Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


VIII.
Vorschlag zu einem beständigen
Kornmagazin.

Die Kornmagazine, wenn man eigne Gebäude dazu un-
terhalten, besondre Aufseher dazu bezahlen und dasje-
nige was dabey auf allerhand Art verlohren geht, zum Scha-
den rechnen muß, können sich vielleicht in manchen Ländern
erhalten; sie sind aber doch am Ende eine Beschwerde für die-
jenigen, welche zur Zeit der Noth diese falschen Unkosten über-
tragen müssen, so glücklich man sich auch alsdenn schätzt, eine
solche Nothhülfe zu haben.

Es ist mir daher ein ander Mittel eingefallen, welches jene
Unbequemlichkeiten nicht hat, und doch eben so nützlich seyn
könnte. Dieses besteht darinn:
Es soll hinführo keiner die Freyheit haben, Brandtewein
zu brennen, er stelle dann genugsame Sicherheit, daß
er beständig 5 Lasten Roggen in Vorrath haben und
solche so bald der Scheffel Roggen auf einen Thaler steigt,
dem gemeinen Wesen zu diesem Preise überlassen wolle.

Bisher sind vielleicht zweyhundert Kessel im Lande gewe-
sen, nun nehme man an, daß deren nach obiger Einrichtung
künftig noch huudert bleiben, und vielleicht wäre es so übel
nicht, diese Zahl einzuschränken; so würde dieses ein bestän-
diger Vorrath von 500 Lasten seyn; und diese ist zur Noth-
hülfe zulänglich.

Den
D 2


VIII.
Vorſchlag zu einem beſtaͤndigen
Kornmagazin.

Die Kornmagazine, wenn man eigne Gebaͤude dazu un-
terhalten, beſondre Aufſeher dazu bezahlen und dasje-
nige was dabey auf allerhand Art verlohren geht, zum Scha-
den rechnen muß, koͤnnen ſich vielleicht in manchen Laͤndern
erhalten; ſie ſind aber doch am Ende eine Beſchwerde fuͤr die-
jenigen, welche zur Zeit der Noth dieſe falſchen Unkoſten uͤber-
tragen muͤſſen, ſo gluͤcklich man ſich auch alsdenn ſchaͤtzt, eine
ſolche Nothhuͤlfe zu haben.

Es iſt mir daher ein ander Mittel eingefallen, welches jene
Unbequemlichkeiten nicht hat, und doch eben ſo nuͤtzlich ſeyn
koͤnnte. Dieſes beſteht darinn:
Es ſoll hinfuͤhro keiner die Freyheit haben, Brandtewein
zu brennen, er ſtelle dann genugſame Sicherheit, daß
er beſtaͤndig 5 Laſten Roggen in Vorrath haben und
ſolche ſo bald der Scheffel Roggen auf einen Thaler ſteigt,
dem gemeinen Weſen zu dieſem Preiſe uͤberlaſſen wolle.

Bisher ſind vielleicht zweyhundert Keſſel im Lande gewe-
ſen, nun nehme man an, daß deren nach obiger Einrichtung
kuͤnftig noch huudert bleiben, und vielleicht waͤre es ſo uͤbel
nicht, dieſe Zahl einzuſchraͤnken; ſo wuͤrde dieſes ein beſtaͤn-
diger Vorrath von 500 Laſten ſeyn; und dieſe iſt zur Noth-
huͤlfe zulaͤnglich.

Den
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0069" n="51"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/>
Vor&#x017F;chlag zu einem be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Kornmagazin.</hi> </head><lb/>
        <p>Die Kornmagazine, wenn man eigne Geba&#x0364;ude dazu un-<lb/>
terhalten, be&#x017F;ondre Auf&#x017F;eher dazu bezahlen und dasje-<lb/>
nige was dabey auf allerhand Art verlohren geht, zum Scha-<lb/>
den rechnen muß, ko&#x0364;nnen &#x017F;ich vielleicht in manchen La&#x0364;ndern<lb/>
erhalten; &#x017F;ie &#x017F;ind aber doch am Ende eine Be&#x017F;chwerde fu&#x0364;r die-<lb/>
jenigen, welche zur Zeit der Noth die&#x017F;e fal&#x017F;chen Unko&#x017F;ten u&#x0364;ber-<lb/>
tragen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o glu&#x0364;cklich man &#x017F;ich auch alsdenn &#x017F;cha&#x0364;tzt, eine<lb/>
&#x017F;olche Nothhu&#x0364;lfe zu haben.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t mir daher ein ander Mittel eingefallen, welches jene<lb/>
Unbequemlichkeiten nicht hat, und doch eben &#x017F;o nu&#x0364;tzlich &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nnte. Die&#x017F;es be&#x017F;teht darinn:<lb/><hi rendition="#et">Es &#x017F;oll hinfu&#x0364;hro keiner die Freyheit haben, Brandtewein<lb/>
zu brennen, er &#x017F;telle dann genug&#x017F;ame Sicherheit, daß<lb/>
er be&#x017F;ta&#x0364;ndig 5 La&#x017F;ten Roggen in Vorrath haben und<lb/>
&#x017F;olche &#x017F;o bald der Scheffel Roggen auf einen Thaler &#x017F;teigt,<lb/>
dem gemeinen We&#x017F;en zu die&#x017F;em Prei&#x017F;e u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wolle.</hi></p><lb/>
        <p>Bisher &#x017F;ind vielleicht zweyhundert Ke&#x017F;&#x017F;el im Lande gewe-<lb/>
&#x017F;en, nun nehme man an, daß deren nach obiger Einrichtung<lb/>
ku&#x0364;nftig noch huudert bleiben, und vielleicht wa&#x0364;re es &#x017F;o u&#x0364;bel<lb/>
nicht, die&#x017F;e Zahl einzu&#x017F;chra&#x0364;nken; &#x017F;o wu&#x0364;rde die&#x017F;es ein be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
diger Vorrath von 500 La&#x017F;ten &#x017F;eyn; und die&#x017F;e i&#x017F;t zur Noth-<lb/>
hu&#x0364;lfe zula&#x0364;nglich.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0069] VIII. Vorſchlag zu einem beſtaͤndigen Kornmagazin. Die Kornmagazine, wenn man eigne Gebaͤude dazu un- terhalten, beſondre Aufſeher dazu bezahlen und dasje- nige was dabey auf allerhand Art verlohren geht, zum Scha- den rechnen muß, koͤnnen ſich vielleicht in manchen Laͤndern erhalten; ſie ſind aber doch am Ende eine Beſchwerde fuͤr die- jenigen, welche zur Zeit der Noth dieſe falſchen Unkoſten uͤber- tragen muͤſſen, ſo gluͤcklich man ſich auch alsdenn ſchaͤtzt, eine ſolche Nothhuͤlfe zu haben. Es iſt mir daher ein ander Mittel eingefallen, welches jene Unbequemlichkeiten nicht hat, und doch eben ſo nuͤtzlich ſeyn koͤnnte. Dieſes beſteht darinn: Es ſoll hinfuͤhro keiner die Freyheit haben, Brandtewein zu brennen, er ſtelle dann genugſame Sicherheit, daß er beſtaͤndig 5 Laſten Roggen in Vorrath haben und ſolche ſo bald der Scheffel Roggen auf einen Thaler ſteigt, dem gemeinen Weſen zu dieſem Preiſe uͤberlaſſen wolle. Bisher ſind vielleicht zweyhundert Keſſel im Lande gewe- ſen, nun nehme man an, daß deren nach obiger Einrichtung kuͤnftig noch huudert bleiben, und vielleicht waͤre es ſo uͤbel nicht, dieſe Zahl einzuſchraͤnken; ſo wuͤrde dieſes ein beſtaͤn- diger Vorrath von 500 Laſten ſeyn; und dieſe iſt zur Noth- huͤlfe zulaͤnglich. Den D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/69
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/69>, abgerufen am 21.11.2024.