ses einem Sohne des Titanen Krius, und ge- bahr ihm die Hakate, welche, obgleich aus dem Geschlecht der Titanen entsprossen, vom Jupiter vorzüglich geehrt wurde.
Denn sie gehört zu den nächtlichen geheim- nißvollen Wesen, deren Macht sich weit erstreckt. Sie ist zugleich eine Art von Schicksalsgöttin, in deren Händen das Loos des Menschen steht; sie theilt nach Gefallen Sieg und Ruhm aus; sie herrscht über Erde, Meer, und Lüfte; den neu- gebohrnen Kindern giebt sie Wachsthum und Ge- deihen; und alle verborgenen Zauberkräfte stehen ihr zu Gebote.
Auch diese alte geheimnißvolle Gottheit läßt die Phantasie in der Gestalt der nächtlichleuch- tenden Diana sich verjüngen, und mit dieser gleichsam neu wieder gebohren werden. -- Die neue Gottheit, worauf Gedanke und Einbildung einmal haftet, zieht das Aehnliche und Verwand- te in sich hinüber, und überformt es in sich.
Oceanus.
Ein Sohn des Himmels und der Erde, ver- mählte sich mit der Tethys, einer Tochter des Him- mels, und erzeugte die Flüsse und Quellen. Er nahm an dem Götterkriege keinen Antheil; dem- ohngeachtet aber ist er unter die alten Gottheiten
ſes einem Sohne des Titanen Krius, und ge- bahr ihm die Hakate, welche, obgleich aus dem Geſchlecht der Titanen entſproſſen, vom Jupiter vorzuͤglich geehrt wurde.
Denn ſie gehoͤrt zu den naͤchtlichen geheim- nißvollen Weſen, deren Macht ſich weit erſtreckt. Sie iſt zugleich eine Art von Schickſalsgoͤttin, in deren Haͤnden das Loos des Menſchen ſteht; ſie theilt nach Gefallen Sieg und Ruhm aus; ſie herrſcht uͤber Erde, Meer, und Luͤfte; den neu- gebohrnen Kindern giebt ſie Wachsthum und Ge- deihen; und alle verborgenen Zauberkraͤfte ſtehen ihr zu Gebote.
Auch dieſe alte geheimnißvolle Gottheit laͤßt die Phantaſie in der Geſtalt der naͤchtlichleuch- tenden Diana ſich verjuͤngen, und mit dieſer gleichſam neu wieder gebohren werden. — Die neue Gottheit, worauf Gedanke und Einbildung einmal haftet, zieht das Aehnliche und Verwand- te in ſich hinuͤber, und uͤberformt es in ſich.
Oceanus.
Ein Sohn des Himmels und der Erde, ver- maͤhlte ſich mit der Tethys, einer Tochter des Him- mels, und erzeugte die Fluͤſſe und Quellen. Er nahm an dem Goͤtterkriege keinen Antheil; dem- ohngeachtet aber iſt er unter die alten Gottheiten
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ſes einem Sohne des Titanen Krius, und ge-
bahr ihm die Hakate, welche, obgleich aus dem
Geſchlecht der Titanen entſproſſen, vom Jupiter
vorzuͤglich geehrt wurde.
Denn ſie gehoͤrt zu den naͤchtlichen geheim-
nißvollen Weſen, deren Macht ſich weit erſtreckt.
Sie iſt zugleich eine Art von Schickſalsgoͤttin, in
deren Haͤnden das Loos des Menſchen ſteht; ſie
theilt nach Gefallen Sieg und Ruhm aus; ſie
herrſcht uͤber Erde, Meer, und Luͤfte; den neu-
gebohrnen Kindern giebt ſie Wachsthum und Ge-
deihen; und alle verborgenen Zauberkraͤfte ſtehen
ihr zu Gebote.
Auch dieſe alte geheimnißvolle Gottheit laͤßt
die Phantaſie in der Geſtalt der naͤchtlichleuch-
tenden Diana ſich verjuͤngen, und mit dieſer
gleichſam neu wieder gebohren werden. — Die
neue Gottheit, worauf Gedanke und Einbildung
einmal haftet, zieht das Aehnliche und Verwand-
te in ſich hinuͤber, und uͤberformt es in ſich.
Oceanus.
Ein Sohn des Himmels und der Erde, ver-
maͤhlte ſich mit der Tethys, einer Tochter des Him-
mels, und erzeugte die Fluͤſſe und Quellen. Er
nahm an dem Goͤtterkriege keinen Antheil; dem-
ohngeachtet aber iſt er unter die alten Gottheiten
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/87>, abgerufen am 20.11.2024.
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