Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Rachschrift.
nen Ueberfluß zur Stadt führet; aber mit Holz auf Karren
und Eseln, mit Obst in Körben, und mit andern Kleinigkei-
ten mag ich ihn und sein Weib dort nicht so oft sehen.



LXVII.
Nachschrift.

Ihr Vorwurf, welchen sie unserm berühmten Landesmanne
abgeborget haben, und der beissend genug also lautet:
II faut pour s'y fournir, ainsi qu'un habitant
Qui craindroit d'un blocus l'appareil effraiant,
Remplir des Magazins et contre la famine
Fonder sur des greniers l'Espoir de la Cuisine.

wird mich nicht irre machen. Bey der letzten Theurung ha-
ben wir es erfahren, wie glücklich diejenigen Länder sind,
worinn die Haushaltungen nicht vom Markte sondern vom
eignen Boden zehren. Im vorigen Jahrhundert stieg bey
einer dreytägigen Sperrung das Brodt in Paris auf einen
zehnfachen Preis; zu Münster hingegen blieb es im letztern
Kriege während einer viermonatlichen Sperrung und Bela-
gerung im Preise unverändert; und es wahr den letzten Tag
nicht theurer als den ersten; Jene Theurung, und die noch
schlimmere Furcht, welche leicht zu Unordnungen führet,
wird alle Orte treffen, welche zu sehr auf die Wochenmärkte
rechnen, und sich blos von einem Tag zum andern versorgen;
anstatt daß alle diejenigen, wowider ihre Satyre gerichtet
ist, sich von einer Erndte zur andern noch ziemlich durchbrin-
gen werden. Der Mißwachs in den letztern Jahren ist in
Westphalen so groß wie anderwärts, aber die Noth lange

nicht

Rachſchrift.
nen Ueberfluß zur Stadt fuͤhret; aber mit Holz auf Karren
und Eſeln, mit Obſt in Koͤrben, und mit andern Kleinigkei-
ten mag ich ihn und ſein Weib dort nicht ſo oft ſehen.



LXVII.
Nachſchrift.

Ihr Vorwurf, welchen ſie unſerm beruͤhmten Landesmanne
abgeborget haben, und der beiſſend genug alſo lautet:
II faut pour ſ’y fournir, ainſi qu’un habitant
Qui craindroit d’un blocus l’appareil effraiant,
Remplir des Magazins et contre la famine
Fonder ſur des greniers l’Eſpoir de la Cuiſine.

wird mich nicht irre machen. Bey der letzten Theurung ha-
ben wir es erfahren, wie gluͤcklich diejenigen Laͤnder ſind,
worinn die Haushaltungen nicht vom Markte ſondern vom
eignen Boden zehren. Im vorigen Jahrhundert ſtieg bey
einer dreytaͤgigen Sperrung das Brodt in Paris auf einen
zehnfachen Preis; zu Muͤnſter hingegen blieb es im letztern
Kriege waͤhrend einer viermonatlichen Sperrung und Bela-
gerung im Preiſe unveraͤndert; und es wahr den letzten Tag
nicht theurer als den erſten; Jene Theurung, und die noch
ſchlimmere Furcht, welche leicht zu Unordnungen fuͤhret,
wird alle Orte treffen, welche zu ſehr auf die Wochenmaͤrkte
rechnen, und ſich blos von einem Tag zum andern verſorgen;
anſtatt daß alle diejenigen, wowider ihre Satyre gerichtet
iſt, ſich von einer Erndte zur andern noch ziemlich durchbrin-
gen werden. Der Mißwachs in den letztern Jahren iſt in
Weſtphalen ſo groß wie anderwaͤrts, aber die Noth lange

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0408" n="390"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rach&#x017F;chrift.</hi></fw><lb/>
nen Ueberfluß zur Stadt fu&#x0364;hret; aber mit Holz auf Karren<lb/>
und E&#x017F;eln, mit Ob&#x017F;t in Ko&#x0364;rben, und mit andern Kleinigkei-<lb/>
ten mag ich ihn und &#x017F;ein Weib dort nicht &#x017F;o oft &#x017F;ehen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXVII.</hi><lb/><hi rendition="#g">Nach&#x017F;chrift</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Ihr Vorwurf, welchen &#x017F;ie un&#x017F;erm beru&#x0364;hmten Landesmanne<lb/>
abgeborget haben, und der bei&#x017F;&#x017F;end genug al&#x017F;o lautet:<lb/><cit><quote><hi rendition="#aq">II faut pour &#x017F;&#x2019;y fournir, ain&#x017F;i qu&#x2019;un habitant<lb/>
Qui craindroit d&#x2019;un blocus l&#x2019;appareil effraiant,<lb/>
Remplir des Magazins et contre la famine<lb/>
Fonder &#x017F;ur des greniers l&#x2019;E&#x017F;poir de la Cui&#x017F;ine.</hi></quote></cit><lb/>
wird mich nicht irre machen. Bey der letzten Theurung ha-<lb/>
ben wir es erfahren, wie glu&#x0364;cklich diejenigen La&#x0364;nder &#x017F;ind,<lb/>
worinn die Haushaltungen nicht vom Markte &#x017F;ondern vom<lb/>
eignen Boden zehren. Im vorigen Jahrhundert &#x017F;tieg bey<lb/>
einer dreyta&#x0364;gigen Sperrung das Brodt in Paris auf einen<lb/>
zehnfachen Preis; zu Mu&#x0364;n&#x017F;ter hingegen blieb es im letztern<lb/>
Kriege wa&#x0364;hrend einer viermonatlichen Sperrung und Bela-<lb/>
gerung im Prei&#x017F;e unvera&#x0364;ndert; und es wahr den letzten Tag<lb/>
nicht theurer als den er&#x017F;ten; Jene Theurung, und die noch<lb/>
&#x017F;chlimmere Furcht, welche leicht zu Unordnungen fu&#x0364;hret,<lb/>
wird alle Orte treffen, welche zu &#x017F;ehr auf die Wochenma&#x0364;rkte<lb/>
rechnen, und &#x017F;ich blos von einem Tag zum andern ver&#x017F;orgen;<lb/>
an&#x017F;tatt daß alle diejenigen, wowider ihre Satyre gerichtet<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;ich von einer Erndte zur andern noch ziemlich durchbrin-<lb/>
gen werden. Der Mißwachs in den letztern Jahren i&#x017F;t in<lb/>
We&#x017F;tphalen &#x017F;o groß wie anderwa&#x0364;rts, aber die Noth lange<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0408] Rachſchrift. nen Ueberfluß zur Stadt fuͤhret; aber mit Holz auf Karren und Eſeln, mit Obſt in Koͤrben, und mit andern Kleinigkei- ten mag ich ihn und ſein Weib dort nicht ſo oft ſehen. LXVII. Nachſchrift. Ihr Vorwurf, welchen ſie unſerm beruͤhmten Landesmanne abgeborget haben, und der beiſſend genug alſo lautet: II faut pour ſ’y fournir, ainſi qu’un habitant Qui craindroit d’un blocus l’appareil effraiant, Remplir des Magazins et contre la famine Fonder ſur des greniers l’Eſpoir de la Cuiſine. wird mich nicht irre machen. Bey der letzten Theurung ha- ben wir es erfahren, wie gluͤcklich diejenigen Laͤnder ſind, worinn die Haushaltungen nicht vom Markte ſondern vom eignen Boden zehren. Im vorigen Jahrhundert ſtieg bey einer dreytaͤgigen Sperrung das Brodt in Paris auf einen zehnfachen Preis; zu Muͤnſter hingegen blieb es im letztern Kriege waͤhrend einer viermonatlichen Sperrung und Bela- gerung im Preiſe unveraͤndert; und es wahr den letzten Tag nicht theurer als den erſten; Jene Theurung, und die noch ſchlimmere Furcht, welche leicht zu Unordnungen fuͤhret, wird alle Orte treffen, welche zu ſehr auf die Wochenmaͤrkte rechnen, und ſich blos von einem Tag zum andern verſorgen; anſtatt daß alle diejenigen, wowider ihre Satyre gerichtet iſt, ſich von einer Erndte zur andern noch ziemlich durchbrin- gen werden. Der Mißwachs in den letztern Jahren iſt in Weſtphalen ſo groß wie anderwaͤrts, aber die Noth lange nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/408
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/408>, abgerufen am 21.12.2024.