Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

die Artikel und die Punkte.
schützet werden; oder als das Gesetz: beym Gunthero in
Ligur. L. VII. v.
282.

Naso mutilabitur illa resecto.

XXXIII.
Die Artikel und Punkte.

Herr! sind sie nicht ein Schelm? -- Die Antwort
war ein Schlag -- und nun hätte einer das Leben
sehen sollen! der erste behauptete als Richter, es wäre
nur ein Punkt, und kein Artikel *), worüber er ihn ge-
fragt hätte; und der andre ein angesehener Mann, ver-
setzte, die Namen thäten nichts zur Sache, es möchte
ein Punkt oder ein Artikel heißen, wer ihn auf einen
Diebstahl anspräche, dem schlage er aufs Maul.

Ey! hub der erste an, haben es die Leipziger Juri-
sten
doch ausdrücklich gesagt, daß man jemanden unbe-

denklich
*) Da einige Leser es vielleicht nicht verstehen möchten, was
der Verfasser sagen will: so will ich diesen zu gefallen bemer-
ken, daß die Criminalrechte es nicht gestatten, jemanden
ohne die höchste Ursache über Artikel zu vernehmen, und daß
man in neuern Zeiten, um dieser Vorschrift auszuweichen,
auf den sonderbaren Einfall gerathen sey, die Artikel in Punkte
zu verwandeln: Recentioribus temporibus novum invaluit re-
fugium, nomine articulorum mutato, responsionem ad certa
puncta decernendi, quasi mitiori hoc vocabulo famae parcatur,
reoque contra sinistrum judicium, quod appellatione articulo-
rum
connexum esse solet, subveniatur, DE BOEHMER ad Const.
crim. p.
113. Dieser Aufsatz erschien, als man zu ....
den Herrn von ... wegen gewissen, gegen den Landesherrn
geführten freyen Reden, ad puncta vernehmen wollte.

die Artikel und die Punkte.
ſchuͤtzet werden; oder als das Geſetz: beym Gunthero in
Ligur. L. VII. v.
282.

Naſo mutilabitur illa reſecto.

XXXIII.
Die Artikel und Punkte.

Herr! ſind ſie nicht ein Schelm? — Die Antwort
war ein Schlag — und nun haͤtte einer das Leben
ſehen ſollen! der erſte behauptete als Richter, es waͤre
nur ein Punkt, und kein Artikel *), woruͤber er ihn ge-
fragt haͤtte; und der andre ein angeſehener Mann, ver-
ſetzte, die Namen thaͤten nichts zur Sache, es moͤchte
ein Punkt oder ein Artikel heißen, wer ihn auf einen
Diebſtahl anſpraͤche, dem ſchlage er aufs Maul.

Ey! hub der erſte an, haben es die Leipziger Juri-
ſten
doch ausdruͤcklich geſagt, daß man jemanden unbe-

denklich
*) Da einige Leſer es vielleicht nicht verſtehen moͤchten, was
der Verfaſſer ſagen will: ſo will ich dieſen zu gefallen bemer-
ken, daß die Criminalrechte es nicht geſtatten, jemanden
ohne die hoͤchſte Urſache uͤber Artikel zu vernehmen, und daß
man in neuern Zeiten, um dieſer Vorſchrift auszuweichen,
auf den ſonderbaren Einfall gerathen ſey, die Artikel in Punkte
zu verwandeln: Recentioribus temporibus novum invaluit re-
fugium, nomine articulorum mutato, reſponſionem ad certa
puncta decernendi, quaſi mitiori hoc vocabulo famae parcatur,
reoque contra ſiniſtrum judicium, quod appellatione articulo-
rum
connexum eſſe ſolet, ſubveniatur, DE BOEHMER ad Conſt.
crim. p.
113. Dieſer Aufſatz erſchien, als man zu ....
den Herrn von … wegen gewiſſen, gegen den Landesherrn
gefuͤhrten freyen Reden, ad puncta vernehmen wollte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die Artikel und die Punkte.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzet werden; oder als das Ge&#x017F;etz: beym <hi rendition="#aq">Gunthero in<lb/>
Ligur. L. VII. v.</hi> 282.</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Na&#x017F;o mutilabitur illa re&#x017F;ecto.</hi> </hi> </quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXIII.</hi><lb/>
Die Artikel und Punkte.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">H</hi>err! &#x017F;ind &#x017F;ie nicht ein Schelm? &#x2014; Die Antwort<lb/>
war ein Schlag &#x2014; und nun ha&#x0364;tte einer das Leben<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ollen! der er&#x017F;te behauptete als Richter, es wa&#x0364;re<lb/>
nur ein <hi rendition="#fr">Punkt,</hi> und kein <hi rendition="#fr">Artikel</hi> <note place="foot" n="*)">Da einige Le&#x017F;er es vielleicht nicht ver&#x017F;tehen mo&#x0364;chten, was<lb/>
der Verfa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;agen will: &#x017F;o will ich die&#x017F;en zu gefallen bemer-<lb/>
ken, daß die Criminalrechte es nicht ge&#x017F;tatten, jemanden<lb/>
ohne die ho&#x0364;ch&#x017F;te Ur&#x017F;ache u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Artikel</hi> zu vernehmen, und daß<lb/>
man in neuern Zeiten, um die&#x017F;er Vor&#x017F;chrift auszuweichen,<lb/>
auf den &#x017F;onderbaren Einfall gerathen &#x017F;ey, die <hi rendition="#fr">Artikel</hi> in <hi rendition="#fr">Punkte</hi><lb/>
zu verwandeln: <hi rendition="#aq">Recentioribus temporibus novum invaluit re-<lb/>
fugium, nomine <hi rendition="#i">articulorum</hi> mutato, re&#x017F;pon&#x017F;ionem ad certa<lb/><hi rendition="#i">puncta</hi> decernendi, qua&#x017F;i mitiori hoc vocabulo famae parcatur,<lb/>
reoque contra &#x017F;ini&#x017F;trum judicium, quod appellatione <hi rendition="#i">articulo-<lb/>
rum</hi> connexum e&#x017F;&#x017F;e &#x017F;olet, &#x017F;ubveniatur, DE BOEHMER ad Con&#x017F;t.<lb/>
crim. p.</hi> 113. Die&#x017F;er Auf&#x017F;atz er&#x017F;chien, als man zu ....<lb/>
den Herrn von &#x2026; wegen gewi&#x017F;&#x017F;en, gegen den Landesherrn<lb/>
gefu&#x0364;hrten freyen Reden, <hi rendition="#aq">ad puncta</hi> vernehmen wollte.</note>, woru&#x0364;ber er ihn ge-<lb/>
fragt ha&#x0364;tte; und der andre ein ange&#x017F;ehener Mann, ver-<lb/>
&#x017F;etzte, die Namen tha&#x0364;ten nichts zur Sache, es mo&#x0364;chte<lb/>
ein <hi rendition="#fr">Punkt</hi> oder ein <hi rendition="#fr">Artikel</hi> heißen, wer ihn auf einen<lb/>
Dieb&#x017F;tahl an&#x017F;pra&#x0364;che, dem &#x017F;chlage er aufs Maul.</p><lb/>
          <p>Ey! hub der er&#x017F;te an, haben es die <hi rendition="#fr">Leipziger Juri-<lb/>
&#x017F;ten</hi> doch ausdru&#x0364;cklich ge&#x017F;agt, daß man jemanden unbe-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denklich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0137] die Artikel und die Punkte. ſchuͤtzet werden; oder als das Geſetz: beym Gunthero in Ligur. L. VII. v. 282. Naſo mutilabitur illa reſecto. XXXIII. Die Artikel und Punkte. Herr! ſind ſie nicht ein Schelm? — Die Antwort war ein Schlag — und nun haͤtte einer das Leben ſehen ſollen! der erſte behauptete als Richter, es waͤre nur ein Punkt, und kein Artikel *), woruͤber er ihn ge- fragt haͤtte; und der andre ein angeſehener Mann, ver- ſetzte, die Namen thaͤten nichts zur Sache, es moͤchte ein Punkt oder ein Artikel heißen, wer ihn auf einen Diebſtahl anſpraͤche, dem ſchlage er aufs Maul. Ey! hub der erſte an, haben es die Leipziger Juri- ſten doch ausdruͤcklich geſagt, daß man jemanden unbe- denklich *) Da einige Leſer es vielleicht nicht verſtehen moͤchten, was der Verfaſſer ſagen will: ſo will ich dieſen zu gefallen bemer- ken, daß die Criminalrechte es nicht geſtatten, jemanden ohne die hoͤchſte Urſache uͤber Artikel zu vernehmen, und daß man in neuern Zeiten, um dieſer Vorſchrift auszuweichen, auf den ſonderbaren Einfall gerathen ſey, die Artikel in Punkte zu verwandeln: Recentioribus temporibus novum invaluit re- fugium, nomine articulorum mutato, reſponſionem ad certa puncta decernendi, quaſi mitiori hoc vocabulo famae parcatur, reoque contra ſiniſtrum judicium, quod appellatione articulo- rum connexum eſſe ſolet, ſubveniatur, DE BOEHMER ad Conſt. crim. p. 113. Dieſer Aufſatz erſchien, als man zu .... den Herrn von … wegen gewiſſen, gegen den Landesherrn gefuͤhrten freyen Reden, ad puncta vernehmen wollte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/137
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/137>, abgerufen am 21.11.2024.