Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Europ. Völckerrecht.

Man kan aber (1) von allen und jeden der-
maligen Europäischen Machten erweisen, daß
Sie selbsten in ihren Staatsschrifften dasjenige,
was zwischen den mehreren Europäischen Staa-
ten nun einmal Herkommens ist, sonderlich das,
was schon von geraumer Zeit herkommens ist,
als ein Völckerrecht ansehen, demselben die
Krafft und Würckung einer Verbindlichkeit zu-
schreiben, und Sich also freywillig darauf erge-
ben, es in anderen Fällen, wie Sie es für Sich
anführen, also es hinwiederum auch gegen Sich
gelten zu lassen.

§. 29.

Wie aber sonst in der Welt viles bloß de
facto,
ohne ein darzu habendes Recht, oder
auch wider alle Rechte, geschiehet; so träget
sich dergleichen unter denen unabhängigen Eu-
ropäischen Staaten ebenfalls nur allzuofft zu.

§. 30.

Dem beleidigten Theil stehet solchen Falles
frey, 1. entweder es zu verschmerzen, 2. oder
dagegen zu protestiren und die Ungerechtigkeit
dem Publico zu klagen, oder 3. sich auf die
unter Souverainen übliche Weise Hülffe zu ver-
schaffen.

Auch muß ein solcher Herr oder Staat es
sich gefallen lassen, daß man ihme, oder denen
Seinigen, in andern ähnlichen Fällen nach glei-
chen Grundsäzen begegnet.

§. 31.
(1) s. meinen Aufsaz in der Berlin. Intellig. 1737.
n. 1. und Meine Moseriana. 1. Stück, S. 72. u. f.
Vom Europ. Voͤlckerrecht.

Man kan aber (1) von allen und jeden der-
maligen Europaͤiſchen Machten erweiſen, daß
Sie ſelbſten in ihren Staatsſchrifften dasjenige,
was zwiſchen den mehreren Europaͤiſchen Staa-
ten nun einmal Herkommens iſt, ſonderlich das,
was ſchon von geraumer Zeit herkommens iſt,
als ein Voͤlckerrecht anſehen, demſelben die
Krafft und Wuͤrckung einer Verbindlichkeit zu-
ſchreiben, und Sich alſo freywillig darauf erge-
ben, es in anderen Faͤllen, wie Sie es fuͤr Sich
anfuͤhren, alſo es hinwiederum auch gegen Sich
gelten zu laſſen.

§. 29.

Wie aber ſonſt in der Welt viles bloß de
facto,
ohne ein darzu habendes Recht, oder
auch wider alle Rechte, geſchiehet; ſo traͤget
ſich dergleichen unter denen unabhaͤngigen Eu-
ropaͤiſchen Staaten ebenfalls nur allzuofft zu.

§. 30.

Dem beleidigten Theil ſtehet ſolchen Falles
frey, 1. entweder es zu verſchmerzen, 2. oder
dagegen zu proteſtiren und die Ungerechtigkeit
dem Publico zu klagen, oder 3. ſich auf die
unter Souverainen uͤbliche Weiſe Huͤlffe zu ver-
ſchaffen.

Auch muß ein ſolcher Herr oder Staat es
ſich gefallen laſſen, daß man ihme, oder denen
Seinigen, in andern aͤhnlichen Faͤllen nach glei-
chen Grundſaͤzen begegnet.

§. 31.
(1) ſ. meinen Aufſaz in der Berlin. Intellig. 1737.
n. 1. und Meine Moſeriana. 1. Stuͤck, S. 72. u. f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0023" n="11"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Europ. Vo&#x0364;lckerrecht.</hi> </fw><lb/>
            <p>Man kan aber <note place="foot" n="(1)">&#x017F;. meinen Auf&#x017F;az in der Berlin. Intellig. 1737.<lb/><hi rendition="#aq">n.</hi> 1. und Meine <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;eriana.</hi> 1. Stu&#x0364;ck, S. 72. u. f.</note> von allen und jeden der-<lb/>
maligen Europa&#x0364;i&#x017F;chen Machten erwei&#x017F;en, daß<lb/>
Sie &#x017F;elb&#x017F;ten in ihren Staats&#x017F;chrifften dasjenige,<lb/>
was zwi&#x017F;chen den mehreren Europa&#x0364;i&#x017F;chen Staa-<lb/>
ten nun einmal Herkommens i&#x017F;t, &#x017F;onderlich das,<lb/>
was &#x017F;chon von geraumer Zeit herkommens i&#x017F;t,<lb/>
als ein Vo&#x0364;lckerrecht an&#x017F;ehen, dem&#x017F;elben die<lb/>
Krafft und Wu&#x0364;rckung einer Verbindlichkeit zu-<lb/>
&#x017F;chreiben, und Sich al&#x017F;o freywillig darauf erge-<lb/>
ben, es in anderen Fa&#x0364;llen, wie Sie es fu&#x0364;r Sich<lb/>
anfu&#x0364;hren, al&#x017F;o es hinwiederum auch gegen Sich<lb/>
gelten zu la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 29.</head><lb/>
            <p>Wie aber &#x017F;on&#x017F;t in der Welt viles bloß <hi rendition="#aq">de<lb/>
facto,</hi> ohne ein darzu habendes Recht, oder<lb/>
auch wider alle Rechte, ge&#x017F;chiehet; &#x017F;o tra&#x0364;get<lb/>
&#x017F;ich dergleichen unter denen unabha&#x0364;ngigen Eu-<lb/>
ropa&#x0364;i&#x017F;chen Staaten ebenfalls nur allzuofft zu.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 30.</head><lb/>
            <p>Dem beleidigten Theil &#x017F;tehet &#x017F;olchen Falles<lb/>
frey, 1. entweder es zu ver&#x017F;chmerzen, 2. oder<lb/>
dagegen zu prote&#x017F;tiren und die Ungerechtigkeit<lb/>
dem Publico zu klagen, oder 3. &#x017F;ich auf die<lb/>
unter Souverainen u&#x0364;bliche Wei&#x017F;e Hu&#x0364;lffe zu ver-<lb/>
&#x017F;chaffen.</p><lb/>
            <p>Auch muß ein &#x017F;olcher Herr oder Staat es<lb/>
&#x017F;ich gefallen la&#x017F;&#x017F;en, daß man ihme, oder denen<lb/>
Seinigen, in andern a&#x0364;hnlichen Fa&#x0364;llen nach glei-<lb/>
chen Grund&#x017F;a&#x0364;zen begegnet.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 31.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0023] Vom Europ. Voͤlckerrecht. Man kan aber (1) von allen und jeden der- maligen Europaͤiſchen Machten erweiſen, daß Sie ſelbſten in ihren Staatsſchrifften dasjenige, was zwiſchen den mehreren Europaͤiſchen Staa- ten nun einmal Herkommens iſt, ſonderlich das, was ſchon von geraumer Zeit herkommens iſt, als ein Voͤlckerrecht anſehen, demſelben die Krafft und Wuͤrckung einer Verbindlichkeit zu- ſchreiben, und Sich alſo freywillig darauf erge- ben, es in anderen Faͤllen, wie Sie es fuͤr Sich anfuͤhren, alſo es hinwiederum auch gegen Sich gelten zu laſſen. §. 29. Wie aber ſonſt in der Welt viles bloß de facto, ohne ein darzu habendes Recht, oder auch wider alle Rechte, geſchiehet; ſo traͤget ſich dergleichen unter denen unabhaͤngigen Eu- ropaͤiſchen Staaten ebenfalls nur allzuofft zu. §. 30. Dem beleidigten Theil ſtehet ſolchen Falles frey, 1. entweder es zu verſchmerzen, 2. oder dagegen zu proteſtiren und die Ungerechtigkeit dem Publico zu klagen, oder 3. ſich auf die unter Souverainen uͤbliche Weiſe Huͤlffe zu ver- ſchaffen. Auch muß ein ſolcher Herr oder Staat es ſich gefallen laſſen, daß man ihme, oder denen Seinigen, in andern aͤhnlichen Faͤllen nach glei- chen Grundſaͤzen begegnet. §. 31. (1) ſ. meinen Aufſaz in der Berlin. Intellig. 1737. n. 1. und Meine Moſeriana. 1. Stuͤck, S. 72. u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/23
Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/23>, abgerufen am 30.12.2024.