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Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

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Ein Stündlein wohl vor Tag.
Derweil ich schlafend lag,
Ein Stündlein wohl vor Tag,
Sang vor dem Fenster auf dem Baum
Ein Schwälblein mir, ich hört' es kaum,
Ein Stündlein wohl vor Tag:
Hör' an, was ich dir sag',
Dein Schätzlein ich verklag':
Derweil ich dieses singen thu',
Herzt er ein Lieb in guter Ruh,
Ein Stündlein wohl vor Tag.
O weh! nicht weiter sag'!
O still! nichts hören mag!
Flieg' ab, flieg' ab von meinem Baum!
-- Ach, Lieb' und Treu ist wie ein Traum
Ein Stündlein wohl vor Tag.

Ein Stündlein wohl vor Tag.
Derweil ich ſchlafend lag,
Ein Stuͤndlein wohl vor Tag,
Sang vor dem Fenſter auf dem Baum
Ein Schwaͤlblein mir, ich hoͤrt' es kaum,
Ein Stuͤndlein wohl vor Tag:
Hoͤr' an, was ich dir ſag',
Dein Schaͤtzlein ich verklag':
Derweil ich dieſes ſingen thu',
Herzt er ein Lieb in guter Ruh,
Ein Stuͤndlein wohl vor Tag.
O weh! nicht weiter ſag'!
O ſtill! nichts hoͤren mag!
Flieg' ab, flieg' ab von meinem Baum!
— Ach, Lieb' und Treu iſt wie ein Traum
Ein Stuͤndlein wohl vor Tag.

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[22/0038] Ein Stündlein wohl vor Tag. Derweil ich ſchlafend lag, Ein Stuͤndlein wohl vor Tag, Sang vor dem Fenſter auf dem Baum Ein Schwaͤlblein mir, ich hoͤrt' es kaum, Ein Stuͤndlein wohl vor Tag: Hoͤr' an, was ich dir ſag', Dein Schaͤtzlein ich verklag': Derweil ich dieſes ſingen thu', Herzt er ein Lieb in guter Ruh, Ein Stuͤndlein wohl vor Tag. O weh! nicht weiter ſag'! O ſtill! nichts hoͤren mag! Flieg' ab, flieg' ab von meinem Baum! — Ach, Lieb' und Treu iſt wie ein Traum Ein Stuͤndlein wohl vor Tag.

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/38>, abgerufen am 22.12.2024.