Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Eberhard Wächter. In seine hohen Wände eingeschlossen, Mit traurig schönen Geistern im Verkehr, Gestärkt am reinen Athem des Homer, Von Goldgewölken Attikas umflossen: So stets vor seinen Tüchern unverdrossen, Fern von dem Markt der Künste, sizet er; Kein Neid verlezt, kein Lob berauscht ihn mehr, Ihm blüht ein Kranz bei herrlichern Genossen. O kommt und schaut ein selig Künstlerleben! Besuchet ihn am abendlichen Herd, Wenn diese Stirne sich der Wunderschwingen Des Genius erwehrend, nun soeben Sich munter zu dem Alltagskreise kehrt, Den Weib und Kinder scherzend um ihn schlingen. Eberhard Wächter. In ſeine hohen Waͤnde eingeſchloſſen, Mit traurig ſchoͤnen Geiſtern im Verkehr, Geſtaͤrkt am reinen Athem des Homer, Von Goldgewoͤlken Attikas umfloſſen: So ſtets vor ſeinen Tuͤchern unverdroſſen, Fern von dem Markt der Kuͤnſte, ſizet er; Kein Neid verlezt, kein Lob berauſcht ihn mehr, Ihm bluͤht ein Kranz bei herrlichern Genoſſen. O kommt und ſchaut ein ſelig Kuͤnſtlerleben! Beſuchet ihn am abendlichen Herd, Wenn dieſe Stirne ſich der Wunderſchwingen Des Genius erwehrend, nun ſoeben Sich munter zu dem Alltagskreiſe kehrt, Den Weib und Kinder ſcherzend um ihn ſchlingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="135" facs="#f0151"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eberhard Wächter.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In ſeine hohen Waͤnde eingeſchloſſen,</l><lb/> <l>Mit traurig ſchoͤnen Geiſtern im Verkehr,</l><lb/> <l>Geſtaͤrkt am reinen Athem des Homer,</l><lb/> <l>Von Goldgewoͤlken Attikas umfloſſen:</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>So ſtets vor ſeinen Tuͤchern unverdroſſen,</l><lb/> <l>Fern von dem Markt der Kuͤnſte, ſizet er;</l><lb/> <l>Kein Neid verlezt, kein Lob berauſcht ihn mehr,</l><lb/> <l>Ihm bluͤht ein Kranz bei herrlichern Genoſſen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O kommt und ſchaut ein ſelig Kuͤnſtlerleben!</l><lb/> <l>Beſuchet ihn am abendlichen Herd,</l><lb/> <l>Wenn dieſe Stirne ſich der Wunderſchwingen</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Des Genius erwehrend, nun ſoeben</l><lb/> <l>Sich munter zu dem Alltagskreiſe kehrt,</l><lb/> <l>Den Weib und Kinder ſcherzend um ihn ſchlingen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </body> </text> </TEI> [135/0151]
Eberhard Wächter.
In ſeine hohen Waͤnde eingeſchloſſen,
Mit traurig ſchoͤnen Geiſtern im Verkehr,
Geſtaͤrkt am reinen Athem des Homer,
Von Goldgewoͤlken Attikas umfloſſen:
So ſtets vor ſeinen Tuͤchern unverdroſſen,
Fern von dem Markt der Kuͤnſte, ſizet er;
Kein Neid verlezt, kein Lob berauſcht ihn mehr,
Ihm bluͤht ein Kranz bei herrlichern Genoſſen.
O kommt und ſchaut ein ſelig Kuͤnſtlerleben!
Beſuchet ihn am abendlichen Herd,
Wenn dieſe Stirne ſich der Wunderſchwingen
Des Genius erwehrend, nun ſoeben
Sich munter zu dem Alltagskreiſe kehrt,
Den Weib und Kinder ſcherzend um ihn ſchlingen.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/151>, abgerufen am 04.03.2025. |