der Pyramide der jener weichen muß, wird gar ausgehn, wenn ihm der Soldat, der Weib und Kinder hat, heimlich oder öffentlich die Nahrung zu entziehen gezwungen wird. Dieser letzte Bruchschade ist unheilbar; und doch wird er so wenig erkannt, daß man so gar hie und da dem Soldaten ein Handwerk frey zu treiben erlaubt.
In den Morgenländern, wo man nur Verschnittene zu den höchsten Posten zieht, hat man ebenfalls gefühlt, daß die Pyramide ihr Verhältniß verlieren, und der Kopf oder Kropf zu groß werden würde, wofern man nicht der gar zu starken Vermehrung des unfruchtbaren oder unsteuerbaren Standes der Menschen vorbeugte. Man ist aber in der Wahl der Mit- tel unstreitig unglücklicher gewesen. Nur der Deutsche, der heute aus dem Becker einen Rathsherrn, und übers Jahr aus dem Rathsherrn wiederum einen Becker macht, hat den vernünftigsten Weg erwählt, die vielen Auswüchse des Schafts zu verhindern, und den Grund seiner Pyramide durch Ehre und Arbeit zu verstärken.......
LXVI. Das Pro und Contra der Wochenmärkte.
Nun gut! Ihre Wochenmärkte, liebster Freund, mögen alles liefern was sich der Mensch zum Wohlleben nur wünschen kan; sie mögen so wohl wegen der Menge und Schönheit aller Arten von geniesbaren Geschöpfen, als wegen des Gewühls der Käufer und Verkäufer die beste Augenweide für den Bürger und Philosophen seyn; sie mögen den Fleiß auf einige Meilen weit um die Städte verbreiten, den Gar-
tenbau
Mösers patr. Phantas.II.Th. B b
Eine erbauliche Betrachtung.
der Pyramide der jener weichen muß, wird gar ausgehn, wenn ihm der Soldat, der Weib und Kinder hat, heimlich oder oͤffentlich die Nahrung zu entziehen gezwungen wird. Dieſer letzte Bruchſchade iſt unheilbar; und doch wird er ſo wenig erkannt, daß man ſo gar hie und da dem Soldaten ein Handwerk frey zu treiben erlaubt.
In den Morgenlaͤndern, wo man nur Verſchnittene zu den hoͤchſten Poſten zieht, hat man ebenfalls gefuͤhlt, daß die Pyramide ihr Verhaͤltniß verlieren, und der Kopf oder Kropf zu groß werden wuͤrde, wofern man nicht der gar zu ſtarken Vermehrung des unfruchtbaren oder unſteuerbaren Standes der Menſchen vorbeugte. Man iſt aber in der Wahl der Mit- tel unſtreitig ungluͤcklicher geweſen. Nur der Deutſche, der heute aus dem Becker einen Rathsherrn, und uͤbers Jahr aus dem Rathsherrn wiederum einen Becker macht, hat den vernuͤnftigſten Weg erwaͤhlt, die vielen Auswuͤchſe des Schafts zu verhindern, und den Grund ſeiner Pyramide durch Ehre und Arbeit zu verſtaͤrken.......
LXVI. Das Pro und Contra der Wochenmaͤrkte.
Nun gut! Ihre Wochenmaͤrkte, liebſter Freund, moͤgen alles liefern was ſich der Menſch zum Wohlleben nur wuͤnſchen kan; ſie moͤgen ſo wohl wegen der Menge und Schoͤnheit aller Arten von geniesbaren Geſchoͤpfen, als wegen des Gewuͤhls der Kaͤufer und Verkaͤufer die beſte Augenweide fuͤr den Buͤrger und Philoſophen ſeyn; ſie moͤgen den Fleiß auf einige Meilen weit um die Staͤdte verbreiten, den Gar-
tenbau
Möſers patr. Phantaſ.II.Th. B b
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Eine erbauliche Betrachtung.
der Pyramide der jener weichen muß, wird gar ausgehn,
wenn ihm der Soldat, der Weib und Kinder hat, heimlich
oder oͤffentlich die Nahrung zu entziehen gezwungen wird.
Dieſer letzte Bruchſchade iſt unheilbar; und doch wird er ſo
wenig erkannt, daß man ſo gar hie und da dem Soldaten ein
Handwerk frey zu treiben erlaubt.
In den Morgenlaͤndern, wo man nur Verſchnittene zu den
hoͤchſten Poſten zieht, hat man ebenfalls gefuͤhlt, daß die
Pyramide ihr Verhaͤltniß verlieren, und der Kopf oder Kropf
zu groß werden wuͤrde, wofern man nicht der gar zu ſtarken
Vermehrung des unfruchtbaren oder unſteuerbaren Standes
der Menſchen vorbeugte. Man iſt aber in der Wahl der Mit-
tel unſtreitig ungluͤcklicher geweſen. Nur der Deutſche, der
heute aus dem Becker einen Rathsherrn, und uͤbers Jahr
aus dem Rathsherrn wiederum einen Becker macht, hat den
vernuͤnftigſten Weg erwaͤhlt, die vielen Auswuͤchſe des Schafts
zu verhindern, und den Grund ſeiner Pyramide durch Ehre
und Arbeit zu verſtaͤrken.......
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Das Pro und Contra der Wochenmaͤrkte.
Nun gut! Ihre Wochenmaͤrkte, liebſter Freund, moͤgen
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Schoͤnheit aller Arten von geniesbaren Geſchoͤpfen, als wegen
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/403>, abgerufen am 21.11.2024.
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