Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Firnelicht. Wie pocht' das Herz mir in der Brust, Trotz meiner jungen Wanderlust, Da, heimgewendet, ich erschaut' Die Schneegebirge, süß umblaut, Das große stille Leuchten! Ich athmet' eilig, wie auf Raub, Der Märkte Dunst, der Städte Staub. Ich sah den Kampf. Was sagest du, Mein reines Firnelicht, dazu, Du großes stilles Leuchten? Nie prahlt' ich mit der Heimath noch Und liebe sie von Herzen doch, In meinem Wesen und Gedicht Allüberall ist Firnelicht, Das große stille Leuchten. Was kann ich für die Heimath thun, Bevor ich geh' im Grabe ruhn? Was geb ich, das dem Tod entflieht? Vielleicht ein Wort, vielleicht ein Lied, Ein kleines stilles Leuchten! Firnelicht. Wie pocht' das Herz mir in der Bruſt, Trotz meiner jungen Wanderluſt, Da, heimgewendet, ich erſchaut' Die Schneegebirge, ſüß umblaut, Das große ſtille Leuchten! Ich athmet' eilig, wie auf Raub, Der Märkte Dunſt, der Städte Staub. Ich ſah den Kampf. Was ſageſt du, Mein reines Firnelicht, dazu, Du großes ſtilles Leuchten? Nie prahlt' ich mit der Heimath noch Und liebe ſie von Herzen doch, In meinem Weſen und Gedicht Allüberall iſt Firnelicht, Das große ſtille Leuchten. Was kann ich für die Heimath thun, Bevor ich geh' im Grabe ruhn? Was geb ich, das dem Tod entflieht? Vielleicht ein Wort, vielleicht ein Lied, Ein kleines ſtilles Leuchten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0087" n="73"/> </div> <div n="2"> <head>Firnelicht.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie pocht' das Herz mir in der Bruſt,</l><lb/> <l>Trotz meiner jungen Wanderluſt,</l><lb/> <l>Da, heimgewendet, ich erſchaut'</l><lb/> <l>Die Schneegebirge, ſüß umblaut,</l><lb/> <l rendition="#et">Das große ſtille Leuchten!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich athmet' eilig, wie auf Raub,</l><lb/> <l>Der Märkte Dunſt, der Städte Staub.</l><lb/> <l>Ich ſah den Kampf. Was ſageſt du,</l><lb/> <l>Mein reines Firnelicht, dazu,</l><lb/> <l rendition="#et">Du großes ſtilles Leuchten?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Nie prahlt' ich mit der Heimath noch</l><lb/> <l>Und liebe ſie von Herzen doch,</l><lb/> <l>In meinem Weſen und Gedicht</l><lb/> <l>Allüberall iſt Firnelicht,</l><lb/> <l rendition="#et">Das große ſtille Leuchten.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Was kann ich für die Heimath thun,</l><lb/> <l>Bevor ich geh' im Grabe ruhn?</l><lb/> <l>Was geb ich, das dem Tod entflieht?</l><lb/> <l>Vielleicht ein Wort, vielleicht ein Lied,</l><lb/> <l rendition="#et">Ein kleines ſtilles Leuchten!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0087]
Firnelicht.
Wie pocht' das Herz mir in der Bruſt,
Trotz meiner jungen Wanderluſt,
Da, heimgewendet, ich erſchaut'
Die Schneegebirge, ſüß umblaut,
Das große ſtille Leuchten!
Ich athmet' eilig, wie auf Raub,
Der Märkte Dunſt, der Städte Staub.
Ich ſah den Kampf. Was ſageſt du,
Mein reines Firnelicht, dazu,
Du großes ſtilles Leuchten?
Nie prahlt' ich mit der Heimath noch
Und liebe ſie von Herzen doch,
In meinem Weſen und Gedicht
Allüberall iſt Firnelicht,
Das große ſtille Leuchten.
Was kann ich für die Heimath thun,
Bevor ich geh' im Grabe ruhn?
Was geb ich, das dem Tod entflieht?
Vielleicht ein Wort, vielleicht ein Lied,
Ein kleines ſtilles Leuchten!
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