Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Einer verehrten Frau zum Geburtstage, mit einem Blumenstock. Man sagt, an solchen Tagen sey es Pflicht, Sich selber einen Spiegel vorzuhalten; Ich bring' ihn Dir; verschmäh' dies Blümchen nicht, Es soll Dir Deinen eignen Werth entfalten. Sieh' der bescheidenen Reseda Blüthe, Ein Bild der Menschenfreundlichkeit, Die ohne Prunk, voll innerer Herzensgüte, Den Wohlgeruch der thät'gen Liebe streut. Einer verehrten Frau zum Geburtstage, mit einem Blumenſtock. Man ſagt, an ſolchen Tagen ſey es Pflicht, Sich ſelber einen Spiegel vorzuhalten; Ich bring' ihn Dir; verſchmaͤh' dies Bluͤmchen nicht, Es ſoll Dir Deinen eignen Werth entfalten. Sieh' der beſcheidenen Reſeda Bluͤthe, Ein Bild der Menſchenfreundlichkeit, Die ohne Prunk, voll innerer Herzensguͤte, Den Wohlgeruch der thaͤt'gen Liebe ſtreut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0213" n="197"/> </div> <div n="1"> <head><hi rendition="#b #g">Einer verehrten Frau</hi><lb/><hi rendition="#g">zum Geburtstage</hi>, mit einem Blumenſtock.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Man ſagt, an ſolchen Tagen ſey es Pflicht,</l><lb/> <l>Sich ſelber einen Spiegel vorzuhalten;</l><lb/> <l>Ich bring' ihn Dir; verſchmaͤh' dies Bluͤmchen nicht,</l><lb/> <l>Es ſoll Dir Deinen eignen Werth entfalten.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Sieh' der beſcheidenen Reſeda Bluͤthe,</l><lb/> <l>Ein Bild der Menſchenfreundlichkeit,</l><lb/> <l>Die ohne Prunk, voll innerer Herzensguͤte,</l><lb/> <l>Den Wohlgeruch der thaͤt'gen Liebe ſtreut.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [197/0213]
Einer verehrten Frau
zum Geburtstage, mit einem Blumenſtock.
Man ſagt, an ſolchen Tagen ſey es Pflicht,
Sich ſelber einen Spiegel vorzuhalten;
Ich bring' ihn Dir; verſchmaͤh' dies Bluͤmchen nicht,
Es ſoll Dir Deinen eignen Werth entfalten.
Sieh' der beſcheidenen Reſeda Bluͤthe,
Ein Bild der Menſchenfreundlichkeit,
Die ohne Prunk, voll innerer Herzensguͤte,
Den Wohlgeruch der thaͤt'gen Liebe ſtreut.
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