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Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

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Lied eines Verliebten.
In aller Früh', ach, lang vor Tag
Weckt mich mein Herz, an dich zu denken
Da doch gesunde Jugend schlafen mag.
Hell ist mein Aug' um Mitternacht,
Heller als frühe Morgenglocken:
Wann hätt'st du je am Tage mein gedacht?
Wär' ich ein Fischer, stünd' ich auf,
Trüge mein Netz hinab zum Flusse,
Trüg' herzlich froh die Fische zum Verkauf.
In der Mühle, bei Licht, der Müllerknecht
Tummelt sich, alle Gänge klappern;
So rüstig Treiben wär' mir eben recht!
Weh, aber ich! o armer Tropf!
Muß auf dem Lager mich müßig grämen,
Ein ungebärdig Mutterkind im Kopf!

Lied eines Verliebten.
In aller Fruͤh', ach, lang vor Tag
Weckt mich mein Herz, an dich zu denken
Da doch geſunde Jugend ſchlafen mag.
Hell iſt mein Aug' um Mitternacht,
Heller als fruͤhe Morgenglocken:
Wann haͤtt'ſt du je am Tage mein gedacht?
Waͤr' ich ein Fiſcher, ſtuͤnd' ich auf,
Truͤge mein Netz hinab zum Fluſſe,
Truͤg' herzlich froh die Fiſche zum Verkauf.
In der Muͤhle, bei Licht, der Muͤllerknecht
Tummelt ſich, alle Gaͤnge klappern;
So ruͤſtig Treiben waͤr' mir eben recht!
Weh, aber ich! o armer Tropf!
Muß auf dem Lager mich muͤßig graͤmen,
Ein ungebaͤrdig Mutterkind im Kopf!

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[109/0125] Lied eines Verliebten. In aller Fruͤh', ach, lang vor Tag Weckt mich mein Herz, an dich zu denken Da doch geſunde Jugend ſchlafen mag. Hell iſt mein Aug' um Mitternacht, Heller als fruͤhe Morgenglocken: Wann haͤtt'ſt du je am Tage mein gedacht? Waͤr' ich ein Fiſcher, ſtuͤnd' ich auf, Truͤge mein Netz hinab zum Fluſſe, Truͤg' herzlich froh die Fiſche zum Verkauf. In der Muͤhle, bei Licht, der Muͤllerknecht Tummelt ſich, alle Gaͤnge klappern; So ruͤſtig Treiben waͤr' mir eben recht! Weh, aber ich! o armer Tropf! Muß auf dem Lager mich muͤßig graͤmen, Ein ungebaͤrdig Mutterkind im Kopf!

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/125>, abgerufen am 22.12.2024.