            <p>Weil unabha&#x0364;ngige Staaten keinen Richter<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich haben, und zu einem Compromiß nicht<lb/>
geno&#x0364;thiget werden ko&#x0364;nnen; &#x017F;o i&#x017F;t auch die Selb&#x017F;t-<lb/>
hu&#x0364;lffe an und fu&#x0364;r &#x017F;ich nicht ungerecht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head><lb/>
            <p>Doch &#x017F;ollte man billig auch zu der Selb&#x017F;t-<lb/>
hu&#x0364;lffe nicht eher &#x017F;chreiten, als biß die gu&#x0364;tliche<lb/>
Mittel zuvor vergeblich ver&#x017F;ucht worden &#x017F;eynd.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>Es ge&#x017F;chiehet mehrmalen, daß der andere<lb/>
Theil &#x017F;ich dabey beruhiget; mithin die Sache<lb/>
keine weitere Folgen hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head><lb/>
            <p>Eben &#x017F;o leicht kan aber auch daraus ein<lb/>
Krieg ent&#x017F;tehen; de&#x017F;&#x017F;en Gerecht- oder Ungerech-<lb/>
tigkeit man mei&#x017F;tens an &#x017F;einen Ort ge&#x017F;tellt &#x017F;eyn<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en muß.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Retor-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0231] Von der Selbſthuͤlff, Repreſſalien, ꝛc. das Recht, an welches er eine gerechte Anſprach zu haben glaubt, in Beſiz nimmt, und ſich mit ſeiner Macht bey ſolchem ergriffenen Beſiz ſo lang ſelbſt handhabt, biß der Streit etwa durch einen Vergleich beygeleget wird. §. 5. 3. Dahin kan auch gezaͤhlet werden, wann ein Souverain einen ihme beſchehenen Affront, oder andere Beleidigung, ſelbſt raͤchet. *⁾ Vattel 2, 30. §. 6. Weil unabhaͤngige Staaten keinen Richter uͤber ſich haben, und zu einem Compromiß nicht genoͤthiget werden koͤnnen; ſo iſt auch die Selbſt- huͤlffe an und fuͤr ſich nicht ungerecht. §. 7. Doch ſollte man billig auch zu der Selbſt- huͤlffe nicht eher ſchreiten, als biß die guͤtliche Mittel zuvor vergeblich verſucht worden ſeynd. §. 8. Es geſchiehet mehrmalen, daß der andere Theil ſich dabey beruhiget; mithin die Sache keine weitere Folgen hat. §. 9. Eben ſo leicht kan aber auch daraus ein Krieg entſtehen; deſſen Gerecht- oder Ungerech- tigkeit man meiſtens an ſeinen Ort geſtellt ſeyn laſſen muß. Retor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/231
Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/231>, abgerufen am 21.11.2024.