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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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erster Abschnitt.
Tittel Augustus Heilig Anlaß gab, da die Römischen
Schriftsteller keine rechte Ursache davon anzugeben wissen.
GESLER in seiner Rethorik Strasb. 1493. unterschei-
det noch spät gesalbte und gemeine Könige. Der
impetus quasi divinus, welcher den Priester zur Strafe
berechtigen muste, scheinet einen gleichen Grund mit un-
serm Dei gratia zu haben. Denn ob zwar LVDEWIG in
Comm. ad aur. bullam. T. 1. p.
8. solches für eine Erfin-
dung der Pfaffen hält: so ist es doch weit wahrschein-
licher, daß es die nota characteristica imperii vel cujusli-
bet alterius supremi directorii
sey; und daß der Herr, der
solches aus seinem Tittel läßt, titulum possessionis suae
verändere. Denn die Herrschaft über Knechte oder das
dominium hat keine gratiam Dei zum Grunde. Die
Männer oder Wehren stehn lediglich unter einem
Herrn von Gottes Gnaden, der sie impetu quasi divino
verurtheilet und bestraft; anstatt daß Knechte a Dominis
proprio impetu & ira impune TAC. G.
25. getödtet wer-
den können. Dieser Unterscheid giebt hiernächst den
wahren Charakter der Territorial-Hoheit. Ein Herr
von ganz Europa würde kein König seyn; nicht gesalbt,
nicht gekrönt, und nicht gehuldigt werden. Die Unter-
lassung der Krönung verwandelt regnum in Dominium.
(c) Ein Reichs-Fürst kann noch jetzt auf dem Reichstage
bloß aus der Gemeinschaft des Reichs-Friedens gesetzet
werden. Wenn man ihn hiernächst weiter verfolget: so
geschiehet es jure belli vel curiae.
§. 31.
Vom Adel.

Jn dieser dritten Vereinigung zeigen sich Edle und
Männer. Die Rechte der Letztern haben wir bisher
gesehen. Allein es hält schwer den Ursprung der Er-
stern anzugeben. Jnsgemein macht man alles zu
Herrn und Knechten, um einen bequemen Plan zu
haben; oder man glaubt der Krieges-Stand habe

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erſter Abſchnitt.
Tittel Auguſtus Heilig Anlaß gab, da die Roͤmiſchen
Schriftſteller keine rechte Urſache davon anzugeben wiſſen.
GESLER in ſeiner Rethorik Strasb. 1493. unterſchei-
det noch ſpaͤt geſalbte und gemeine Koͤnige. Der
impetus quaſi divinus, welcher den Prieſter zur Strafe
berechtigen muſte, ſcheinet einen gleichen Grund mit un-
ſerm Dei gratia zu haben. Denn ob zwar LVDEWIG in
Comm. ad aur. bullam. T. 1. p.
8. ſolches fuͤr eine Erfin-
dung der Pfaffen haͤlt: ſo iſt es doch weit wahrſchein-
licher, daß es die nota characteriſtica imperii vel cujusli-
bet alterius ſupremi directorii
ſey; und daß der Herr, der
ſolches aus ſeinem Tittel laͤßt, titulum poſſeſſionis ſuæ
veraͤndere. Denn die Herrſchaft uͤber Knechte oder das
dominium hat keine gratiam Dei zum Grunde. Die
Maͤnner oder Wehren ſtehn lediglich unter einem
Herrn von Gottes Gnaden, der ſie impetu quaſi divino
verurtheilet und beſtraft; anſtatt daß Knechte a Dominis
proprio impetu & ira impune TAC. G.
25. getoͤdtet wer-
den koͤnnen. Dieſer Unterſcheid giebt hiernaͤchſt den
wahren Charakter der Territorial-Hoheit. Ein Herr
von ganz Europa wuͤrde kein Koͤnig ſeyn; nicht geſalbt,
nicht gekroͤnt, und nicht gehuldigt werden. Die Unter-
laſſung der Kroͤnung verwandelt regnum in Dominium.
(c) Ein Reichs-Fuͤrſt kann noch jetzt auf dem Reichstage
bloß aus der Gemeinſchaft des Reichs-Friedens geſetzet
werden. Wenn man ihn hiernaͤchſt weiter verfolget: ſo
geſchiehet es jure belli vel curiæ.
§. 31.
Vom Adel.

Jn dieſer dritten Vereinigung zeigen ſich Edle und
Maͤnner. Die Rechte der Letztern haben wir bisher
geſehen. Allein es haͤlt ſchwer den Urſprung der Er-
ſtern anzugeben. Jnsgemein macht man alles zu
Herrn und Knechten, um einen bequemen Plan zu
haben; oder man glaubt der Krieges-Stand habe

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[57/0087] erſter Abſchnitt. ⁽b⁾ Tittel Auguſtus Heilig Anlaß gab, da die Roͤmiſchen Schriftſteller keine rechte Urſache davon anzugeben wiſſen. GESLER in ſeiner Rethorik Strasb. 1493. unterſchei- det noch ſpaͤt geſalbte und gemeine Koͤnige. Der impetus quaſi divinus, welcher den Prieſter zur Strafe berechtigen muſte, ſcheinet einen gleichen Grund mit un- ſerm Dei gratia zu haben. Denn ob zwar LVDEWIG in Comm. ad aur. bullam. T. 1. p. 8. ſolches fuͤr eine Erfin- dung der Pfaffen haͤlt: ſo iſt es doch weit wahrſchein- licher, daß es die nota characteriſtica imperii vel cujusli- bet alterius ſupremi directorii ſey; und daß der Herr, der ſolches aus ſeinem Tittel laͤßt, titulum poſſeſſionis ſuæ veraͤndere. Denn die Herrſchaft uͤber Knechte oder das dominium hat keine gratiam Dei zum Grunde. Die Maͤnner oder Wehren ſtehn lediglich unter einem Herrn von Gottes Gnaden, der ſie impetu quaſi divino verurtheilet und beſtraft; anſtatt daß Knechte a Dominis proprio impetu & ira impune TAC. G. 25. getoͤdtet wer- den koͤnnen. Dieſer Unterſcheid giebt hiernaͤchſt den wahren Charakter der Territorial-Hoheit. Ein Herr von ganz Europa wuͤrde kein Koͤnig ſeyn; nicht geſalbt, nicht gekroͤnt, und nicht gehuldigt werden. Die Unter- laſſung der Kroͤnung verwandelt regnum in Dominium. ⁽c⁾ Ein Reichs-Fuͤrſt kann noch jetzt auf dem Reichstage bloß aus der Gemeinſchaft des Reichs-Friedens geſetzet werden. Wenn man ihn hiernaͤchſt weiter verfolget: ſo geſchiehet es jure belli vel curiæ. §. 31. Vom Adel. Jn dieſer dritten Vereinigung zeigen ſich Edle und Maͤnner. Die Rechte der Letztern haben wir bisher geſehen. Allein es haͤlt ſchwer den Urſprung der Er- ſtern anzugeben. Jnsgemein macht man alles zu Herrn und Knechten, um einen bequemen Plan zu haben; oder man glaubt der Krieges-Stand habe ge- D 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/87>, abgerufen am 21.11.2024.