Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Verborgenheit. Laß, o Welt, o laß mich seyn! Locket nicht mit Liebesgaben! Laßt dies Herz alleine haben Seine Wonne, seine Pein! Was ich traure weiß ich nicht, Es ist unbekanntes Wehe; Immerdar durch Thränen sehe Ich der Sonne liebes Licht. Oft bin ich mir kaum bewußt, Und die helle Freude zücket Durch die Schwere, so mich drücket Wonniglich in meiner Brust. Laß, o Welt, o laß mich seyn! Locket nicht mit Liebesgaben! Laßt dies Herz alleine haben Seine Wonne, seine Pein! Verborgenheit. Laß, o Welt, o laß mich ſeyn! Locket nicht mit Liebesgaben! Laßt dies Herz alleine haben Seine Wonne, ſeine Pein! Was ich traure weiß ich nicht, Es iſt unbekanntes Wehe; Immerdar durch Thraͤnen ſehe Ich der Sonne liebes Licht. Oft bin ich mir kaum bewußt, Und die helle Freude zuͤcket Durch die Schwere, ſo mich druͤcket Wonniglich in meiner Bruſt. Laß, o Welt, o laß mich ſeyn! Locket nicht mit Liebesgaben! Laßt dies Herz alleine haben Seine Wonne, ſeine Pein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0159" n="143"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verborgenheit.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">L</hi>aß, o Welt, o laß mich ſeyn!</l><lb/> <l>Locket nicht mit Liebesgaben!</l><lb/> <l>Laßt dies Herz alleine haben</l><lb/> <l>Seine Wonne, ſeine Pein!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Was ich traure weiß ich nicht,</l><lb/> <l>Es iſt unbekanntes Wehe;</l><lb/> <l>Immerdar durch Thraͤnen ſehe</l><lb/> <l>Ich der Sonne liebes Licht.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Oft bin ich mir kaum bewußt,</l><lb/> <l>Und die helle Freude zuͤcket</l><lb/> <l>Durch die Schwere, ſo mich druͤcket</l><lb/> <l>Wonniglich in meiner Bruſt.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Laß, o Welt, o laß mich ſeyn!</l><lb/> <l>Locket nicht mit Liebesgaben!</l><lb/> <l>Laßt dies Herz alleine haben</l><lb/> <l>Seine Wonne, ſeine Pein!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [143/0159]
Verborgenheit.
Laß, o Welt, o laß mich ſeyn!
Locket nicht mit Liebesgaben!
Laßt dies Herz alleine haben
Seine Wonne, ſeine Pein!
Was ich traure weiß ich nicht,
Es iſt unbekanntes Wehe;
Immerdar durch Thraͤnen ſehe
Ich der Sonne liebes Licht.
Oft bin ich mir kaum bewußt,
Und die helle Freude zuͤcket
Durch die Schwere, ſo mich druͤcket
Wonniglich in meiner Bruſt.
Laß, o Welt, o laß mich ſeyn!
Locket nicht mit Liebesgaben!
Laßt dies Herz alleine haben
Seine Wonne, ſeine Pein!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |