Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Erinnerung. An C. N. Jenes war zum lezten Male, Daß ich mit dir ging, o Clärchen! Ja, das war das lezte Mal, Daß wir uns wie Kinder freuten. Als wir durch die sonnenhellen, Regnerischen Straßen liefen, Unterm seidnen Schirme eilend, Beide heimlich eingeschlossen, Wie in einem Feenstübchen, Endlich einmal Arm in Arme! Wenig wagten wir zu reden,
Denn das Herz schlug zu gewaltig, Beide merkten wir es schweigend, Und ein Jedes schob im Stillen Des Gesichtes glüh'nde Röthe Auf den Widerschein des Schirmes. Ach, ein Engel warst du da! Wie du auf den Boden immer Blicktest, und die blonden Locken Um den hellen Nacken fielen. 1 *
Erinnerung. An C. N. Jenes war zum lezten Male, Daß ich mit dir ging, o Claͤrchen! Ja, das war das lezte Mal, Daß wir uns wie Kinder freuten. Als wir durch die ſonnenhellen, Regneriſchen Straßen liefen, Unterm ſeidnen Schirme eilend, Beide heimlich eingeſchloſſen, Wie in einem Feenſtuͤbchen, Endlich einmal Arm in Arme! Wenig wagten wir zu reden,
Denn das Herz ſchlug zu gewaltig, Beide merkten wir es ſchweigend, Und ein Jedes ſchob im Stillen Des Geſichtes gluͤh'nde Roͤthe Auf den Widerſchein des Schirmes. Ach, ein Engel warſt du da! Wie du auf den Boden immer Blickteſt, und die blonden Locken Um den hellen Nacken fielen. 1 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="3" facs="#f0019"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b #g">Erinnerung.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">An C. N.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Jenes war zum lezten Male,</l><lb/> <l>Daß ich mit dir ging, o Claͤrchen!</l><lb/> <l>Ja, das war das lezte Mal,</l><lb/> <l>Daß wir uns wie Kinder freuten.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Als wir durch die ſonnenhellen,</l><lb/> <l>Regneriſchen Straßen liefen,</l><lb/> <l>Unterm ſeidnen Schirme eilend,</l><lb/> <l>Beide heimlich eingeſchloſſen,</l><lb/> <l>Wie in einem Feenſtuͤbchen,</l><lb/> <l>Endlich einmal Arm in Arme!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wenig wagten wir zu reden,</l><lb/> <l>Denn das Herz ſchlug zu gewaltig,</l><lb/> <l>Beide merkten wir es ſchweigend,</l><lb/> <l>Und ein Jedes ſchob im Stillen</l><lb/> <l>Des Geſichtes gluͤh'nde Roͤthe</l><lb/> <l>Auf den Widerſchein des Schirmes.</l><lb/> <l>Ach, ein Engel warſt du da!</l><lb/> <l>Wie du auf den Boden immer</l><lb/> <l>Blickteſt, und die blonden Locken</l><lb/> <l>Um den hellen Nacken fielen.</l><lb/> </lg> <fw type="sig" place="bottom">1 *<lb/></fw> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [3/0019]
Erinnerung.
An C. N.
Jenes war zum lezten Male,
Daß ich mit dir ging, o Claͤrchen!
Ja, das war das lezte Mal,
Daß wir uns wie Kinder freuten.
Als wir durch die ſonnenhellen,
Regneriſchen Straßen liefen,
Unterm ſeidnen Schirme eilend,
Beide heimlich eingeſchloſſen,
Wie in einem Feenſtuͤbchen,
Endlich einmal Arm in Arme!
Wenig wagten wir zu reden,
Denn das Herz ſchlug zu gewaltig,
Beide merkten wir es ſchweigend,
Und ein Jedes ſchob im Stillen
Des Geſichtes gluͤh'nde Roͤthe
Auf den Widerſchein des Schirmes.
Ach, ein Engel warſt du da!
Wie du auf den Boden immer
Blickteſt, und die blonden Locken
Um den hellen Nacken fielen.
1 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/19 |
Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/19>, abgerufen am 04.03.2025. |