so mag damals die erste Oßnabrückische Seide durch eine öffentliche Anstalt gewonnen seyn.
Vordem war es Mode die Bischöfe auf Münzen und Siegeln mit einer segnenden Hand vorzustellen. Die neu- ern Zeiten haben diesen charakterisischen Zug nicht du bon ton gefunden. Die Nachwelt wird sich aber noch immer vor Höchstgedachten Bischof mit einer segnenden Hand ge- denken.
So groß und edel indessen die damalige Absicht mit dem Seidenbaue gewesen: so dürfte dennoch in den hiesigen Ge- genden allemal mit dem Flachsbau und der Spinnerey mehr zu gewinnen seyn. Nur solchen Ländern, deren Einwoh- ner des Tages von wenigen Castanien und einer Zwiebel leben können, thut er gut.
XLVIII. Von den ersten öffentlichen Anstalten zur Beförderung der Bienenzucht daselbst.
Nicht allein die Dankbarkeit, sondern auch die Klugheit, erfordert es, das Andenken solcher Handlungen, wo- durch grosse Herrn das Glück ihrer Staaten in der Stille zu befördern gesuchet haben, nicht untergehen zu lassen. Denn da sie sowol als andre Menschen nach Ehre streben, und wenn man ihren nützlichen Handlungen nicht das ge- bührende Lob giebt, solche in glänzenden und kostbaren, ja wohl gar in zerstörenden suchen müssen: so ist es eine noth- wendige Politik der Unterthanen, Ihnen auch aus dem Munde der Säuglinge ein Lob zu bereiten, damit sie nicht immer durch die Trommeln und Pfeiffen der Heldendichter betäubt werden.
Man
Von den erſten oͤffentlichen Anſtalten
ſo mag damals die erſte Oßnabruͤckiſche Seide durch eine oͤffentliche Anſtalt gewonnen ſeyn.
Vordem war es Mode die Biſchoͤfe auf Muͤnzen und Siegeln mit einer ſegnenden Hand vorzuſtellen. Die neu- ern Zeiten haben dieſen charakteriſiſchen Zug nicht du bon ton gefunden. Die Nachwelt wird ſich aber noch immer vor Hoͤchſtgedachten Biſchof mit einer ſegnenden Hand ge- denken.
So groß und edel indeſſen die damalige Abſicht mit dem Seidenbaue geweſen: ſo duͤrfte dennoch in den hieſigen Ge- genden allemal mit dem Flachsbau und der Spinnerey mehr zu gewinnen ſeyn. Nur ſolchen Laͤndern, deren Einwoh- ner des Tages von wenigen Caſtanien und einer Zwiebel leben koͤnnen, thut er gut.
XLVIII. Von den erſten oͤffentlichen Anſtalten zur Befoͤrderung der Bienenzucht daſelbſt.
Nicht allein die Dankbarkeit, ſondern auch die Klugheit, erfordert es, das Andenken ſolcher Handlungen, wo- durch groſſe Herrn das Gluͤck ihrer Staaten in der Stille zu befoͤrdern geſuchet haben, nicht untergehen zu laſſen. Denn da ſie ſowol als andre Menſchen nach Ehre ſtreben, und wenn man ihren nuͤtzlichen Handlungen nicht das ge- buͤhrende Lob giebt, ſolche in glaͤnzenden und koſtbaren, ja wohl gar in zerſtoͤrenden ſuchen muͤſſen: ſo iſt es eine noth- wendige Politik der Unterthanen, Ihnen auch aus dem Munde der Saͤuglinge ein Lob zu bereiten, damit ſie nicht immer durch die Trommeln und Pfeiffen der Heldendichter betaͤubt werden.
Man
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Von den erſten oͤffentlichen Anſtalten
ſo mag damals die erſte Oßnabruͤckiſche Seide durch eine
oͤffentliche Anſtalt gewonnen ſeyn.
Vordem war es Mode die Biſchoͤfe auf Muͤnzen und
Siegeln mit einer ſegnenden Hand vorzuſtellen. Die neu-
ern Zeiten haben dieſen charakteriſiſchen Zug nicht du bon
ton gefunden. Die Nachwelt wird ſich aber noch immer
vor Hoͤchſtgedachten Biſchof mit einer ſegnenden Hand ge-
denken.
So groß und edel indeſſen die damalige Abſicht mit dem
Seidenbaue geweſen: ſo duͤrfte dennoch in den hieſigen Ge-
genden allemal mit dem Flachsbau und der Spinnerey mehr
zu gewinnen ſeyn. Nur ſolchen Laͤndern, deren Einwoh-
ner des Tages von wenigen Caſtanien und einer Zwiebel
leben koͤnnen, thut er gut.
XLVIII.
Von den erſten oͤffentlichen Anſtalten zur
Befoͤrderung der Bienenzucht daſelbſt.
Nicht allein die Dankbarkeit, ſondern auch die Klugheit,
erfordert es, das Andenken ſolcher Handlungen, wo-
durch groſſe Herrn das Gluͤck ihrer Staaten in der Stille
zu befoͤrdern geſuchet haben, nicht untergehen zu laſſen.
Denn da ſie ſowol als andre Menſchen nach Ehre ſtreben,
und wenn man ihren nuͤtzlichen Handlungen nicht das ge-
buͤhrende Lob giebt, ſolche in glaͤnzenden und koſtbaren, ja
wohl gar in zerſtoͤrenden ſuchen muͤſſen: ſo iſt es eine noth-
wendige Politik der Unterthanen, Ihnen auch aus dem
Munde der Saͤuglinge ein Lob zu bereiten, damit ſie nicht
immer durch die Trommeln und Pfeiffen der Heldendichter
betaͤubt werden.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/184>, abgerufen am 03.03.2025.
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