Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Gute Lehre In unsers Pfarrers Garten, Es fällt ein warmes Regelein, Wie duften da die Blumen, Die Apfelblüth' so fein! Im Häuselein da drüben Ein Bauer vespert wohlgemuth, Hat's Fensterlein halb offen, Das Lüftlein thät ihm gut. Ei, spricht er bei sich selbsten, Ein Sonntagssträuschen hätt' ich gern, Auf morgen in die Predigt, Tulipanen oder Stern. Ein Vöglein hat's vernommen, Das denkt: dir soll geholfen seyn; Thät schnell ein Blümlein holen, Und bringt's im Schnäbelein. Ei, lachte da mein Peter!
Hat flugs sein Fenster zugemacht, Hat's Vögelein gefangen Und in den Käfig bracht. Gute Lehre In unſers Pfarrers Garten, Es faͤllt ein warmes Regelein, Wie duften da die Blumen, Die Apfelbluͤth' ſo fein! Im Haͤuſelein da druͤben Ein Bauer veſpert wohlgemuth, Hat's Fenſterlein halb offen, Das Luͤftlein thaͤt ihm gut. Ei, ſpricht er bei ſich ſelbſten, Ein Sonntagsſtraͤuschen haͤtt' ich gern, Auf morgen in die Predigt, Tulipanen oder Stern. Ein Voͤglein hat's vernommen, Das denkt: dir ſoll geholfen ſeyn; Thaͤt ſchnell ein Bluͤmlein holen, Und bringt's im Schnaͤbelein. Ei, lachte da mein Peter!
Hat flugs ſein Fenſter zugemacht, Hat's Voͤgelein gefangen Und in den Kaͤfig bracht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="210" facs="#f0226"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b #g">Gute Lehre</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>n unſers Pfarrers Garten,</l><lb/> <l>Es faͤllt ein warmes Regelein,</l><lb/> <l>Wie duften da die Blumen,</l><lb/> <l>Die Apfelbluͤth' ſo fein!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Im Haͤuſelein da druͤben</l><lb/> <l>Ein Bauer veſpert wohlgemuth,</l><lb/> <l>Hat's Fenſterlein halb offen,</l><lb/> <l>Das Luͤftlein thaͤt ihm gut.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ei, ſpricht er bei ſich ſelbſten,</l><lb/> <l>Ein Sonntagsſtraͤuschen haͤtt' ich gern,</l><lb/> <l>Auf morgen in die Predigt,</l><lb/> <l>Tulipanen oder Stern.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ein Voͤglein hat's vernommen,</l><lb/> <l>Das denkt: dir ſoll geholfen ſeyn;</l><lb/> <l>Thaͤt ſchnell ein Bluͤmlein holen,</l><lb/> <l>Und bringt's im Schnaͤbelein.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Ei, lachte da mein Peter!</l><lb/> <l>Hat flugs ſein Fenſter zugemacht,</l><lb/> <l>Hat's Voͤgelein gefangen</l><lb/> <l>Und in den Kaͤfig bracht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [210/0226]
Gute Lehre
In unſers Pfarrers Garten,
Es faͤllt ein warmes Regelein,
Wie duften da die Blumen,
Die Apfelbluͤth' ſo fein!
Im Haͤuſelein da druͤben
Ein Bauer veſpert wohlgemuth,
Hat's Fenſterlein halb offen,
Das Luͤftlein thaͤt ihm gut.
Ei, ſpricht er bei ſich ſelbſten,
Ein Sonntagsſtraͤuschen haͤtt' ich gern,
Auf morgen in die Predigt,
Tulipanen oder Stern.
Ein Voͤglein hat's vernommen,
Das denkt: dir ſoll geholfen ſeyn;
Thaͤt ſchnell ein Bluͤmlein holen,
Und bringt's im Schnaͤbelein.
Ei, lachte da mein Peter!
Hat flugs ſein Fenſter zugemacht,
Hat's Voͤgelein gefangen
Und in den Kaͤfig bracht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/226 |
Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/226>, abgerufen am 04.03.2025. |