Vorbericht zum zweyten Bande des verlohrnen Paradieses.
Jch lege hiermit meinen Lesern die sechs letzten Ge- sänge des Miltonischen verlohrnen Paradieses vor, und hoffe, daß sie dieselben eben so gütig aufnehmen werden, als die sechs ersten.
Der geschwinde Abgang des ersten Theils meiner Ueber- setzung hat mir gezeigt, daß ich eine nicht ganz undankbare oder unnütze Arbeit unternommen habe; und dieser Beyfall hat mich ermuntert, diese mühsame Uebersetzung nicht allein zu vollenden, sondern sie auch in Ansehung der Verse so harmonisch zu machen, als es mir nur immer möglich gewesen ist. Jch muß indeß meine Leser bitten, bey der Beurtheilung dieses Werks billig zu seyn. Nichts ist leichter, als daß ein Kunstrichter, der mit feindlichem Blute sich hinsetzt, Fehler zu finden, sehr leicht Fehler entdeckt; denn wo ist denn auch das vollkommenste menschliche Werk, wel- ches hievon frey wäre? Wenn man aber eine solche Unternehm[u]ng,
wie
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Vorbericht zum zweyten Bande des verlohrnen Paradieſes.
Jch lege hiermit meinen Leſern die ſechs letzten Ge- ſaͤnge des Miltoniſchen verlohrnen Paradieſes vor, und hoffe, daß ſie dieſelben eben ſo guͤtig aufnehmen werden, als die ſechs erſten.
Der geſchwinde Abgang des erſten Theils meiner Ueber- ſetzung hat mir gezeigt, daß ich eine nicht ganz undankbare oder unnuͤtze Arbeit unternommen habe; und dieſer Beyfall hat mich ermuntert, dieſe muͤhſame Ueberſetzung nicht allein zu vollenden, ſondern ſie auch in Anſehung der Verſe ſo harmoniſch zu machen, als es mir nur immer moͤglich geweſen iſt. Jch muß indeß meine Leſer bitten, bey der Beurtheilung dieſes Werks billig zu ſeyn. Nichts iſt leichter, als daß ein Kunſtrichter, der mit feindlichem Blute ſich hinſetzt, Fehler zu finden, ſehr leicht Fehler entdeckt; denn wo iſt denn auch das vollkommenſte menſchliche Werk, wel- ches hievon frey waͤre? Wenn man aber eine ſolche Unternehm[u]ng,
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[0009]
Vorbericht
zum zweyten Bande
des
verlohrnen Paradieſes.
Jch lege hiermit meinen Leſern die ſechs letzten Ge-
ſaͤnge des Miltoniſchen verlohrnen Paradieſes
vor, und hoffe, daß ſie dieſelben eben ſo guͤtig
aufnehmen werden, als die ſechs erſten.
Der geſchwinde Abgang des erſten Theils meiner Ueber-
ſetzung hat mir gezeigt, daß ich eine nicht ganz undankbare oder
unnuͤtze Arbeit unternommen habe; und dieſer Beyfall hat mich
ermuntert, dieſe muͤhſame Ueberſetzung nicht allein zu vollenden,
ſondern ſie auch in Anſehung der Verſe ſo harmoniſch zu machen,
als es mir nur immer moͤglich geweſen iſt. Jch muß indeß meine
Leſer bitten, bey der Beurtheilung dieſes Werks billig zu ſeyn.
Nichts iſt leichter, als daß ein Kunſtrichter, der mit feindlichem
Blute ſich hinſetzt, Fehler zu finden, ſehr leicht Fehler entdeckt;
denn wo iſt denn auch das vollkommenſte menſchliche Werk, wel-
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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/9>, abgerufen am 22.02.2025.
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