schimmern dennoch immer durch, weil die Phan- tasie die Zartheit nnd Bildsamkeit des Neuen mit der Hoheit des Alten wieder überkleidet.
Aurora.
Hyperion, ein Sohn des Himmels und der Erde, erzeugte mit der Thia, einer Tochter des Himmels, die Aurora, den Helios, und die Selene. Anstatt des Helios und der Selene tre- ten unter den neuen Göttern Apoll und Diana auf. Aurora aber schimmert, selbst unter den neu- en Gottheiten, in ursprünglicher Schönheit und Jugend hervor.
Sie vermählt sich mit dem Asträus aus dem Titanengeschlechte, einem Sohne des Krius, und gebiehrt die starken Winde, und den Mor- genstern. -- Man siehet, daß sie zu den alten Göttergestalten gehört, die eigentlich als erhabene Naturerscheinungen betrachtet wurden, und welche die Einbildungskraft nur gleichsam mit we- nigen großen Umrissen, als zu Personen gebil- dete Wesen darstellte. -- Sie erscheint in der Frühe, aus der dunkeln Luft, mit Rosenfingern den Schleier der Nacht aufhebend, und leuchtet den Sterblichen eine Weile, und verschwindet wieder vor dem Glanz des Tages.
ſchimmern dennoch immer durch, weil die Phan- taſie die Zartheit nnd Bildſamkeit des Neuen mit der Hoheit des Alten wieder uͤberkleidet.
Aurora.
Hyperion, ein Sohn des Himmels und der Erde, erzeugte mit der Thia, einer Tochter des Himmels, die Aurora, den Helios, und die Selene. Anſtatt des Helios und der Selene tre- ten unter den neuen Goͤttern Apoll und Diana auf. Aurora aber ſchimmert, ſelbſt unter den neu- en Gottheiten, in urſpruͤnglicher Schoͤnheit und Jugend hervor.
Sie vermaͤhlt ſich mit dem Aſtraͤus aus dem Titanengeſchlechte, einem Sohne des Krius, und gebiehrt die ſtarken Winde, und den Mor- genſtern. — Man ſiehet, daß ſie zu den alten Goͤttergeſtalten gehoͤrt, die eigentlich als erhabene Naturerſcheinungen betrachtet wurden, und welche die Einbildungskraft nur gleichſam mit we- nigen großen Umriſſen, als zu Perſonen gebil- dete Weſen darſtellte. — Sie erſcheint in der Fruͤhe, aus der dunkeln Luft, mit Roſenfingern den Schleier der Nacht aufhebend, und leuchtet den Sterblichen eine Weile, und verſchwindet wieder vor dem Glanz des Tages.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0083"n="57"/>ſchimmern dennoch immer durch, weil die Phan-<lb/>
taſie die Zartheit nnd Bildſamkeit des Neuen mit<lb/>
der Hoheit des Alten wieder uͤberkleidet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Aurora</hi>.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Hyperion,</hi> ein Sohn des Himmels und der<lb/>
Erde, erzeugte mit der <hirendition="#fr">Thia,</hi> einer Tochter des<lb/>
Himmels, die <hirendition="#fr">Aurora,</hi> den <hirendition="#fr">Helios,</hi> und die<lb/><hirendition="#fr">Selene.</hi> Anſtatt des Helios und der Selene tre-<lb/>
ten unter den neuen Goͤttern <hirendition="#fr">Apoll</hi> und <hirendition="#fr">Diana</hi><lb/>
auf. Aurora aber ſchimmert, ſelbſt unter den neu-<lb/>
en Gottheiten, in urſpruͤnglicher Schoͤnheit und<lb/>
Jugend hervor.</p><lb/><p>Sie vermaͤhlt ſich mit dem <hirendition="#fr">Aſtraͤus</hi> aus dem<lb/>
Titanengeſchlechte, einem Sohne des <hirendition="#fr">Krius,</hi><lb/>
und gebiehrt die <hirendition="#fr">ſtarken Winde,</hi> und den <hirendition="#fr">Mor-<lb/>
genſtern.</hi>— Man ſiehet, daß ſie zu den alten<lb/>
Goͤttergeſtalten gehoͤrt, die eigentlich als erhabene<lb/><hirendition="#fr">Naturerſcheinungen</hi> betrachtet wurden, und<lb/>
welche die Einbildungskraft nur gleichſam mit <hirendition="#fr">we-<lb/>
nigen großen Umriſſen,</hi> als zu Perſonen gebil-<lb/>
dete Weſen darſtellte. — Sie erſcheint in der<lb/>
Fruͤhe, aus der dunkeln Luft, mit Roſenfingern den<lb/>
Schleier der Nacht aufhebend, und leuchtet den<lb/>
Sterblichen eine Weile, und verſchwindet wieder<lb/>
vor dem Glanz des Tages.</p></div><lb/></div></body></text></TEI>
[57/0083]
ſchimmern dennoch immer durch, weil die Phan-
taſie die Zartheit nnd Bildſamkeit des Neuen mit
der Hoheit des Alten wieder uͤberkleidet.
Aurora.
Hyperion, ein Sohn des Himmels und der
Erde, erzeugte mit der Thia, einer Tochter des
Himmels, die Aurora, den Helios, und die
Selene. Anſtatt des Helios und der Selene tre-
ten unter den neuen Goͤttern Apoll und Diana
auf. Aurora aber ſchimmert, ſelbſt unter den neu-
en Gottheiten, in urſpruͤnglicher Schoͤnheit und
Jugend hervor.
Sie vermaͤhlt ſich mit dem Aſtraͤus aus dem
Titanengeſchlechte, einem Sohne des Krius,
und gebiehrt die ſtarken Winde, und den Mor-
genſtern. — Man ſiehet, daß ſie zu den alten
Goͤttergeſtalten gehoͤrt, die eigentlich als erhabene
Naturerſcheinungen betrachtet wurden, und
welche die Einbildungskraft nur gleichſam mit we-
nigen großen Umriſſen, als zu Perſonen gebil-
dete Weſen darſtellte. — Sie erſcheint in der
Fruͤhe, aus der dunkeln Luft, mit Roſenfingern den
Schleier der Nacht aufhebend, und leuchtet den
Sterblichen eine Weile, und verſchwindet wieder
vor dem Glanz des Tages.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/83>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.