Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Lied vom Winde. Sausewind! Brausewind! Dort und hier, Deine Heimath sage mir! "Kindlein, wir fahren Seit viel vielen Jahren Durch die weit weite Welt, Und möchten's erfragen, Die Antwort erjagen, Bei den Bergen, den Meeren, Bei des Himmels klingenden Heeren, Die wissen es nie. Bist du klüger als sie, Magst du es sagen. -- Fort, wohlauf! Halt' uns nicht auf! Kommen Andre nach, unsre Brüder, Da frag' wieder." Halt an! Gemach, Eine kleine Frist! Sagt, wo der Liebe Heimath ist, Ihr Anfang, ihr Ende? "Wer's nennen könnte! Schelmisches Kind, Lied vom Winde. Sauſewind! Brauſewind! Dort und hier, Deine Heimath ſage mir! „Kindlein, wir fahren Seit viel vielen Jahren Durch die weit weite Welt, Und moͤchten's erfragen, Die Antwort erjagen, Bei den Bergen, den Meeren, Bei des Himmels klingenden Heeren, Die wiſſen es nie. Biſt du kluͤger als ſie, Magſt du es ſagen. — Fort, wohlauf! Halt' uns nicht auf! Kommen Andre nach, unſre Bruͤder, Da frag' wieder.“ Halt an! Gemach, Eine kleine Friſt! Sagt, wo der Liebe Heimath iſt, Ihr Anfang, ihr Ende? „Wer's nennen koͤnnte! Schelmiſches Kind, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="74" facs="#f0090"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Lied vom Winde.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sauſewind! Brauſewind!</l><lb/> <l>Dort und hier,</l><lb/> <l>Deine Heimath ſage mir!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>„Kindlein, wir fahren</l><lb/> <l>Seit viel vielen Jahren</l><lb/> <l>Durch die weit weite Welt,</l><lb/> <l>Und moͤchten's erfragen,</l><lb/> <l>Die Antwort erjagen,</l><lb/> <l>Bei den Bergen, den Meeren,</l><lb/> <l>Bei des Himmels klingenden Heeren,</l><lb/> <l>Die wiſſen es nie.</l><lb/> <l>Biſt du kluͤger als ſie,</l><lb/> <l>Magſt du es ſagen.</l><lb/> <l>— Fort, wohlauf!</l><lb/> <l>Halt' uns nicht auf!</l><lb/> <l>Kommen Andre nach, unſre Bruͤder,</l><lb/> <l>Da frag' wieder.“</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Halt an! Gemach,</l><lb/> <l>Eine kleine Friſt!</l><lb/> <l>Sagt, wo der Liebe Heimath iſt,</l><lb/> <l>Ihr Anfang, ihr Ende?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>„Wer's nennen koͤnnte!</l><lb/> <l>Schelmiſches Kind,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [74/0090]
Lied vom Winde.
Sauſewind! Brauſewind!
Dort und hier,
Deine Heimath ſage mir!
„Kindlein, wir fahren
Seit viel vielen Jahren
Durch die weit weite Welt,
Und moͤchten's erfragen,
Die Antwort erjagen,
Bei den Bergen, den Meeren,
Bei des Himmels klingenden Heeren,
Die wiſſen es nie.
Biſt du kluͤger als ſie,
Magſt du es ſagen.
— Fort, wohlauf!
Halt' uns nicht auf!
Kommen Andre nach, unſre Bruͤder,
Da frag' wieder.“
Halt an! Gemach,
Eine kleine Friſt!
Sagt, wo der Liebe Heimath iſt,
Ihr Anfang, ihr Ende?
„Wer's nennen koͤnnte!
Schelmiſches Kind,
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/90>, abgerufen am 04.03.2025. |