nißvollen Natur, die unter tausend abwechseln- den Gestalten den forschenden Blicken der Sterb- lichen entschlüpft, sich in Feuer und Wasser, Thier und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen, die unter jeder Verwandelung ihn mit starken Armen fest hielten, zuletzt in seiner eigenen Gestalt erschien, und ihnen das Wahre entdeckte.
Chiron.
Schon Saturnus pflog einer verstohlnen Liebe mit der Philyra, einer Tochter des Flußgottes Asopus. Indem er sich mit ihr begattete, ver- wandelte er sich, um die eifersüchtigen Blicke der Rhea zu täuschen, in ein Pferd, und erzeugte mit der Philyra den Chiron, der halb Mensch halb Pferd, dennoch Schätze hoher Weisheit in sich schloß, und in der Folge der Erzieher von Kö- nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden und ihre Bildung dankten.
Atlas.
Unter den Nachkommen der Titanen ist Atlas einer von den großen Göttergestalten, die in die Folge der fabelhaften Geschichte zum öftern wieder verflochten werden: Jupiter vermählte sich mit seiner Tochter der Maja, und erzeugte mit ihr den Merkur, welcher daher ein Enkel des Atlas heißt.
nißvollen Natur, die unter tauſend abwechſeln- den Geſtalten den forſchenden Blicken der Sterb- lichen entſchluͤpft, ſich in Feuer und Waſſer, Thier und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen, die unter jeder Verwandelung ihn mit ſtarken Armen feſt hielten, zuletzt in ſeiner eigenen Geſtalt erſchien, und ihnen das Wahre entdeckte.
Chiron.
Schon Saturnus pflog einer verſtohlnen Liebe mit der Philyra, einer Tochter des Flußgottes Aſopus. Indem er ſich mit ihr begattete, ver- wandelte er ſich, um die eiferſuͤchtigen Blicke der Rhea zu taͤuſchen, in ein Pferd, und erzeugte mit der Philyra den Chiron, der halb Menſch halb Pferd, dennoch Schaͤtze hoher Weisheit in ſich ſchloß, und in der Folge der Erzieher von Koͤ- nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden und ihre Bildung dankten.
Atlas.
Unter den Nachkommen der Titanen iſt Atlas einer von den großen Goͤttergeſtalten, die in die Folge der fabelhaften Geſchichte zum oͤftern wieder verflochten werden: Jupiter vermaͤhlte ſich mit ſeiner Tochter der Maja, und erzeugte mit ihr den Merkur, welcher daher ein Enkel des Atlas heißt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0103"n="77"/>
nißvollen Natur, die unter tauſend abwechſeln-<lb/>
den Geſtalten den forſchenden Blicken der Sterb-<lb/>
lichen entſchluͤpft, ſich in Feuer und Waſſer, Thier<lb/>
und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen,<lb/>
die unter jeder Verwandelung ihn mit ſtarken<lb/>
Armen feſt hielten, zuletzt in ſeiner eigenen Geſtalt<lb/>
erſchien, und ihnen das <hirendition="#fr">Wahre</hi> entdeckte.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Chiron</hi>.</hi></head><lb/><p>Schon Saturnus pflog einer verſtohlnen Liebe<lb/>
mit der <hirendition="#fr">Philyra,</hi> einer Tochter des Flußgottes<lb/>
Aſopus. Indem er ſich mit ihr begattete, ver-<lb/>
wandelte er ſich, um die eiferſuͤchtigen Blicke der<lb/><hirendition="#fr">Rhea</hi> zu taͤuſchen, in ein Pferd, und erzeugte<lb/>
mit der Philyra den Chiron, der halb Menſch<lb/>
halb Pferd, dennoch Schaͤtze hoher Weisheit in<lb/>ſich ſchloß, und in der Folge der Erzieher von Koͤ-<lb/>
nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden<lb/>
und ihre Bildung dankten.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Atlas</hi>.</hi></head><lb/><p>Unter den Nachkommen der Titanen iſt Atlas<lb/>
einer von den großen Goͤttergeſtalten, die in die<lb/>
Folge der fabelhaften Geſchichte zum oͤftern wieder<lb/>
verflochten werden: Jupiter vermaͤhlte ſich mit<lb/>ſeiner Tochter der <hirendition="#fr">Maja,</hi> und erzeugte mit ihr<lb/>
den <hirendition="#fr">Merkur,</hi> welcher daher ein Enkel des Atlas<lb/>
heißt.</p></div><lb/></div></body></text></TEI>
[77/0103]
nißvollen Natur, die unter tauſend abwechſeln-
den Geſtalten den forſchenden Blicken der Sterb-
lichen entſchluͤpft, ſich in Feuer und Waſſer, Thier
und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen,
die unter jeder Verwandelung ihn mit ſtarken
Armen feſt hielten, zuletzt in ſeiner eigenen Geſtalt
erſchien, und ihnen das Wahre entdeckte.
Chiron.
Schon Saturnus pflog einer verſtohlnen Liebe
mit der Philyra, einer Tochter des Flußgottes
Aſopus. Indem er ſich mit ihr begattete, ver-
wandelte er ſich, um die eiferſuͤchtigen Blicke der
Rhea zu taͤuſchen, in ein Pferd, und erzeugte
mit der Philyra den Chiron, der halb Menſch
halb Pferd, dennoch Schaͤtze hoher Weisheit in
ſich ſchloß, und in der Folge der Erzieher von Koͤ-
nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden
und ihre Bildung dankten.
Atlas.
Unter den Nachkommen der Titanen iſt Atlas
einer von den großen Goͤttergeſtalten, die in die
Folge der fabelhaften Geſchichte zum oͤftern wieder
verflochten werden: Jupiter vermaͤhlte ſich mit
ſeiner Tochter der Maja, und erzeugte mit ihr
den Merkur, welcher daher ein Enkel des Atlas
heißt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/103>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.