(d) Die Hegung des Wildes ist ein grosses Unglück für die Unterthanen; und Rousseau hätte es den Wissenschaften anrechnen können, daß sie die edle Jagd-Lust verdrungen haben. So wie das Holz wieder zunimmt; finden sich auch die wilden Schweine häufiger an.
(e) Als Hasen, Feld-und Birk-Hünern, Holz-und Wasser- Schnepfen, Hortolans, Krammets-Vögeln etc. etc.
§. 65. Vom Linnen.
Dieses Linnen oder Lawend welches über England, Spanien, Portugall und Holland nach beyden Jn- dien und in die Länder geführet wird, wo die Hitze (a) alles wollene Zeug beschwerlich macht, wird von den Einwohnern nach verrichteter Feld- und Haus-Ar- beit, im Hause bereitet, entweder von Flachs oder von Hanf. (b) Mann, Frau, Kinder und Gesinde wenden die Zwischenräume ihrer Arbeit zum Spinnen an. Der Stuhl beym Rade ist gleichsam die Ruhe- stätte von andrer Arbeit; und Flachs kann mit kal- ten (c) Fingern gesponnen werden. Jeder hat seinen Webestuhl im Hause; und die Magd webt. Der Vorzug dieser Art Manufactur ist, daß sie lange mit Verlust (d) fortgehen und doch bestehen kann; weil die Zeit, so darauf gewandt wird, ohnedem verlohren, und vielleicht übel angewandt gewesen seyn würde. Hiernechst gehört ein National-Ton dazu, um Män- ner ohne Schimpf ans Rad zu bringen; und diesen zwingt der Gesetzgeber in andern Gegenden nicht. Hierinn besteht das ganze Geheimnis, (e) welches die Engländer suchen; und leichter finden als nutzen wer- den. Das Garn ist oft theurer (f) als das Linnen,
und
J 3
zweyter Abſchnitt.
(d) Die Hegung des Wildes iſt ein groſſes Ungluͤck fuͤr die Unterthanen; und Rouſſeau haͤtte es den Wiſſenſchaften anrechnen koͤnnen, daß ſie die edle Jagd-Luſt verdrungen haben. So wie das Holz wieder zunimmt; finden ſich auch die wilden Schweine haͤufiger an.
Dieſes Linnen oder Lawend welches uͤber England, Spanien, Portugall und Holland nach beyden Jn- dien und in die Laͤnder gefuͤhret wird, wo die Hitze (a) alles wollene Zeug beſchwerlich macht, wird von den Einwohnern nach verrichteter Feld- und Haus-Ar- beit, im Hauſe bereitet, entweder von Flachs oder von Hanf. (b) Mann, Frau, Kinder und Geſinde wenden die Zwiſchenraͤume ihrer Arbeit zum Spinnen an. Der Stuhl beym Rade iſt gleichſam die Ruhe- ſtaͤtte von andrer Arbeit; und Flachs kann mit kal- ten (c) Fingern geſponnen werden. Jeder hat ſeinen Webeſtuhl im Hauſe; und die Magd webt. Der Vorzug dieſer Art Manufactur iſt, daß ſie lange mit Verluſt (d) fortgehen und doch beſtehen kann; weil die Zeit, ſo darauf gewandt wird, ohnedem verlohren, und vielleicht uͤbel angewandt geweſen ſeyn wuͤrde. Hiernechſt gehoͤrt ein National-Ton dazu, um Maͤn- ner ohne Schimpf ans Rad zu bringen; und dieſen zwingt der Geſetzgeber in andern Gegenden nicht. Hierinn beſteht das ganze Geheimnis, (e) welches die Englaͤnder ſuchen; und leichter finden als nutzen wer- den. Das Garn iſt oft theurer (f) als das Linnen,
und
J 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0163"n="133"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/><noteplace="end"n="(d)">Die Hegung des Wildes iſt ein groſſes Ungluͤck fuͤr die<lb/>
Unterthanen; und Rouſſeau haͤtte es den Wiſſenſchaften<lb/>
anrechnen koͤnnen, daß ſie die edle Jagd-Luſt verdrungen<lb/>
haben. So wie das Holz wieder zunimmt; finden ſich<lb/>
auch die wilden Schweine haͤufiger an.</note><lb/><noteplace="end"n="(e)">Als Haſen, Feld-und Birk-Huͤnern, Holz-und Waſſer-<lb/>
Schnepfen, Hortolans, Krammets-Voͤgeln ꝛc. ꝛc.</note></div><lb/><divn="2"><head>§. 65.<lb/><hirendition="#b">Vom Linnen.</hi></head><lb/><p>Dieſes Linnen oder <hirendition="#fr">Lawend</hi> welches uͤber England,<lb/>
Spanien, Portugall und Holland nach beyden Jn-<lb/>
dien und in die Laͤnder gefuͤhret wird, wo die Hitze <noteplace="end"n="(a)"/><lb/>
alles wollene Zeug beſchwerlich macht, wird von den<lb/>
Einwohnern nach verrichteter Feld- und Haus-Ar-<lb/>
beit, im Hauſe bereitet, entweder von Flachs oder<lb/>
von Hanf. <noteplace="end"n="(b)"/> Mann, Frau, Kinder und Geſinde<lb/>
wenden die Zwiſchenraͤume ihrer Arbeit zum Spinnen<lb/>
an. Der Stuhl beym Rade iſt gleichſam die Ruhe-<lb/>ſtaͤtte von andrer Arbeit; und Flachs kann mit kal-<lb/>
ten <noteplace="end"n="(c)"/> Fingern geſponnen werden. Jeder hat ſeinen<lb/>
Webeſtuhl im Hauſe; und die Magd webt. Der<lb/>
Vorzug dieſer Art Manufactur iſt, daß ſie lange mit<lb/>
Verluſt <noteplace="end"n="(d)"/> fortgehen und doch beſtehen kann; weil<lb/>
die Zeit, ſo darauf gewandt wird, ohnedem verlohren,<lb/>
und vielleicht uͤbel angewandt geweſen ſeyn wuͤrde.<lb/>
Hiernechſt gehoͤrt ein National-Ton dazu, um Maͤn-<lb/>
ner ohne Schimpf ans Rad zu bringen; und dieſen<lb/>
zwingt der Geſetzgeber in andern Gegenden nicht.<lb/>
Hierinn beſteht das ganze Geheimnis, <noteplace="end"n="(e)"/> welches die<lb/>
Englaͤnder ſuchen; und leichter finden als nutzen wer-<lb/>
den. Das Garn iſt oft theurer <noteplace="end"n="(f)"/> als das Linnen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[133/0163]
zweyter Abſchnitt.
⁽d⁾ Die Hegung des Wildes iſt ein groſſes Ungluͤck fuͤr die
Unterthanen; und Rouſſeau haͤtte es den Wiſſenſchaften
anrechnen koͤnnen, daß ſie die edle Jagd-Luſt verdrungen
haben. So wie das Holz wieder zunimmt; finden ſich
auch die wilden Schweine haͤufiger an.
⁽e⁾ Als Haſen, Feld-und Birk-Huͤnern, Holz-und Waſſer-
Schnepfen, Hortolans, Krammets-Voͤgeln ꝛc. ꝛc.
§. 65.
Vom Linnen.
Dieſes Linnen oder Lawend welches uͤber England,
Spanien, Portugall und Holland nach beyden Jn-
dien und in die Laͤnder gefuͤhret wird, wo die Hitze
⁽a⁾
alles wollene Zeug beſchwerlich macht, wird von den
Einwohnern nach verrichteter Feld- und Haus-Ar-
beit, im Hauſe bereitet, entweder von Flachs oder
von Hanf.
⁽b⁾
Mann, Frau, Kinder und Geſinde
wenden die Zwiſchenraͤume ihrer Arbeit zum Spinnen
an. Der Stuhl beym Rade iſt gleichſam die Ruhe-
ſtaͤtte von andrer Arbeit; und Flachs kann mit kal-
ten
⁽c⁾
Fingern geſponnen werden. Jeder hat ſeinen
Webeſtuhl im Hauſe; und die Magd webt. Der
Vorzug dieſer Art Manufactur iſt, daß ſie lange mit
Verluſt
⁽d⁾
fortgehen und doch beſtehen kann; weil
die Zeit, ſo darauf gewandt wird, ohnedem verlohren,
und vielleicht uͤbel angewandt geweſen ſeyn wuͤrde.
Hiernechſt gehoͤrt ein National-Ton dazu, um Maͤn-
ner ohne Schimpf ans Rad zu bringen; und dieſen
zwingt der Geſetzgeber in andern Gegenden nicht.
Hierinn beſteht das ganze Geheimnis,
⁽e⁾
welches die
Englaͤnder ſuchen; und leichter finden als nutzen wer-
den. Das Garn iſt oft theurer
⁽f⁾
als das Linnen,
und
J 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/163>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.